Drei Konzertfach-Absolvent_innen, eine Idee: Manuel Egger, Magdalena Pramhaas und Sabrina Reheis-Rainer gründen 2023 das wienerwald festival – eine Veranstaltungsreihe, die Musik und Natur durch einzigartige Konzertformate und spannende Schauplätze miteinander verbindet.
Manuel Egger (Horn), Magdalena Pramhaas (Fagott) und Sabrina Reheis-Rainer (Klarinette) studieren alle drei Konzertfach an der mdw, als sich im Fach Kammermusik das erste Mal ihre Wege kreuzen. Die engagierten Musiker_innen gründen daraufhin ein Ensemble und absolvieren zahlreiche gemeinsame Auftritte. Schnell wird ihnen bewusst, welche Herausforderung die Engagementsuche mit sich bringt, der Wunsch etwas Eigenes auf die Beine zu stellen entsteht. „Wir wollten freier im Gestalten sein, das war schon immer ein Traum von uns – und den haben wir uns erfüllt“, schwärmt Sabrina Reheis-Rainer.Die Idee entsteht durch die Naturverbundenheit der beiden Initiatorinnen Sabrina und Magdalena. „Sabrina wohnt am Stadtwanderweg im 14. Bezirk. So ist der Gedanke entstanden, die Leute beim Wandern mit hochwertiger Kammermusik zu unterhalten“, erzählt Manuel Egger. Die drei mdw-Absolvent_innen gründen einen Verein und sammeln erste Ideen zur Umsetzung ihrer Vorstellungen. Überlegungen zu passenden Schauplätzen und Künstler_innen werden auf Machbarkeit überprüft.
Man braucht eine Idee und den Mut, es zu probieren. Alles andere ist Learning by Doing.
Sabrina Reheis-Rainer
Das erste wienerwald festival startet schließlich im September 2023 mit vier Veranstaltungen und wird zum vollen Erfolg. „Ich werde nie vergessen, als eine Besucher_in unserer ersten Auftakt-Veranstaltung mit Tränen in den Augen gesagt hat, wie gut es ihr gefallen hat. Dieses positive Feedback unseres Publikums hat uns sehr bestärkt“, erinnert sich Sabrina Reheis-Rainer. Neben dem erklärten Ziel des Festivals, Natur und klassische Musik harmonisch miteinander zu verbinden, möchten die ehemaligen mdw-Studierenden, junge aufstrebende Künstler_innen und Ensembles unterstützen. „Wir waren alle drei in derselben Situation, deshalb ist es uns wichtig, jungen Künstler_innen Auftritte zu ermöglichen“, erklärt Magdalena Pramhaas. „Und nachdem wir selbst auf der Bühne stehen, wissen wir auch, welche Honorare fair sind.“ Das Organisator_innenteam ist dabei mit seiner ehemaligen Ausbildungsinstitution, der mdw, vernetzt. „Die mdw ist eine großartige Universität, mit hervorragenden Professor_innen. Wir haben hier alle gerne studiert und freuen uns, junge Absolvent_innen durch Auftritte zu unterstützen, wie etwa das Holzbläserquintett Windobona, das in diesem Jahr gleich zwei Konzerte präsentiert hat“, so Manuel Egger. Nach dem großen Erfolg der Erstauflage 2023 konnte das diesjährige Festival bereits um zwei Veranstaltungen erweitert werden – ganz im Sinne des Leitungsteams. „Wir wollen das Festival etablieren und wachsen lassen. Der Wienerwald ist riesig und unsere Ideen mindestens genauso groß“, lacht Sabrina Reheis-Rainer. So stand am diesjährigen Programm etwa das Wanderkonzert Waldklänge mit Klangstationen und einer geführten Wanderung der Österreichischen Bundesforste sowie der Lebensregion Biosphärenpark Wienerwald. „Dieses Konzert spiegelt unser Konzept am besten wider. Uns liegt die Natur am Herzen und wir möchten nur dort musizieren, wo keine Tiere gestört werden“, erklärt Magdalena Pramhaas. Mit Silent Sky sollte in diesem Jahr ein gänzlich neues Format beim Lebensbaumkreis am Himmel etabliert werden. Leider spielte das Wetter nicht mit und der junge Crossover-Pianist Levi Schechtmann musizierte schließlich im Ehrbar Saal. Im Anschluss fand der Abend mit den Sounds des DJs und mdw-Absolventen Michael Stückler einen entspannten Ausklang. „Wir möchten den Horizont unserer Besucher_innen erweitern, Kammermusik-Neulinge ansprechen und das klassische Publikum mit neuer Musik zusammenbringen“, erklärt Manuel Egger.
Wir vergeben Freikarten an Institutionen, deren Arbeit wir schätzen, wie etwa an die Frauenhäuser Wien, die Kulturbuddys der Caritas oder – heuer neu – dem Verein tralalobe, der mit minderjährigen Flüchtlingen arbeitet.
Magdalena Pramhaas
Ein weiteres Ziel der Festivalinitiator_innen ist es, die Sichtbarkeit von Frauen in der klassischen Musik zu stärken, auch wenn sie dadurch vor unerwartete Herausforderungen gestellt werden. „Uns ist der Frauenanteil in den Künstler_innengruppen sehr wichtig“, so Magdalena Pramhaas. „Wir bemühen uns besonders darum, dass bei jeder Veranstaltung zumindest eine Frau auf der Bühne steht, und waren selbst überrascht, um wie viel schwieriger die Umsetzung dadurch teilweise wird.“ Umso mehr möchten die drei mdw-Absolvent_innen bei zukünftigen Festivals auf die heterogene Besetzung von Ensembles achten. Mit seinem bunten, innovativen Konzertprogramm möchte das Leitungsteam seine Künstler_innen einer breiten Masse vorstellen. Die Ticketpreise werden daher so günstig wie möglich gehalten und Freikarten an Leute vergeben, die das Geld dafür nicht aufbringen können. „Wir arbeiten mit Institutionen zusammen, deren Tätigkeit wir sehr schätzen, wie etwa mit den Frauenhäusern Wien oder den Kulturbuddys der Caritas. Heuer ist der Verein tralalobe dazugekommen, der mit minderjährigen Flüchtlingen arbeitet. Es ist uns ein großes Anliegen, für jede Veranstaltung ein Kontingent Freikarten zu vergeben, und die Freude darüber ist wunderbar.“
Prinzipiell ist unsere Idee, den Leuten hochwertige Kammermusik näherzubringen. Aber wir möchten auch Naturliebhaber_innen ansprechen und sie für Musik interessieren.
Manuel Egger