Zum 40-jährigen Bestehen des Fachs Elementare Musikpädagogik (EMp) an der mdw fand am 29. November 2024 ein Jubiläumsfest statt, in dem sich der Fachbereich in seiner Entwicklung, Bandbreite und Bedeutung auf vielfältige Weise präsentieren konnte: Umrahmt von eigens für das Fest komponierten Stücken unterschiedlicher Stile und Besetzungen von Adam Smetana wurde zunächst die Historie des Fachbereichs nachgezeichnet und beschrieben, wie aus einigen Kursen für fünfjährige Kinder ein weitreichender Fachbereich innerhalb des Instituts für musikpädagogische Forschung und Praxis gewachsen ist, der in seiner interdisziplinären Ausrichtung für alle Altersgruppen in sämtliche musikpädagogische, aber auch in künstlerisch-wissenschaftliche Studien der mdw hineinreicht: Neben den Schwerpunkt- und Modulangeboten in den Studienrichtungen Instrumental(Gesangs)pädagogik, Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik und Musikerziehung ist seit 2023 „Interartistic Music Practice/Elementares Musizieren“ eines von vier wählbaren Profilen im neuen Masterstudium Contemporary Arts Practice, das auch mit dem neuen Masterstudium Music in Society vernetzt ist. Zusätzlich gibt es bereits seit 30 Jahren den berufsbegleitenden Universitätslehrgang EMp, den bisher knapp 400 Studierende absolviert haben.
Als Herzstück des Fachbereichs stellte sich das Zentrum Elementares Musizieren dar, das mit knapp 40 Kursgruppen als Lehrpraxis und Forschungsfeld jährlich mehreren Hundert Menschen Möglichkeiten für erlebnisorientiertes und eigenständig entwickeltes Musizieren bietet. Das Angebot reicht von Eltern-Kind-Gruppen bis zu der Arbeit im Pflegeheim mit hochbetagten Erwachsenen, von Kleingruppen mit instrumentalem Schwerpunkt bis zu Schulklassen, vom Bilderbuchmusizieren bis zum Musiktheater, von inklusiven Ensembles bis zu Profigruppen. Das zwölfköpfige Team der Wiener EMp legte in persönlichen Statements gesellschaftsrelevante und musikpädagogische Anliegen aus ihrer Arbeit dar.
Zu Wort kamen auch die Pionier_innen Ruth Schneidewind und Hans Bucher, die ihre Lebensberufung den Fachbereich auf- und in Folge auszubauen, jahrelang mit Freude, großem Engagement und in gelingender Kooperation Wirklichkeit werden ließen. Ihr Anliegen, in einem achtsamen und wertschätzenden Umgang, Menschen jeden Alters voraussetzungsfrei erfülltes Musizieren zu ermöglichen, ist auch dem heutigen EMp-Team ein Kernanliegen.
Beeindruckend und berührend waren die musikalischen Beiträge der inklusiven Kinder- und Jugendband Young All Stars und einer Mittelschulklasse, die mit selbst komponierten Liedern aktuelle Themen wie Klimawandel und den Wunsch nach einer positiven Zukunftsgestaltung ausdrückten. Weiters konnten die zahlreichen Besucher_innen des Festtages in Musizierräumen erlebte Eindrücke in musikalischen Ausdruck transformieren, in einem EMp-Kinoraum zahlreiche Kurzfilme aus interdisziplinären Projekten erleben und in einem Ausstellungsraum Einblicke in die Geschichte, aktuelle Kursgruppen und in wissenschaftliche Forschungsprojekte gewinnen. Die Ausstellung wird im Sommersemester auch am Camper der mdw am Anton-von-Webern-Platz zu sehen sein.
Das Wiener Team der EMp lebt in der Lehre wie auch in der menschlichen Interaktion einen achtsamen, wertschätzenden Umgang, trägt gesellschaftliche Verantwortung und pflegt und erweitert interuniversitäre und internationale Vernetzungen. Third Mission und Community Engagement mittels des kunstverbindenden Ansatzes des Elementaren Musizierens sind uns nicht nur in Musizierkursen, sondern auch in Kooperationen innerhalb und außerhalb der mdw ein Anliegen. Seit mehreren Jahren bieten unsere Studierenden in Zusammenarbeit mit der KinderuniKunst und den Summer City Camps während der Sommermonate kostenfreie Musizierworkshops an und erreichen damit jährlich etwa 1000 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Gemeinsam mit dem Institut für Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik sowie Musikphysiologie waren wir 2022 Gastgeber_innen für die internationale MERYC-Konferenz (Music Educators and Researchers of Young Children). Besonders nahe sind uns seit Jahren Kooperationen mit dem Fachbereich Musik im Dialog, etwa durch die Projektmitarbeit bei IsaOutreach und bei dem mdw-weiten Projekt KlangBildKlang, wo Teammitglieder des Fachbereichs mit Workshops im Cape 10 und im Konzerthaus Wien sowie bei der Moderation des Abschlusskonzertes aktiv dabei waren. Auch beim großen Beethoven-Flashmob am Stephansplatz gestalteten Kinder und Erwachsenen-Musiziergruppen den Beginn.
Der Fachbereich wird sich in seinem interdisziplinären und jedem Menschen zugänglichen Musizieransatz auch in Zukunft in breiter Vernetzung pädagogisch, künstlerisch und wissenschaftlich weiterentwickeln: Im März 2026 findet in Wien die 3. StudEMP-A, eine künstlerische Zusammenarbeit von Lehrenden und Studierenden aller Ausbildungsinstitutionen für EMp, Elementare Musik- und Tanzpädagogik und MBP/Rhythmik statt, ein mögliches fachbereichsübergreifendes Erweiterungsstudium für Musikunterricht an Volksschulen steht in den Startlöchern und es laufen gerade mehrere Dissertationsprojekte. Kernziel bleibt es auch zukünftig, möglichst viele stimmige Musizierräume für alle Menschen unabhängig von ihrem Alter, ihrer Herkunft und/oder ihren Voraussetzung zu gestalten.