Neben dem sehr groß angelegten Strauss-Jahr 2025 hat sich Jürgen Partaj, Intendant von SALIERI 2025, heuer ganz der Wieder- und Neuentdeckung Antonio Salieris verschrieben. Im Gespräch mit dem mdw-Magazin verrät er seine persönlichen Highlights von SALIERI 2025, wie er auf Spurensuche in Italien war und dass Salieri sogar bei den Simpsons vorkommt.
„Um ehrlich zu sein: Vor zehn Jahren wäre es mir vielleicht nicht einmal aufgefallen, dass sich 2025 der 200. Todestag von Salieri jährt. Das hat sich aber doch sehr geändert, als ich 2019 Direktor der Wiener Hofmusikkapelle wurde.“ Ausgehend von Antonio Salieris wesentlicher Rolle in der Wiener Hofmusikkapelle – er leitete diese von 1788 bis 1824 als Hofkapellmeister – hat sich Jürgen Partaj auf Spurensuche begeben: „Die Spuren von Salieri sind zahlreich und haben aufgezeigt, welch bedeutende Persönlichkeit er für das europäische Kulturleben war. Seine Arbeit als Pädagoge hat eine ganze Generation von Komponist_innen beeinflusst – sei es Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Franz Liszt und viele mehr! Die Auseinandersetzung mit seinem Werk, die Wiederaufnahme von Messrepertoire seitens der Wiener Hofmusikkapelle und die darüber hinausgehende Recherchen haben gezeigt: Dieser Komponist und die Qualität seiner Stücke werden von vielen unterschätzt.“ Ein Besuch in Salieris Geburtsstadt Legnago, Gespräche mit dem dortigen Bürgermeister und dem Theaterdirektor sowie ein Besuch bei Salieris Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof haben Partajs Entschluss gefestigt, seinen Teil zu einer Neuentdeckung Salieris beizutragen. Im Austausch mit zahlreichen Kulturinstitutionen – unter anderem der mdw – regte er eine intensivere Auseinandersetzung mit Salieri an. Zahlreiche spannende Veranstaltungen wurden entwickelt und viele Wiener Kulturinstitutionen würdigen Salieri heuer mit Konzerten.
Obwohl es zahlreiche Überschneidungen bei den Tätigkeiten in der Wiener Hofmusikkapelle von Salieri und Partaj gibt – als Nachfolger ebendessen will er nicht bezeichnet werden. „Dieser Vergleich ist meiner Meinung nach unangebracht. Was Salieri und mich aber verbindet, ist das Bedürfnis, im Umfeld etwas zu bewegen und zu gestalten. Nicht nur verwalten, sondern weiterentwickeln sowie Grundlagen zu schaffen für andere, damit diese darauf aufbauend künstlerisch tätig werden können. Als Vorbild eignet sich Salieri jedenfalls sehr!“ Jügen Partaj wünscht sich, dass jeder und jede 2025 etwas Neues über Salieri erfährt.
„200 Jahre nach dem Tod von Antonio Salieri wird 2025 für viele Menschen die Möglichkeit einer Erstbegegnung mit ihm und für Kenner_innen eine Neubetrachtung auf den ,Kosmos Salieri‘ bieten. Salieri kam als Waisenkind mit Migrationshintergrund nach Wien. Nur durch die Förderung eines Florian Leopold Gassmann konnte er ein vollintegrierter Teil der Gesellschaft werden und gleichzeitig auch seiner Herkunft verbunden bleiben. Für mich ein wunderbares Beispiel dafür, wie geförderte Integration funktionieren und die Gesellschaft von der Diversität profitieren kann. Und diese Förderung bzw. das soziale Engagement hat er weitergegeben, sei es mit seinem unentgeltlichen Unterricht, sei es im Rahmen der Tonkünstler-Sozietät zur Versorgung von Witwen und Waisen verstorbener Musiker. Ich bewundere somit Salieri nicht nur als Komponisten und Pädagogen, sondern auch als Ermöglicher und sozial engagierten Menschen.“ Auf die Frage nach seinen persönlichen Highlights 2025 erklärt er: „Für die Wiener Hofmusikkapelle als Klangkörper – bestehend aus den Wiener Sängerknaben sowie Mitgliedern des Herrenchors und des Orchesters der Wiener Staatsoper – sind sicher Salieris D-Dur-Messe am 27. April und insbesondere die Konzerte unter unserem Ehrenmitglied Riccardo Muti am 17. und 18. Mai mit Werken von Salieri und Mozart im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins die Highlights.“ In der Wiener Hofburgkapelle wird es in diesem Jahr jedenfalls sehr viele Möglichkeiten der Begegnung mit Antonio Salieri geben, beim Akkordeon Festival, beim Konzert des Auner Quartetts, beim ÜBERGÄNGE Festival in der Karwoche, beim WIR SIND WIEN.FESTIVAL oder bei den Mittagsimpulsen mit Uraufführungen von Dramoletten, die gemeinsam mit dem Max Reinhardt Seminar in Auftrag gegeben wurden, und natürlich beim Salieri-Requiem am 7. Mai – dem 200. Todestag von Salieri. „Ich möchte in möglichst vielen Bevölkerungskreisen Neugier auf Salieri wecken. Wenn junge Musiker_innen erstmals Salieri spielen, wenn das Publikum die Riccardo-Muti-Interpretation der Hofkapellmeistermesse hört, wenn wir mit ganz neuen Denkweisen Salieri in die Wiener Bezirke bringen – dann ist schon viel erreicht. Aber vielleicht macht manche auch schon allein die Tatsache neugierig, dass Salieri bei den Simpsons vorkommt – auch dieser Erstkontakt gibt die Möglichkeit, diesen auszubauen. Weitere Ensembles, Wissenschaftler_innen und Institutionen sind jedenfalls herzlich dazu eingeladen, Teil von SALIERI 2025 zu werden und sich mit ihren Blickwinkeln und Ausdrucksweisen Salieri zu widmen“, freut sich Partaj auf ein abwechslungsreiches Programm in diesem Jubiläumsjahr.
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