Wie mdw-Lehrende ihre Unterrichtskompetenzen erweitern

Seit Beginn des Universitätslehrgangs Musikphysiologie vor sieben Jahren haben von insgesamt 66 Absolvent_innen auch 12 Lehrende der mdw den Lehrgang erfolgreich abgeschlossen. Ziel des Lehrgangs ist es, dass bei den Musikpädagog_innen – sei es auf der Uni oder in den Musikschulen – ein Bewusstsein für ein gesundes Musizieren geschaffen werden kann, denn dann besteht die Chance, nicht nur spielbedingte Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen, sondern auch die Leistung am Instrument zu erhöhen. Wichtig ist zu betonen, dass dabei aus Musiker_innen und Musikpädagog_innen keine Therapeut_innen werden, die Diagnosen stellen, Gesundheitsberatung abgeben oder Krankheiten behandeln können. Der Lehrgang, der an der mdw von Alexandra Türk-Espitalier geleitet wird, bewegt sich im Bereich der Primärprävention und die Teilnehmer_innen lernen, körperliche und mentale Übungen mit gesunden Schüler_innen im Instrumentalunterricht anzuwenden. Alles andere wäre unseriös. Einen Einblick, welchen Einfluss der Lehrgang auf ihr tägliches Unterrichten hat, wie sich ihr Blick auf Studierende verändert hat und wie Studierende selbst auf neue Unterrichtsinhalte reagieren, geben im Folgenden Lehrende, die das Weiterbildungsangebot genutzt haben.

© Lev Sinaiski

„Durch die Vielseitigkeit der Fächer, die im Lehrgang angeboten werden, konnte ich viele Kompetenzen hinzugewinnen und schon bestehende anreichern, was mich als Unterrichtende kompetenter und auch lockerer auftreten lässt“, fasst Veronika Morscher ihre Erfahrung zusammen. Die Sängerin ist inzwischen selbst als Lehrende in der Abteilung Musikphysiologie tätig und unterrichtet die Fächer Konzentrationspraxis, Atem- und Bewegungsarbeit, Auftrittscoaching und Yoga. Ausgebildete Yoga-Lehrerin war Morscher bereits zuvor, aber der Lehrgang hat ihr ermöglicht, die Schnittstelle zwischen Musik, Körper und Geist noch besser zu verstehen. Das Erkennen und Begreifen körperlicher, emotionaler und musikalischer Zusammenhänge ist ein zentraler Punkt des Lehrgangs. Dieses Wissen können Absolvent_innen für das eigene Üben, Konzertieren und Unterrichten anwenden.

Wally Hase vom Leonard-Bernstein-Institut lässt ihr gelerntes Wissen über Anatomie und Haltung sofort in den Flötenunterricht einfließen. © Alexandra Türk-Espitalier

Die sofortige Anwendbarkeit der Lehrinhalte im Instrumentalunterricht ist etwas, das auch Trompeter Jakob Gollien am Lehrgang schätzt. Als Lehrender am Franz Schubert Institut für Blas- und Schlaginstrumente in der Musikpädagogik weiß er aber auch, dass die Reaktionen der Studierenden auf musikphysiologische Inhalte oft ganz unterschiedlich sind, je nachdem, wie offen und bereit jemand für andere und neue Zugänge ist. „Warum soll ich die Übung machen, wenn mir noch nichts weh tut?“. „Wozu soll ich mich vor dem Üben körperlich aufwärmen?“ Typische Fragen, die auch sein Institutskollege Thomas Lachtner gut kennt. Beide haben aber durch den Lehrgang nun genügend qualifizierte Antworten und Argumente, um den Studierenden den Sinn klar zu vermitteln. „Manche sind einfach noch gar nicht mit Musikphysiologie in Berührung gekommen, haben keine oder nur wenig Erfahrung mit Körperbewusstsein und Selbstreflexion und sind eher zaghaft beim Erforschen neuer Möglichkeiten“, sagt Lachtner. „Wenn sie aber den Nutzen einer Übung erkannt haben, beziehungsweise letztendlich auch den positiven Effekt erkennen und spüren, ist alles gut“, ergänzt Gollien. Beide Lehrende achten seit dem Absolvieren des Lehrgangs noch genauer als früher auf die Körperhaltung am Instrument und das Übeverhalten ihrer Studierenden im Trompetenunterricht und bringen präventive Inhalte in ihre Lehrveranstaltungen Didaktik und Lehrpraxis für Blechbläser_innen sowie Atemphysiologie für Holz- und Blechbläser_innen ein.

„Mich hat der Lehrgang mit seiner großen inhaltlichen Vielfalt sehr inspiriert, im Unterricht den ganzen Menschen im Blick zu behalten“, erklärt Barbara Sattler vom Ludwig van Beethoven Institut für Klavier in der Musikpädagogik, © Alexandra Türk-Espitalier

Neben den hier porträtierten mdw-Lehrenden integrieren Absolvent_innen des Lehrgangs ihr erworbenes Wissen in ähnlicher Art und Weise in ihren Unterricht. Besonders erfreulich ist, dass die Vielfalt und Qualität der Lehre an der mdw durch den Universitätslehrgang Musikphysiologie kontinuierlich gesteigert wird.

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