Die Kooperation zwischen Fritz Kreisler Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe im Konzertfach (FKI) und Leonard Bernstein Institut für Blasinstrumente und Schlagwerk im Konzertfach (LBI) bekommt ein neues Gesicht.
Sei es im Orchester, in Kammermusikgruppen oder als Solist_innen, ob Blasinstrument, Schlagzeug, Harfe, Gitarre oder Streichinstrument: Vieles verbindet die beiden Institute. Ein gemeinsamer Studienplan, gemeinsame musikalische Werke, die Arbeit im Orchester, Fragen und Themen wie Musikgeschichte, Musikverstehen, Auftrittscoaching, Selbstmanagement, Probespieltraining etc. – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Studierende unterschiedlicher Instrumente lernen voneinander, z. B. lernen Streicher_innen das Atmen auch durch das Musizieren mit Bläser_innen.
Viele dieser Gemeinsamkeiten führen seit Jahren schon zu einer intensiven und guten Zusammenarbeit der beiden Institute. Dies spiegelt sich beispielsweise auch bei Lehrenden wider, die Studierende beider Institute unterrichten. Seit nun fast einem Jahr haben die Institute ein gemeinsames künstlerisches Betriebsbüro, unter der Leitung von Laura Eichenseer, die Konzerte und Projekte beider Institute organisierend unterstützt.
Der erste Höhepunkt im Rahmen dieser Zusammenarbeit war das Konzert 4 Solo & Orchestra im Ehrbar-Saal am 6. Dezember 2021:
Am Nikolaustag ist der Ehrbar-Saal durchdrungen von freudiger Erwartung: Rund 30 Studierende des Fritz Kreisler und des Leonard Bernstein Instituts der mdw musizieren unter der Leitung von Vladimir Kiradjiev. Jeder erklingende Ton trägt die Botschaft: Wie schön, dass wir miteinander musizieren dürfen!
Auf dem Programm stehen Violinkonzerte der Wiener Klassik, ein Flötenkonzert von Rodrigo sowie ein Saxophonkonzert von Ibert. Die vier jungen Solist_innen wurden bereits im Mai 2021 im Rahmen von institutsinternen Wettbewerben, jeweils mit ca. 60 Studierenden in zwei Runden durchgeführt, von Fachjurys nominiert.
Das Projektorchester, das eigens für das Festkonzert der beiden Institute zusammengestellt wurde, gibt den Studierenden eine wichtige Möglichkeit, sich im Orchesterspiel und im Begleiten von Solist_innen zu üben. Bis zuletzt war aufgrund der Pandemie nicht sicher, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann. Doch das Konzert stellt einen wichtigen Teil der Lehre für die Studierenden dar. Angelika Dorfer vom Orchesterbüro und Laura Eichenseer kümmerten sich umfassend um sämtliche Sicherheitsmaßnahmen und deren strikte Einhaltung.
Kameras, auf erhöhten Plattformen und mitten im Orchester positioniert, filmen das Konzert, denn das Publikum muss aufgrund des österreichweiten Lockdowns von zu Hause aus zusehen.
Den Musiker_innen fehlt das Publikum, aber sie wissen, dass ihre Lieben aus Wien und auch von weit her zugeschaltet sein können. Sie genießen alle die wunderbare Akustik und Ästhetik des Ehrbar-Saals sowie das gemeinsame Musizieren mit ihren Kommiliton_innen und Freund_innen im Orchester.
Die erste Solistin, Doğa Altinok, schreibt im Programmheft, dass sie schon als kleines Kind nicht einschlafen konnte, ohne ihre Lieblings-CD mit Musik von Mozart gehört zu haben. Ihre ganze Liebe zu dieser Musik zeigt sich in ihrem innigen und gelungenen Vortrag von Mozarts Adagio in E-Dur und Rondo in C-Dur. Dass sie als Solistin für dieses Konzert ausgewählt wurde, freut sie sehr. Sie hat in den letzten Monaten fast keine Konzerte spielen können.
Die aus Budapest stammende Flötistin Nicole Henter präsentiert klangschön und energiegeladen ein sehr selten gespieltes Konzert des Komponisten Joaquín Rodrigo. In ihrem Vortrag beeindruckt die Flötistin mit technischer Brillanz und schafft es, die komplexen Rhythmen durch eine ausgezeichnete Artikulation sehr transparent wirken zu lassen. Da es zumindest im Studium nicht alltäglich ist, als Solist_in mit Orchester zu proben und zu konzertieren, genießt es Nicole Henter umso mehr. Auch sie vermisst das Publikum und die damit zusammenhängende Stimmung im Saal sehr. Gerade in dieser Situation wird ihr noch bewusster, welch großes Geschenk ein Konzert mit anwesendem Publikum ist.
Mit dem Konzert von Haydn wählt die zweite Violinsolistin ein Werk, das im Vergleich zu den Mozart-Konzerten wesentlich seltener aufgeführt wird. Katharina Auer, die junge Solistin, sagt hierzu: „Das Haydn-Konzert ist unglaublich toll! Es hat wirklich alles in sich, ist spritzig, lebendig, hat Schwung und einen wunderschönen zweiten Satz. Die Musik von Haydn hat viel Gefühl in sich, nur ist dieses Gefühl einfach anders als bei romantischer Musik.“ Dass Katharina Auer absolut hinter diesen Worten steht, kann man an ihrem Spiel bemerken. Sie musiziert voller Innigkeit und Lebendigkeit.
Martín Castro Tubio ist erst seit knapp über einem Jahr in Wien an der mdw, nachdem er bereits in Spanien einen Teil seiner Studien absolvierte. Es ist das erste Mal, dass er als Solist mit Orchester auf der Bühne steht, umso mehr motiviert es ihn für seine weiteren Tätigkeiten und stellt ein unvergessliches Erlebnis für ihn dar. Das Concertino da camera für Altsaxophon und Orchester ist eines der bedeutendsten Werke im klassischen Saxophon-Repertoire. Martín besticht mit wunderschönem Klang, ausgezeichneter Technik, eindrucksvollen Kadenzen und passioniertem Spiel. Geplant war, dass seine Familie extra aus Spanien anreist, wozu es leider nicht kam. Martín hat dadurch, dass sein Spiel live übertragen wird, das Gefühl, nicht alleine zu sein und die gemeinsam mit dem Orchester gespielte Musik, eines der wichtigsten Dinge, in die Welt tragen zu können.
Das 4 Solo & Orchestra war ein gelungener Auftakt und bereits ein Höhepunkt in einer Reihe verschiedenster Konzerte der beiden Institute. Es wird weiterhin gemeinsame Konzerte der besten Studierenden beider Institute geben. Das für 15. Jänner 2021 geplante Konzert gezupft, gestrichen, geblasen und geschlagen wurde aufgrund der Pandemie auf 26. März 2022 verschoben. Einen weiteren Höhepunkt der Zusammenarbeit stellt das am 14. Mai 2022 im Joseph Haydn-Saal zum zweiten Mal stattfindende große festliche Best of Institut 5 & 6, das Preisträger_innen-Konzert der Institutswettbewerbe, dar, das hoffentlich wieder für Publikum geöffnet, aber auch per Livestream übertragen wird.