Was brauchen Absolvent_innen, nachdem sie die mdw verlassen haben, um als Künstler_innen ihren Weg gehen zu können? Diese Frage stand bei der Konzeption des mdw_HUB im Zentrum, der im Rahmen des Wissenstransferzentrums Ost (WTZ Ost) die Möglichkeit bot, ergänzend zum laufenden Universitätsbetrieb ein Angebot für junge Künstler_innen und Alumni umzusetzen.

„Neue Fokussierung, Raum zum Innehalten und Besinnung auf das, was ich eigentlich wirklich will, was mich antreibt.“ Damaris Richerts, Trompeterin

Die Berufsbilder für Künstler_innen haben sich massiv verändert, nur für wenige bietet sich noch die traditionelle, geradlinige Karriere beispielsweise mit fixer Anstellung in einem Orchester an. Wie findet man sich in einer fragmentierten Berufswelt zurecht, in der man sich aus verschiedenen Bausteinen „a living“ zusammensetzen muss? Wo findet sich das dafür erforderliche Know-how?

„An den HUB Wochenenden erwarteten uns unterschiedliche Ansätze, die man sich sonst mühsam und teuer zusammentragen muss, kompakt gebündelt. Ganz wichtiges und notwendiges Wissen, um den Beruf ausüben zu können – abseits des Kunst-Studienplans.“ Iris Blauensteiner, Filmemacherin und Autorin

In dreimal zwei Tagen gab der mdw_HUB den zehn Teilnehmerinnen essenzielle Ressourcen mit auf den Weg, um ihnen den Einstieg in eine idealerweise von künstlerischen Parametern und nicht von ökonomischen Zwängen bestimmte Karriere zu erleichtern. Zur Bewerbung eingeladen waren Absolvent_innen aller Wiener Kunstuniversitäten. Die Teilnehmerinnen – Frauen waren im Bewerbungsprozess deutlich ambitionierter – kamen neben der mdw von der Universität für angewandte Kunst und der Akademie der Bildenden Künste. Interdisziplinarität und eine universitätsübergreifende Perspektive stellten grundlegende Elemente des Programms dar.

„Sich mit Künstlerinnen aus ganz verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Hintergründen über sehr ähnlich gelagerte Probleme und Schwierigkeiten auszutauschen, die das selbständige, künstlerische Arbeiten mit sich bringt, ist sehr bereichernd und hilfreich.“ Nora Pierer, Bühnenbildnerin

Der mdw_HUB folgte einem ressourcenorientierten Ansatz. Am Beginn stand eine Bestandsaufnahme: Über welche Ressourcen, Kompetenzen und Netzwerke verfüge ich bereits? Welche Visionen habe ich für meine künstlerische Arbeit, welche Ziele verfolge ich damit? Und was fehlt mir noch, um sie zu erreichen? Die Teilnehmerinnen erarbeiteten eine persönliche Karriere-Roadmap, definierten „next bold steps“ – und setzten sie teilweise gleich zwischen den einzelnen Lehrgangsmodulen um. Konkrete Antworten auf diese Fragen geben zu können, wirkt sich auch unmittelbar auf das Selbstbewusstsein aus.

„Ich habe bemerkt, dass sich etwas an meiner Einstellung geändert hat, wie ich auf Menschen zugehe. Ich bin offener und selbstbewusster geworden, meine Anliegen oder Projekte vorzustellen und nicht zu glauben, dass es irrelevant ist, was ich mache.“ Sarah Bildstein, bildende Künstlerin

„Hard Skills“, mit denen sich Künstler_innen oft ungern auseinandersetzen, bildeten den nächsten Schwerpunkt: Selbständigkeit, Sozialversicherung, Steuern, Förderungen – sobald man sich näher mit diesen Themen auseinandersetzt, verlieren sie viel von ihrem Schrecken. Ein Business Model Canvas brachte Klarheit in die vielen verschiedenen Bereiche, um die sich kümmern muss, wer von seiner Kunst leben möchte. Und auch hier galt: Wichtig ist es, die nächsten wichtigen Schritte zu definieren, um dem Ziel näher zu kommen.

