„Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ fragte der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick schon 1968 in seinem gleichnamigen Roman, der später die Vorlage für den Film Blade Runner bildete. Roboter, die Gefühle entwickeln, träumen, die kaum noch von Menschen zu unterscheiden sind … – Das klang damals noch utopisch. Ein Szenario, das heute, fast 60 Jahre später, auch noch Zukunftsmusik ist, jedoch nicht mehr so unvorstellbar scheint. Künstliche Intelligenz, kurz KI, geistert als Schlagwort durch Medien und Kunst und zwar gleichermaßen als medizinischer Hoffnungsträger und künstlerisches Schreckgespenst. Die Angst vor KI in der Kunstwelt ist groß und zwar in allen Branchen. Hologramme , die Arien vortragen, Computer, die einen Van Gogh ausspucken, Programme, die Songs im Stil berühmter Künstler_innen komponieren.
Werden wir überflüssig? Und was bleibt noch von Kunst, wenn sie nur noch aus Imitation besteht? Werden wir auch bald von elektrischen Schafen träumen, weil die nächste Bestsellerautorin eine Maschine sein wird? Wahrscheinlich nicht. Denn es sind immer noch Menschen, die künstliche Intelligenz mit Informationen füttern. Kunst ist mehr als ein Gegenstand, ein Haufen Noten oder eine Leinwand, die flimmert. Sie lebt vom Austausch von Emotionen. Von den Gefühlen, die Kunstschaffende in ihr Werk fließen lassen und die beim Publikum wiederum Assoziationen auslösen. Kunst repräsentiert das Leben. Werke entstehen durch Leid, Trauer, Wut, Lust, Erinnerungen. Erfahrungen, die nicht von Maschinen reproduzierbar sind. Noch nicht, mögen manche orakeln. Aber die träumende Maschine wurde noch nicht erfunden, denn sobald sie träumt, ist sie keine mehr. Nick Cave meinte zur grassierender Angst vor KI treffend: „Songs entstehen aus Leid. Und damit meine ich, dass sie auf dem komplexen inneren menschlichen Kampf der Schöpfung basieren. Und soweit ich weiß, fühlen Algorithmen nicht. Daten leiden nicht.“