Anfang Juni fand im Wolkenturm in Grafenegg das spektakuläre Konzert Joe Zawinul’s Music Odyssey statt. Daran beteiligt waren die Zawinul All-Star Big Band, das radio.string.quartet, erweitert zu einem Streichorchester u.a. mit dem inn.wien ensemble, sowie die Zawinul Legacy Band 3.0. Das große Finale des Konzerts wurde von dem mdw-Lehrenden Markus Geiselhart geleitet und arrangiert. In der Zawinul All-Star Band sowie im Streichorchester waren zahlreiche Studierende der mdw vertreten.

Tony Zawinul hielt einen spannenden Vortrag © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Drei Tage vor diesem Konzerthighlight gaben die Zawinul Legacy Band 3.0 und Tony Zawinul, der älteste Sohn von Joe Zawinul, einen Workshop am ipop – Institut für Popularmusik der mdw. Die Zawinul Legacy Band 3.0 ist besetzt mit der Crème de la Crème der amerikanischen Jazz- und Fusion-Szene: Der Percussionist Bobby Thomas jr. wurde bereits 1980 Mitglied von Joe Zawinuls legendärer Formation Weather Report, der Bassist Gerald Veasley war 1988 der erste Bassist in Joe Zawinuls Syndicate, die Pianistin und Keyboarderin Rachel Z arbeitete u.a. mit Wayne Shorter, Marcus Miller und Peter Gabriel zusammen, der Saxophonist Bob Franceschini tourte mit Chaka Kahan und ist Mitglied im Quartett von Mike Stern.

Und nicht zuletzt der Schlagzeuger Omar Hakim, der 1982 Mitglied bei Weather Report wurde und in seiner Karriere in den vergangenen 40 Jahren von Miles Davis, David Bowie, Sting, Madonna bis hin zu Daft Punk mit fast allen spielte, die in der Jazz- und Pop-Szene Rang und Namen haben.

Schlagzeug-Workshop mit Omar Hakim © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Den Auftakt des Workshops bildete der Vortrag How to Survive as an Indie Artist von Tony Zawinul. Darin fokussierte er sich auf grundsätzliche und notwendige Softskills, Voraussetzungen und Einstellungen für Musiker_innen hinsichtlich ihrer künstlerischen Karriereentwicklung. Unter den Schlagwörtern und Themen „be original“, „find your own way and path“, „believe in your thing“, „constant development“ und „manage your time, manage your money“ entwarf er ein aktuelles Anforderungsprofil, das hohe inhaltliche Ansprüche, Konzentrations- und Selbstmanagementfähigkeiten von Musiker_innen mit einer geglückten Work-Life-Balance zu verbinden versteht.

In einer abschließenden Q&A-Runde bestärkte er die zahlreich anwesenden Studierenden zu maximal individuellen Wegen in ihrer künstlerischen und wirtschaftlichen Entwicklung.

Workshop-Konzert mit der Zawinul Legacy Band 3.0, © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Im Anschluss an diesen Vortrag startete der Workshop mit der Zawinul Legacy Band. Bei ihrer Performance der Musik von Joe Zawinul stellten die Bandmitglieder neben ihrer beeindruckenden Musikalität und Virtuosität besonders ihr Verständnis dieser Musik unter Beweis. Genau in diese Richtung ging auch das Coaching für die Workshopteilnehmer_innen. Saxophonist Bob Franceschini klatschte mit dem Auditorium sich überlagernde binäre und ternäre Rhythmen und zeigte auf diese Weise die Nähe von südamerikanischen Musiken und Jazz bzw. Fusion Music.

Mit dem gemeinsam gefühlten und etablierten Feeling für dieses „schwingende“ Spiel beschrieb er auch die optimale Musizierhaltung für Zawinuls Musikkosmos: Rhythmus und Dynamik seien letztendlich wichtiger zu nehmen als Melodien und Harmonien. Zawinuls Musik sei als brodelnder Teppich zu begreifen und referenziere weniger auf traditionelle Themen- und Improvisationsabfolgen sowie Funktionszuschreibungen für die Instrumente.

Saxophon-Workshop mit Bob Franceschini © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Es wurde gezeigt, welche zentrale Rolle und Bedeutung dem Zusammenspiel und der Rücksichtnahme aller Bandmitglieder zukommt. Um dies zu verdeutlichen, erzählte Schlagzeuger Omar Hakim von seiner ersten Zusammenarbeit mit Weather Report: Nur wenig Zeit floss in tatsächlich musikalische Proben, vielmehr schuf Joe Zawinul eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit mit Kaffeetrinken, Plaudern und Spaß, um ein kollektives Einverständnis und Vertrauen unter den Musiker_innen zu schaffen – als Basis für hochwertigen künstlerischen Austausch und Begegnungen auf der Bühne.

Percussion-Workshop mit Bobby Thomas jr. © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Anschließend gaben die Bandmitglieder individuelle Instrumentalworkshops mit den Studierenden ihrer Instrumentengruppe. Diese einstündige Workshop-Einheit war sehr bereichernd für alle teilnehmenden Studierenden. Bei der Percussion-Gruppe von Bobby Thomas Jr. waren auch Studierende von David Panzl, Lehrender am Leonard Bernstein Institut für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente, anwesend. E-Bassist Gerald Veasley spielte bei seinem Instrumentenworkshop ausführlich für die anwesenden Studierenden und schaffte es dabei, sein Musikverständnis so konzise wie wortlos begreifbar zu machen.

Bandcoaching mit Gerald Veasley © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Als Ausgangspunkt für vielfältige und spannende Improvisationen setzte er seine eigenen emotionalen Zustände, und führte vor, wie unterschiedlich er spiele, wenn sich sein inneres Empfinden ändere. Das Ergebnis seien Geschichten aus Musik, die in der Welt des/der einzelnen Musiker_in die Herausbildung einer eigenen Sprache anstoßen würden.

Weiters empfahl Veasley das Spiel mit ausschließlich der linken Hand. Die Verbesserungen hinsichtlich Genauigkeit, Timing und Sound für das Spiel mit zwei Händen seien enorm. Basis für die musikalische Weiterentwicklung sind in seiner Sicht die Pflege von Jazz-Standards und das Lernen von Melodien. Tipps zur Entwicklung von Schnelligkeit und die Entschlackung von Grooves zu Übungszwecken und zur Verbesserung des Timings rundeten das gelungene, inspirierende und kollegiale Zusammensein ab.

Piano-Workshop mit Rachel Z © Markus Geiselhart, bearb. mdw

Für eine letzte Workshop-Einheit wurde für ein Bandcoaching eine Studierenden-Band zusammengestellt. Die ipop-Studierenden Stefan Eitzenberger (Saxophon – Popularmusik, IGP), Giuliano Sannicandro (Gitarre – Popularmusik, IGP), Alexander Vounelakos (Tasteninstrumente – Popularmusik, IGP), Valentin Ak (Bass – Popularmusik, IGP), Robin Weber (Masterstudium Schlagzeug/Percussion – Popularmusik, IGP) und Johannes Gungl (Schlagzeug/Percussion – Popularmusik, IGP) spielten der Zawinul Legacy Band einige Zawinul-Kompositionen vor, welche in den vergangen zwei Jahren im Rahmen der Triologie Zawinul 90 mit der big.mdw.band erarbeitet wurden. Die Legacy-Band gab den Studierenden wertvolle Tipps für das Zusammenspiel sowie Übungen für weitere individuelle Verbesserungen an die Hand.

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