Male vs. Female Gaze, Musiktherapie in der Elementarpädagogik, Blasmusik zur Zeit des Nationalsozialismus und das gesellschaftspolitische Potenzial neuer Musicals

In Forschungsthemen eintauchen, eigenen Fragen auf den Grund gehen und diese mit wissenschaftlichen Methoden und dem individuellen Interesse folgend bearbeiten lernen: Dazu haben Schüler_innen in Österreich im Rahmen der Reifeprüfung Gelegenheit, wenn sie ihre vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) bzw. Diplomarbeit verfassen und im Rahmen der mündlichen Matura präsentieren. Die mdw zeichnet seit 2023 Arbeiten zu Musik und darstellenden Künsten mit dem mdw young research award (myra) aus. Ziel dabei ist, neben der Würdigung dieser oftmals anspruchsvollen Arbeiten, die Verbindung zwischen der Universität und Schulen zu stärken sowie die Disziplinen und Fragestellungen rund um Musik und darstellende Künste, die an der mdw beforscht werden und auch Jugendliche beschäftigen, sichtbar zu machen.

Menath-Allah Fares, Lea Fürhacker, Sanna Schwarz, Barbara Strack-Hanisch, Emily Essletzbichler, Pelagiya Filevych, Pia-Carina Maritczak, Michaela Niedermair, Nora Popescu (v. l. n. r.) © Stefanie Freynschlag

Zum zweiten Mal lud die mdw im Frühjahr Maturant_innen aller Schultypen des vergangenen Schuljahres (2023/24) ein, ihre VWA oder Diplomarbeit zu Themen rund um Musik und darstellende Künste einzureichen. 64 Arbeiten aus ganz Österreich erreichten uns bis zur Deadline und wurden – je nach Disziplin – von Fachexpert_innen der mdw begutachtet. Schon bei der ersten Sichtung durch die Forschungsförderung beeindruckte uns die Breite an Themen und Fragestellungen: Arbeiten zu Musik und Gesundheit, Film, Stimmbildung, Komposition, Instrumentenkunde, Popularmusik, aber auch Akustik, Gender Studies und Kulturmanagement erreichten uns und machten die Auswahl zu einer bereichernden Herausforderung. Neben der Beurteilung mit „sehr gut“ waren Kriterien wie eine interessante eigene Herangehensweise an Forschungsfrage und -thema, eine klare und stringente Argumentation, die Wahl der Methode sowie die kritische und kreative Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema und mit den verwendeten Quellen ausschlaggebend für die Auswahl der Preisträger_innen.

Die „Shortlist“ wurde der interdisziplinären mdw-internen Jury vorgelegt, wobei die Anzahl der preiswürdigen Arbeiten die Auswahl nicht einfacher machte, denn die Awards sollten auch die Diversität an Disziplinen an der mdw widerspiegeln: Letztlich einigte sich die Jury auf vier Arbeiten, die den mdw young research award 2024 erhalten sollten und entschied, eine weitere Auszeichnung zu vergeben: die „Honorable Mention“, anerkennende Erwähnung, die für insgesamt sieben Arbeiten vergeben wurde.

Zur feierlichen Verleihung am 26. September im Bankettsaal durch Vizerektorin Barbara Strack-Hanisch erschienen acht Preisträger_innen mit Freund_innen, Verwandten, Betreuungslehrer_innen und Vertreter_innen der Schulen sowie zahlreiche mdw-Kolleg_innen. Zwei Preisträger nahmen den myra 2024 per Videobotschaft entgegen. Die Campusführung im Vorfeld gab interessierten Maturant_innen die Gelegenheit, die Gebäude der mdw kennenzulernen und sich mit Forschung und Verwaltung auszutauschen.

Im Rahmen der Verleihung bekamen die Ausgezeichneten Gelegenheit, ihre Arbeiten kurz vorzustellen: Auf den Punkt und in individuellen Statements erklärten sie den Ursprung ihrer Fragestellung, die Herangehensweise und dass mit jeder Antwort neue Fragen auftauchten. Das Interesse, weiter zu forschen, wurde in allen Beiträgen deutlich: Sei es ein „undefinierbares Unwohlsein“ bei der Darstellung weiblicher Charaktere in den meisten ihr bekannten Filmen und das Recht auf Selbstrepräsentation dem eine Verfasserin nachging und so die Welt der Film- und Gender Studies für sich entdeckte, zwei engagierte angehende Kindergartenpädagoginnen, die sich für musiktherapeutische Inhalte in der Ausbildung und im täglichen Angebot von Kindergärten einsetzen, die Auseinandersetzung mit der Geschichte des eigenen Blasmusikvereins und die Verstrickungen, die zur Zeit des Nationalsozialismus bestanden, oder das gesellschaftspolitische Potenzial von Musicals, auf unterhaltsame, künstlerisch anspruchsvolle Weise Themen von brennender Aktualität zu behandeln.

© Stefanie Freynschlag

Angelehnt an die ausgezeichneten Arbeiten gestalteten mdw-Studierende den musikalischen Rahmen: Mit A Ship Full of Friends (Komposition Melinda Franzke) und Recorda Me (Komposition Joe Henderson) interpretiert durch Mina Franzke und Lea-Carlotta Walenta am E-Bass bzw. Kontrabass, und einem abschließenden Musical-Medley aus Les Misérables durch Gesangs-Studierende2. Wie es nächstes Jahr mit dem myra weitergeht, steht noch in den Sternen, wenn das Format der VWA für Gymnasien adaptiert wird und auch andere, kreative Formate für die Matura anerkannt werden können.

  1. Gesang: Magdalena Severin, Lena Gerlach, Luka Vrzina, Simon Ralph Xaver, Klavier: Andreas Teufel
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