Ein gesundheitlicher Rückschlag am Ende seines Studiums verändert das Leben des Vollblutmusikers von Grund auf. Er beschließt, sich ehrenamtlich zu engagieren, und absolviert einen Lehrgang für Trauer- und Sterbebegleitung am Kardinal König Haus. Heute setzt er sich mit seiner Plattform Connect4Music für die Vernetzung von Hobbymusiker_innen ein.
Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Bezirk Amstetten, kommt Johannes Mayrhofer früh mit Musik in Kontakt. Sein Großvater und Großonkel sind beide leidenschaftliche Volksmusiker und laden regelmäßig zu Treffen mit anderen Musikanten. „Die Freunde meiner Familie haben sich bei uns getroffen, miteinander musiziert und Spaß gehabt. Das hat mich damals sehr beeindruckt und angezogen. Ich wollte auch mit dabei sein“, erinnert sich der gebürtige Niederösterreicher. „Auch im Alltag war Musik bei uns immer präsent. Meine Eltern haben beide in der Blasmusik gespielt, und auch zwei meiner drei Brüder haben ein Instrument gelernt.“ Besonders beeindruckt haben ihn dabei sein Großvater und Großonkel, die gleich mehrere Instrumente beherrschten. „Mein Großonkel hat Steirische Harmonika und Flügelhorn gespielt, mein Großvater Klarinette, Geige, Zither und Orgel. Es hat mich fasziniert, dass jemand zwischen mehreren Instrumenten wechseln kann.“
Der Familientradition folgend, bleibt Blasmusik lange das zu erreichende Ziel. Nach drei Jahren Blockflötenunterricht steigt der junge Musiker auf Klarinette um, die Ausbildung am Saxophon erfolgt autodidaktisch. Mit 13 Jahren ist Johannes Mayrhofer, wie er sagt, „fit für die Blasmusikkapelle“. „Damit war ich vorerst zufrieden, zu studieren war anfangs kein Thema für mich.“
Musik war bei uns im Alltag immer präsent.
Erst, als der passionierte Musiker während seines Grundwehrdienstes zur Militärmusik kommt, beginnt sich seine Sichtweise zu ändern. „Die Militärmusik war für mich ein Horizont-Öffner. Hier habe ich Musiker kennengelernt, die sich aufs Musikstudium vorbereitet oder sogar bereits studiert haben. Das war für mich zu Beginn noch völlig fremd. Die Möglichkeit, von Musik zu leben oder Musik zu studieren, hat es in meiner Erfahrungswelt noch gar nicht gegeben.“ Erst, als sich die Zeit bei der Militärmusik dem Ende zuneigt und der junge Saxophonist in seinen gelernten Beruf als Anlagenmonteur zurückkehren soll, entschließt er sich zu einem zweiten Bildungsweg. „Ich bin leidenschaftlicher Handwerker, wollte den Beruf aber nicht mein Leben lang ausüben.“
Durch eine dreijährige Verpflichtung bei der Militärmusik Niederösterreich erhält Johannes Mayrhofer die Möglichkeit, nebenbei die Matura in der Abendschule nachzuholen sowie ausreichend am Instrument zu üben. Bereits nach zwei Jahren meldet er sich für die Aufnahmeprüfung an der mdw an und besteht auf Anhieb.
Ich bin froh, dass ich an der mdw studiert habe und diese pädagogische Ausbildung erhalten habe, denn heute bin ich leidenschaftlicher Lehrer.
