Es passiert nicht oft, dass man die Gelegenheit hat, die Gründung eines neuen Instituts zu erleben. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, da ich seit Beginn meines Studiums die rasante Entwicklung miterleben durfte, die dieser Bereich bis zur Institutsgründung durchgemacht hat. Vieles ist in den letzten Jahren passiert: Neue Lehrkräfte wurden eingestellt, die Zahl an Meisterkursen, Symposien, Tagungen etc. hat zugenommen, das neue Studium Historische Aufführungspraxis wurde eingerichtet. All das zeigt, welcher Enthusiasmus und welche Kraft investiert wurden, für einen Bereich, der – besonders in Wien – eine erhebliche Rolle spielt. Im Zusammenhang mit der Musikstadt Wien denkt man zuallererst an Namen wie Mozart, Beethoven oder Mahler; doch die Musikgeschichte der Stadt zeigt uns, dass eine ganze Reihe illustrer Musiker_innen, Komponist_innen, Kapellmeister_innen und generell Künstler_innen hier gewirkt und gearbeitet haben, deren Ruhm im Laufe der Jahrhunderte leider verblasst ist. Es ist doch ein aufregendes Gefühl, wenn man denkt, dass in den gleichen Räumlichkeiten unserer Universität, in denen wir jetzt musizieren, vor 200 oder 300 Jahren genau die gleiche Musik zum ersten Mal erklungen ist. In der Kirche St. Ursula zum Beispiel war Ende des 17. Jahrhunderts Carlo Agostino Badia tätig, er komponierte regelmäßig für die Ursulinen – wie eine Art „Wiener Vivaldi“. Dennoch liegt seine Musik großteils immer noch unbekannt in der Nationalbibliothek und wartet darauf, von uns (wieder)entdeckt zu werden. Genauso wie das Werk von Richter, Caldara, Draghi, Ziani und vielen anderen. Als ich zum ersten Mal nach Wien kam, war ich ein bisschen überrascht, dass die Alte Musik eine weit kleinere Rolle in der Musikszene spielte, als ich es mir vorgestellt hatte. Daher ist meine Freude jetzt umso größer, dass unsere Universität ein so wichtiges Zeichen gesetzt hat, das der Alten Musik die Aufmerksamkeit zukommen lässt, die ihr zusteht. Dadurch bekommen die Kolleg_innen die Möglichkeit, sich in diesem Bereich zu professionalisieren und all jene, die sich eines Tages für unsere Alma Mater entscheiden werden, erhalten hiermit eine attraktive Gelegenheit.
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