Von Improvisation im Stadtraum hin zu Gletscherklangpoesie

Wie treten Kunst und Klang im öffentlichen Raum miteinander in Dialog? Im Rahmen von KlangBildKlang bot die dreitägige Spring School Sonic Dialogues: Intersections of Art and Sound in Public Spaces ein Forum für Early Stage Researcher, um dieser Frage wissenschaftlich nachzugehen. Von der Forschungsförderung als internationales Forum für Doktorand_innen und andere Nachwuchswissenschaftler_innen der Geisteswissenschaften und künstlerischen Forschung konzipiert, konnten die Teilnehmer_innen hier ihre Forschung in einem interdisziplinären Rahmen präsentieren und diskutieren.

mdw-Dissertant Ivar Roban Križić gibt Einblick in seine künstlerische Forschung zum Thema Improvisation im öffentlichen Raum © Stephan Polzer

Die rund 20 Teilnehmenden brachten dabei eine große Bandbreite an Themen, die in inhaltlichen Sessions – etwa zu Aktivismus, Gedächtnisarbeit, Improvisation oder Digitalität – auch miteinander in Dialog traten. Andrea Glauser, Scott Edwards, Sarah Chaker, Javier Silvestrini, Thomas Grill und Isabel Frey von der mdw sowie Eva Hallama vom Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften trugen als Expert_innen kritisches Feedback bei. Die Künstlerin und Wissenschaftlerin Åsa Helena Stjerna bereicherte nicht nur die Diskussionen während des Workshops, sondern sprach in ihrer Keynote Lecture Sonic Entanglements auch über ihre eigene künstlerische Praxis und deren Herausforderungen, etwa bei ihren Recherchen mit Wissenschaftler_innen in der Arktis, deren Daten sie in audiovisuelle Installationen verwandelt.

© Stephan Polzer

Besuche im ArtSocialSpace Brunnenpassage am Yppenmarkt, der Tonspur_passage im Museumsquartier und dem Outreach-Programm des Belvedere21 gaben den Teilnehmer_innen darüber hinaus Einblicke in Praxisbeispiele von künstlerischen, audiovisuellen Projekten im Wiener Stadtraum. Anliegen der Spring School war neben der wissenschaftlichen Fragestellung insbesondere der Gedanke des Zusammenkommens, um vor allem für die sich im oftmals etwas einsamen Schreibprozess befindlichen Dissertant_innen ein Forum für Austausch, Inspiration und Netzwerken zu eröffnen.

„Vielleicht lag es an der Aufregung meiner ersten Erfahrung als Doktorand bei einer Spring School, dass ich Sonic Dialogues als einen erstaunlichen dreitägigen Workshop empfand. Wie der Titel andeutet, sind Wien und die mdw auch Räume für klangliche Dialoge. Obwohl sie so ruhig sind (zumindest für die Ohren eines Italieners), sind sie in ihrer Geschichte und an ihren Orten voll von Klängen und Musik, sei es auf den Straßen, in Konzertsälen oder in Universitätsräumen. Was ich am meisten schätzte, war das Fehlen von Hierarchien bei den Präsentationen. Obwohl jedes Panel seine eigenen Teilnehmenden hatte, konnten die Diskussionen frei geführt werden, sodass alle auf Augenhöhe miteinander kommunizieren konnten. Ich hatte einen großartigen Austausch mit jungen Wissenschaftler_innen und Professor_innen aus der ganzen Welt und bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit habe, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Ich bin auch dankbar, dass ich so inspirierende, intermediale Klangkunsträume wie die Tonspur_passage im Museumsquartier besuchen konnte.“

Francesco Rossetti, Universität Mailand

„Als Doktorandin habe ich unglaublich viel Zeit mit mir selbst und mit Büchern verbracht und bin dabei auf Orte der Identität und des Wissens gestoßen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Meine Forschung und Praxis konzentrieren sich auf die Materialität von Kunst-Workshops und darauf, wie es durch sie möglich ist, Selbstsein, Anderssein, kritische Theorie und Geschichtenerzählen zu verstehen und zu vermitteln. Obwohl es unglaublich faszinierend ist, mit den Elektronen von Karen Barad, den Tischen von Sara Ahmed und den Pilzen von Anna Lowenhaupt Tsing zu wachsen, ist es auch ein einsamer Weg, den ich mit ganz bestimmten Menschen hier in Tokio teile. Die Teilnahme an der Spring School war einer der kostbaren Momente, in denen ich mich als Teil einer Gemeinschaft fühlte. Grenzüberschreitend lesen viele von uns die gleichen Bücher, sprechen über sich überschneidende Leidenschaften und setzen sich für die Kunst im sozialen Bereich ein. Und das alles, obwohl wir uns radikal voneinander unterscheiden – wir kommen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, der Künste, der Epistemologien, der Standpunkte. In einer sommerlichen Wiener Ökoqueer-Kunstlandschaft hatte ich das Gefühl, dass all die Einsamkeit in dieser Art von freudigen Hyperbegegnungen kulminiert, in Begegnungen mit kinematischen sozialistischen Gitarren, hackenden Percussions, tanzenden Aktivismen und Gletscherklangpoesien.“

Chloe Paré-Anastasiadou, Universität der Künste Tokio

Sonic Entaglements in der mdwMediathek

 

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