Das Joseph Hellmesberger Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik wurde mit Beschluss des Universitätsrats im Dezember 2023 in Alma Rosé Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik umbenannt und ist damit das erste Institut der mdw, das den Namen einer Frau trägt.
„Es war ein langer Prozess, aber wir freuen uns sehr“, betont Institutsleiter Georg Hamann. Vor rund anderthalb Jahren war eine Umbenennung erstmals im Gespräch. Der bisherige Namenspatron wird zwar auch weiterhin gewürdigt, er erschien aber vielen nicht mehr zeitgemäß, da sich die vielfältigen Instrumentengruppen, die am Institut gelehrt werden, nicht angemessen vertreten sahen. Aber warum wurde dann wieder ein_e Vertreter_in eines Instruments gewählt? Hamann hat dafür eine klare Antwort: „Es gab viele Vorschläge. Aber schlussendlich wurde in einer geheimen Wahl eindeutig für Alma Rosé gestimmt, weil ihre Leistung über der Bedeutung eines Instruments steht. Sie hat etwas pädagogisch Wertvolles geleistet und im Endeffekt mit Musik Leben gerettet.“
Sie hat etwas pädagogisch Wertvolles geleistet und im Endeffekt mit Musik Leben gerettet.
Georg Hamann, Institutsleiter
Geboren am 3. November 1906 in Wien als Tochter des Violinisten und Leiters des Rosé-Quartets Arnold Rosé und Justine Mahler, einer Schwester Gustav Mahlers, wurde Alma Rosé nach ihrer Tante und Taufpatin Alma Mahler-Werfel benannt. Ihre bereits sehr frühe erfolgreiche Karriere als Musikerin mit zahlreichen nationalen und internationalen Auftritten, sowohl als Solistin als auch in verschiedenen Orchestern, fand mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland ein jähes Ende. 1939 gelang ihr zunächst die Flucht. Nach Aufenthalten in England und den Niederlanden wurde sie aber schlussendlich Ende 1942 in Frankreich verhaftet und interniert.4 Im Juli 1943 wurde Alma Rosé nach Auschwitz deportiert. Dort leitete sie ab August 1943 das weltbekannte Mädchenorchester von Auschwitz, welches aus inhaftierten weiblichen KZ-Häftlingen bestand, und rettete so zahlreichen Frauen das Leben. Gegründet wurde das reine Frauenorchester bereits im Mai 1943 auf Anweisung der SS-Oberaufseherin Maria Mandl, die sich dadurch Aufstiegschancen erhoffte. Das Mädchenorchester musste bei verschiedenen Anlässen im Lager Märsche oder ganze Konzerte spielen. Jederzeit mussten die Musikerinnen auf Abruf für die SS-Führung bereitstehen und auf Wunsch auch Privatkonzerte geben. Alma Rosé erarbeitete daher mit den Musikerinnen ein breit aufgestelltes Repertoire mit rund 200 Musikstücken und verwandelte ein Ensemble aus meist sehr jungen Amateurmusikerinnen in ein funktionierendes Orchester. Aufgrund ihres hartnäckigen Auftretens gelang es ihr, bis zu 50 Frauen, vorwiegend jüdischer Herkunft, in das Orchester zu holen. All jene, die beim Probespiel nicht überzeugten, holte sie als Notenkopistinnen oder -schreiberinnen in das Orchester und sicherte auch ihnen das Überleben.5 Gestorben ist Alma Rosé in der Nacht vom 4. auf den 5. April 1944 im Konzentrationslager Auschwitz. Woran, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Auch nach ihrem Ableben bestand das Mädchenorchester weiter und die meisten Orchesterfrauen überlebten ihre Inhaftierung.6
Das Wirken und Handeln der Ausnahmemusikerin sollen nicht nur mit dem neuen Namen des Instituts geehrt werden, sondern auch Einzug in den Studienalltag finden. „Wir wollen im Sinne ihres Vorbildes handeln und etwa vom NS-Regime verfolgte Komponistinnen in den Fokus rücken. Auch Uraufführungen von Werken sind geplant. Der neue Name wird in den Unterricht nachhaltig einfließen“, so Institutsleiter Hamann. Anlässlich der feierlichen Umbenennung wird am 18. März im Neuen Konzertsaal am Rennweg ein Fest für Alma veranstaltet.
Veranstaltungstipp:
Fest für Alma
18. März 2024, 18 Uhr
Neuer Konzertsaal, Rennweg 8, 1030 Wien
- Vgl. Heidemarie Urhl, Michaela Raggam-Blesch: Die Wiederentdeckung von Alma Rosé in Michaela Raggam-Blesch, Monika Sommer, Heidemarie Uhl, Nur die Geigen sind geblieben, S. 34 – 36, Wien 2019
- Vgl. Hrsg.: Michaela Raggam-Blesch, Monika Sommer, Heidemarie Uhl, Nur die Geigen sind geblieben, S. 164 – 174, Wien, 2019
- Vgl. Hrsg.: Michaela Raggam-Blesch, Monika Sommer, Heidemarie Uhl, Nur die Geigen sind geblieben, S. 182 – 183, Wien, 2019