Die diesjährige Biennale von Venedig zeigte eindrucksvoll vor, wie sehr der Klimawandel als Thema und Ausgangspunkt vieler Arbeiten Künstler_innen auf der ganzen Welt beschäftigt. Etliche Skulpturen, Installationen, Videoarbeiten bezogen sich auf das Artensterben, die Meeresverschmutzung, die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen. Das Ökosystem kippt mit verheerenden Folgen, vor denen auch der Kunstbetrieb nicht länger die Augen verschließen kann. Aber während Kunstschaffende in Film, Musik, Literatur längst inhaltlich darauf Bezug nehmen, scheint es, als ob die Kulturszene noch immer auf einem Wertesystem fußt, das mit einem zeitgemäßen ökologischen Bewusstsein schon lange nicht mehr vereinbar ist. Kaum ein renommiertes Orchester kommt ohne Welttourneen aus, denn Reisen stärken das Image und machen die Musiker_innen international bekannt und berühmt. Dabei werden jährlich tausende Flugkilometer zurückgelegt. Eine Praxis, die aus ökologischer Sicht längst zu hinterfragen ist. Das gilt auch für gedruckte Programme auf Papier, für Opern- und Konzerthäuser, die energietechnisch veraltet sind, ja selbst die Instrumente der Musiker_innen halten oft einer kritischen Betrachtung aus Umweltsicht nicht statt. Seltene Tropenholzarten wie Mahagoni, Palisander, Grenadill werden für sie verarbeitet. Umweltaktivist_innen beklagen seit Jahrzehnten den „Raubbau für die Kunst“.
Auch in anderen Kunstsparten wäre vieles zu ändern. Green Coordinators oder Consultants sorgen in der Filmbranche zwar für umweltbewusste Dreharbeiten, aber zu internationalen Festivals reist man noch immer kreuz und quer durch die Welt. Wertvolle Gemälde für umfangreiche Werkschauen benötigen in den Ausstellungsräumen besondere Bedingungen wie Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, die nur künstlich erzeugt werden können und ebenfalls Energie fressen. Auch die Kunst hat einen ökologischen Fußabdruck. Um ihn zu minimieren, braucht es Bewusstsein dafür, sowohl im Kunstbetrieb als auch beim Publikum.