Spüren, wozu man Musik macht
Dienstag, 18.30 Uhr. Im Clara Schumann-Saal der mdw finden sich Studierende verschiedener Studienrichtungen ein, empfangen von Miriam Steinkühler-Fuchsberger, Lehrende am ipop – Institut für Popularmusik. Ihr Auftrag heute, wie an anderen Dienstagen davor: In den vom Unitag müden Studierenden die Leidenschaft für das gemeinsame Singen entfachen. Das mdw-Magazin war bei einer dieser Chorproben dabei.
Die Teilnahme beim ipop-Chor ist mein Ausgleich, oft das Highlight meiner Woche. Man kann in angenehmer Atmosphäre etwas lernen und singend Gefühle rauslassen.
Chiara Grabherr, Studierende Musikerziehung mit Hauptfach Popgesang
Offen steht der ipop-Chor als Wahlfach mdw-Studierenden aller Studienrichtungen. Die Idee für den Chor stammt von der ipop-Lehrenden Patricia Simpson. Gemeinsam mit Philipp Sageder, ebenfalls Lehrender am ipop, fand sie chorinteressierte Studierende. Anfangs gab es noch keine Benotung für die Teilnahme und der Chor wurde unter Anleitung von Simpson und Sageder teilweise von Studierenden geleitet. Der Erfolg des Formats wurde, auch durch Auftritte, sichtbar und der ipop-Chor wurde zu einer Lehrveranstaltung. Im Wintersemester 2018/19 übernahmen die Lehrenden Miriam Steinkühler-Fuchsberger und Patrik Thurner die Leitung.
Im laufenden Studienjahr unterrichtet Steinkühler-Fuchsberger alleine, Thurner muss aus Zeitgründen vom Chor pausieren. Vom Unterrichten zu zweit (Teamteaching) profitieren sie. „Ich habe durch das Teamteaching einiges gelernt und gemeinsam haben wir den Chor auf vielen Ebenen weitergebracht“, so Thurner. „Es ist inspirierend, man ergänzt und unterstützt sich. Einer ist am Klavier und die andere dirigiert, so kann man die Studierenden noch mehr motivieren“, sagt Steinkühler-Fuchsberger.
Die Probe beginnt mit dem Einsingen. Strecken, dehnen, den Körper nach links und rechts drehen, Kaubewegungen. Körper und Mund werden mobilisiert. Die Chorleiterin stimmt am Klavier an und gibt Anweisungen. Die Töne werden mal gelangweilt, mal begeistert gesungen. „Merkt ihr, wie der Sound ein anderer ist?“, fragt sie. Der Ton der „begeisterten“ Variante soll in die folgende Probenarbeit für den Song Uptown Funk übernommen werden. „Ich weiß, es ist in euch drinnen, ich muss es nur rauskitzeln“, ruft Steinkühler-Fuchsberger den Studierenden zu. Die Studierenden beschreiben ihre Chorleiterin als Energiebündel. „Sie schafft es, die Leute zu pushen und mit ihrer Energie alle mitzuziehen“, sagt Maximilian Mendler, Studierender der Instrumental(Gesangs-)Pädagogik Schlagzeug Percussion Popularmusik. „Wenn die Studierenden richtig Spaß haben bei einem Song, spüren sie, wozu sie Musik machen. Das belohnt mich für meinen Einsatz“, so Steinkühler-Fuchsberger. Sie und Thurner brachten auch eigene Arrangements in den Chor ein. Diese kreative Arbeit wird von den Studierenden sehr geschätzt.
Bereichernd für alle Beteiligten war auch The Arrangers Project im Sommersemester 2023. Mit Feedback der Chorleitung schrieben oder arrangierten Studierende Songs für den Chor und studierten sie ein. „Das Konzert mit Musik von Studierenden für Studierende war unglaublich. Die Erarbeitung der Stücke war aufwendig, aber die Teilnehmenden haben viel gelernt“, resümiert Thurner. Dazu kommen die Vernetzungsmöglichkeiten. „Der ipop-Chor ist eine gute Chance, um Kontakte außerhalb des eigenen Instituts zu knüpfen“, meint Tonmeister-Studentin Amelie Späth. Als Jazz- und Pop-Fan will sie schon am Beginn ihres Studiums einen Fokus auf Popmusik legen.
„Im Chor zu singen bedeutet Teil eines harmonischen Gefüges zu sein. Nur wenn alle mitziehen, kann es gut werden, daher hat man eine Verantwortung“, betont Maximilian Mendler. Für Instrumentalisten wie ihn ist es essenziell, singen zu können und ein Gefühl für die Stimme zu haben. Chiara Grabherr singt auch in anderen Chören und betont: „Beim ipop-Chor sind alle richtig dabei, wir werden eins.“
Für die weitere Entwicklung des Chors wünscht sich die Leitung eine zweite Formation innerhalb des ipop-Chors bilden zu können. „Es gibt Studierende, die noch intensiver arbeiten und an den Stücken und Sounds feilen möchten“, sagt Thurner. Bei vertiefter und längerfristiger Arbeit sind auch Tourneen und Wettbewerbsteilnahmen denkbar.
Ausgelassene Stimmung herrscht am Ende der Probe. Die Sänger_innen geben beim Singen von Uptown Funk, das mit einem lautem „Bow!“ endet, noch einmal alles. „Yeah, habt ihr das gespürt?!“, freut sich die Lehrende und verabschiedet alle bis zum nächsten Dienstag.