2001 beginnt er sein Musikpädagogik-Studium Saxophon – Popularmusik mit Schwerpunkt Querflöte an der mdw. „Lehrer zu werden war anfänglich nicht meine Motivation, auch wenn ich es heute liebe, zu unterrichten. Ich wollte einfach nur so gut wie möglich werden und auf der Bühne stehen“, erklärt der passionierte Pädagoge. Es kommt jedoch anders als geplant. Während seiner Vorbereitung auf die Magisterprüfung trifft den jungen Musiker ein harter Rückschlag – sein Gaumensegel versagt den Dienst und hindert ihn dadurch an einem entsprechenden Druckaufbau zur Tonentwicklung. „Das hat für mich alles infrage gestellt. Ich war mit der Situation konfrontiert, dass ich nicht mehr länger als eine halbe Stunde spielen konnte. Ich wusste, für Theater und Bühne ist das zu wenig. Ich konnte zwar noch unterrichten, habe mein Musikmachen aber von Grund auf hinterfragt.“
Meine ehrenamtliche Tätigkeit auf der Palliativstation bringt mich immer wieder ins Hier und Jetzt. Es ist ein Geschenk für die Menschen dort und für mich.
Während einer Auszeit in den Schweizer Bergen manifestiert sich bei Johannes Mayrhofer der Wunsch nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit, als Ausgleich zu seinem beruflichen Alltag als Musiklehrer. Im Zuge der Recherche stößt er auf einen Vorbereitungskurs zum Thema Trauer- und Sterbebegleitung am Kardinal König Haus. „Anfänglich stand ich auf der Warteliste, aber nach ein paar Tagen habe ich die Information erhalten, dass jemand abgesprungen ist und ich anfangen kann. Ich dachte mir, wenn das so einfach geht, dann ist das der richtige Weg.“ Nach seiner Ausbildung arbeitet Johannes Mayrhofer ehrenamtlich auf der Palliativstation des Krankenhauses Göttlicher Heiland und besucht über das mobile Hospiz der Caritas Leute zu Hause. „Zu Beginn war ich einen Tag in der Woche im Einsatz. Mit Familie und Unterrichten schaffe ich es derzeit leider nur mehr alle ein bis zwei Monate auf die Station, aber es ist mir sehr wichtig und ich möchte es nicht aufgeben.“ Seine Aufgaben umfassen nicht nur Gespräche mit den Menschen auf der Station, sondern auch andere Tätigkeiten wie das Essen einzugeben, bei der Pflege zu helfen oder auch technische Dinge zu erledigen. „Mir geht es vor allem darum, die hauptamtlichen Teammitglieder zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit gut machen können und möglichst viel Zeit mit den Patient_innen haben. Wo Hilfe auf der Station gebraucht wird, bin ich bereit.“ Die Menschen auf der Palliativstation bei ihren letzten Schritten zu begleiten, beschreibt der engagierte Helfer als ein Ankommen im Jetzt, das ihm zeigt, was im Leben gerade wichtig ist. „Es ist ein Geschenk für die Leute dort und für mich, aber auch für die Mitarbeiter_innen vor Ort – sozusagen eine Win-win-win-Situation!“
Ich möchte den Menschen die Freude am gemeinsamen Musizieren näherbringen.
Dass dem leidenschaftlichen Pädagogen die Unterstützung der Gemeinschaft am Herzen liegt, zeigt sein neuestes Projekt. Connect4Music ist eine von Johannes Mayrhofer entwickelte Plattform, die Hobbymusiker_innen mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen Musizieren vernetzen möchte. „Durch meine Tätigkeit als Musiklehrer weiß ich, dass viele meiner Musiker_innen gerne mit anderen musizieren möchten, aber nicht wissen, wie sie jemanden finden können. Das hat mich auf die Idee gebracht, Connect4Music zu entwickeln.“ Über die Plattform bietet der erfahrene Pädagoge zudem Musikcoachings an und stellt nützliche Tipps und Tricks bereit. „Manche Hobbymusiker_innen sind sich unsicher darüber, ob sie schon so weit sind, mit anderen gemeinsam zu musizieren. Andere wissen nicht genau, wie sie es anpacken sollen. Im Zuge eines Coachings unterstütze ich dabei, musikalische Wünsche umzusetzen und geeignete Partner_innen zusammenzuführen.“ Einige motivierte Musiker_innen haben über die Plattform bereits zusammengefunden und lassen den Gründer an den ersten Erfolgen teilhaben. „Jeder Interessierte ist herzlich willkommen – egal welches Alter, Level, Instrument oder welcher Musikstil!“