Als Expertin für Hochschuldidaktik ist Caroline Ebel seit Herbst 2022 für die Zusammenarbeit mit den Studienkommissionen im Bereich Lehrentwicklung sowie für die Beratung, Coaching und Fortbildung von Lehrenden verantwortlich und zieht im Gespräch mit dem mdw-Magazin eine erste Bilanz.

Caroline Ebel ist ausgebildete Schulmusikerin, Instrumentalistin und als Supervisorin und Coachin mit der Beratung und Fortbildung von Lehrenden befasst. © Inke Gehrling

Frau Ebel, Sie sind an der mdw seit einem Jahr mit dem Thema Hochschuldidaktik befasst. Was kann man sich unter diesem Begriff vorstellen?

Caroline Ebel (CE): Hochschuldidaktik beschäftigt sich mit der Lehr- und Lernkultur, das heißt mit der Art und Weise, wie Lehren und Lernen im universitären Kontext gestaltet wird. Mir gefällt dieser Begriff der Lehr-Lern-Kultur, weil er zum Ausdruck bringt, welche Werte uns als Bildungsinstitution zu Grunde liegen. Wie ist unsere Haltung, unsere Rolle als Lehrende? Wie komme ich mit Studierenden in Beziehung und wie vermittle ich das, wofür ich mit meiner künstlerischen, fachlichen und pädagogischen Expertise stehe?

Was ist ihr Ziel als Expertin in diesem Bereich?

CE: Ich möchte die Lehrenden unterstützen und zur Weiterentwicklung der Lehre beitragen. Daher bin ich dabei, alle Institute zu besuchen und die Lehrenden zu fragen, wovon sie profitieren würden. Ich möchte herausfinden, was die Lehre am jeweiligen Institut ausmacht, was die Lehrenden beschäftigt, welche Baustellen oder möglichen Ansatzpunkte es gibt. Aus diesen Erkenntnissen werde ich nun mein Angebot entwickeln und zu den jeweiligen Themenfeldern passende Formate kreieren.

Kommen einzelne Lehrende mit konkreten Themen auf Sie zu oder bieten Sie eine bestimmte Auswahl an Formaten an, aus denen man auswählen kann?

CE: Sowohl als auch. Lehrende können jederzeit eigeninitiativ mit Fragen und Anliegen auf mich zukommen. Ich habe selbst einen Beratungshintergrund in Supervision und Coaching und stehe den Lehrenden in dieser Funktion zur Verfügung. Neben den direkten Anfragen bündle ich Themen und erstelle Angebote, die ich direkt mit den Instituten bespreche. Hier hat bereits einiges gestartet, wie etwa eine Supervisionsgruppe für Lehrende im Einzelunterricht, kollegialer Austausch zu zentralen Fragen der Lehre oder Methodentraining für Lehrende im Gruppenunterricht. Weiters wurde ich auch für Hospitationen angefragt, da sich manche Lehrende Feedback zu ihrem Unterricht wünschen.

Ich spreche mit den Lehrenden, um herauszufinden, was die Anliegen sind, und entwickle dazu die passenden Angebote.

 

Neben Ihrer Tätigkeit im Büro der Vizerektorin für Lehre sind Sie auch weiterhin am Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren (IMP) angestellt.

CE: Ich habe noch einen Lehrauftrag an meinem ehemaligen Institut, weil mir wichtig war, dass ich selbst unterrichte. Ich möchte mich auch weiterhin mit meiner Lehre auseinandersetzen können, sonst habe ich das Gefühl, dass ich als Pädagogin nicht authentisch bin.

Sie waren selbst als Musiklehrende an verschiedenen Gymnasien tätig. Hatten die eigenen Erfahrungen im Unterricht Auswirkungen auf das Interesse an Supervision und Coaching?

CE: Ja schon, ich bin zwar eine begeisterte Pädagogin, habe aber im schulischen Kontext sehr mit dem Rollenverständnis gehadert. Durch die Supervision konnte ich einen anderen Blick auf die Pädagogik gewinnen – das Arbeiten auf Augenhöhe hat mich dabei besonders angesprochen. Die Schulpädagogik hingegen habe ich damals als sehr instruktiv empfunden.

Dieses Wissen haben Sie dann als Universitätsassistentin am Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren (IMP) eingesetzt?

CE: Ich habe mich an der mdw mit der Idee beworben Lehrenden-Bildung zu machen, die persönlichkeitsbildende Formate wie Supervision und Coaching mit integriert – was auch gelungen ist. Dadurch hat sich auch meine Lehre im Lauf der Zeit stark verändert. Ich habe versucht meine pädagogische Idee und das, was ich durch meine Supervisions- und Coaching-Ausbildung gelernt habe, zusammenzubringen. Irgendwann bin ich schließlich auf den Bereich der Hochschuldidaktik gestoßen und habe festgestellt, dass es genau dieser Bereich ist, mit dem ich mich bereits jahrelang beschäftigt habe.

Sie unterstützen auch weiterhin Lehrende in der Berufseinstiegsphase. Was fasziniert Sie daran?

CE: Mich interessiert der Übergang vom Lernenden zum Lehrenden und wie sich dieser Prozess vollzieht. Dabei beschäftigen mich die Identifikationsprozesse mit der beruflichen Rolle als Pädagog_in und wie wir hier an der mdw diese Entwicklung begleiten können.

Wie kann man dabei konkret unterstützen?

CE: Ich begleite Studierende in der Praxisphase mit konkreter Fall-Supervision, wo jede_r seinen Fall einbringen und thematisieren kann, danach wird das Geschilderte analytisch beleuchtet und gemeinsam mit den Kolleg_innen nach Handlungsalternativen und Gestaltungsspielräumen geforscht. Mit verschiedenen Bausteinen bringe ich die Lehrenden in die Auseinandersetzung. Was macht die Rolle aus? Was für Erwartungen gibt es? Worin liegen besondere Herausforderungen? Ich versuche Elemente aus der Beratung mit jenen aus der Bildung und der Erziehungswissenschaft zusammenzubringen und dadurch die Lehrenden in ihrer Selbstreflexion zu unterstützen.

Im Rahmen der Hochschuldidaktik arbeiten Sie auch mit den Studienkommissionen im Bereich Lehrentwicklung zusammen …

CE: Genau, ich arbeite mit Ester Tomasi-Fumics an der Curricula-Entwicklung und unterstütze und berate die Studienkommissionen in didaktischen Fragen wie etwa zu passenden Lehrveranstaltungsformaten oder Kompetenzformulierungen. Ich arbeite zum Beispiel auch an einer Systematik von Lehrveranstaltungsarten an der mdw, um die Arbeit für die Studienkommissionen zu erleichtern. Darüber hinaus beschäftigen Ester Tomasi-Fumics und ich uns damit, welche – auch innovativen – Lehr-Lern-Formen wir noch nicht abgebildet haben und wie wir unsere Lehre weiterentwickeln und ergänzen können.

Welche Projekte sind als nächstes geplant und was würden Sie sich für den Bereich Hochschuldidaktik wünschen?

CE: Ich möchte verschiedene hochschuldidaktische Formate an der mdw fest etablieren und auch mit Barbara Strack-Hanisch, der neuen Vizerektorin für Lehre, in diesem Bereich gemeinsam etwas entwickeln. Generell wünsche ich mir den Bereich der Hochschuldidaktik im Haus noch mehr ins Bewusstsein bringen zu können und zu einer inspirierenden und flächendeckenden Auseinandersetzung mit dem Lehren und Lernen an der mdw beizutragen.

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