„Für mich ist es sehr schwierig, Marketing, Business Model Development usw. mit meiner künstlerischen Arbeitsweise und meinen Interessen unter einen Hut zu bringen. Der (sanfte) Druck, dann am Ende eine Präsentation geben zu müssen, zusammen mit der unterstützenden, wertschätzenden Atmosphäre hat dann aber bei mir bewirkt, dass sich etwas fokussiert hat, dass mir klar wurde, was in der konkreten Situation möglich ist (und auch was nicht) und – Zauberei – jetzt hab ich einen Plan!“ Astrid Edlinger, bildende Künstlerin

Online follows offline war das Credo für die Selbstvermarktung: Wer nicht sehr genau weiß, was sie oder er mit ihrer/seiner Kunst erreichen will, hat auch nichts, was online oder über Social Media zu vermitteln wäre. Viel wesentlicher ist, ein authentisches Konzept zu entwerfen, das langfristig umgesetzt und damit nachhaltig gestaltet ist, damit Websites wie auch der Social Media-Auftritt stimmig sind und dem eigenen, persönlichen Zugang und Anliegen entsprechen. Aus dieser Perspektive ist Crowdfunding auch ein wunderbares Marketinginstrument.

Das abschließende Auftrittscoaching mit der Schauspielerin Michaela Rosen widmete sich der Vermittlung der künstlerischen Ideen im „real life“: Da übten die Teilnehmerinnen, ihren Atem richtig einzusetzen, die eigene Stimmlage zu finden und nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Präsentation vor einem professionellen Publikum aus der Comfortzone herauszugehen. Ein spannungsreicher und vielfältiger Abschlussabend im brick-5 zeigte schließlich auch nach außen, welche Wirkungen ein solch kompakter, essentielle Ressourcen vermittelnder Lehrgang erzielen kann.

„Es war auch sehr gut zu sehen, dass die Fragen, die ich mir manchmal stelle – als Frau, als Künstlerin, als Mensch – nicht nur Fragen sind, die ich habe, und dass es eine Lösung dafür gibt. Der mdw_Hub war einzigartig wichtig für mich, um ein besseres Verständnis für meine eigene Karriere zu bekommen, und dafür, welche meine nächsten Schritte sind. Und auch wenn ich nicht weiß, welche das genau sind, kenne ich zumindest die Fragen, die ich stellen muss!“ Vitória Monteiro, interdisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkt Film und Performance

Erfahrene Mentor_innen werden die Künstlerinnen in den nächsten Monaten weiter unterstützen. Im Herbst werden sich die Teilnehmerinnen noch einmal zusammenfinden, um diese Erfahrungen und die Auswirkungen des mdw_HUB zu reflektieren.

Was will man mehr?

Eine Neuauflage des mdw_HUB „MAKE A LIVING IN MUSIC AND THE ARTS … und als Künstler_in meinen Weg gehen“ im nächsten Jahr!

„Ich kann aus dem mdw_HUB Klarheit, Strategie, Unterstützung, ein gutes Gefühl für meine Zukunft, Tools, Kontakte, Freude, gutes Essen, tolle Freundschaften mitnehmen! Ich fühle mich vor allem gestärkt durch das vielschichtige Wissen!“ Jiaran Wang, Pianistin

Der mdw_HUB fand im Rahmen des WTZ Ost von Jänner bis April 2018 statt und wurde von Anna Zethner (Forschungsförderung) und Veronika Leiner koordiniert.

 

Teilnehmerinnen am mdw_HUB 2018:

Nika Bauman, Flötistin, mdw
nikabauman.com
Aktuelles Projekt: The Synesthetic Project
https://www.youtube.com/watch?v=fSA2TE3WmF0

Sarah Bildstein, bildende Künstlerin, Akademie der Bildenden Künste
www.sarahbildstein.com

Iris Blauensteiner, Filmemacherin und Autorin, Akademie der Bildenden Künste
Aktuelles Projekt: ihr erster Spielfilm, Arbeitstitel „Raspberries and yellow leaves“
www.irisblauensteiner.com

Astrid Edlinger, bildende Künstlerin, Universität für angewandte Kunst
www.raumen.at
Aktuelles Projekt: The Spivak Comic Reader
http://crowdfunding.stellablau.com/

Veronika Kopjova, (kollaborative) Pianistin, Korrepetitorin, mdw
www.facebook.com/kopjova/

Vitória Monteiro, interdisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkt Film und Performance
Aktuelles Projekt: „Ohne Zucker“ (mit dem Musiker Gabriel Gruber alias „Perfect Squeeze“)

Nora Pierer, Bühnenbildnerin, Akademie der Bildenden Künste

Damaris Richerts, Trompeterin, mdw
www.damarisricherts.net
Aktuelle Projekte: die Bläserinnenensembles le2dam (www.le2dam.at) und quinTTTonic – austrian female brass quintet (www.quinTTTonic.com)

Vivian Stürzenhofecker, Sängerin, Rhythmikerin, mdw
Aktuelles Projekt: CD NAOMI
https://soundcloud.com/naomi_composer/sets/naomi

Jiaran Wang, Pianistin, mdw
https://at.linkedin.com/in/jiaran-wang
Aktuelles Projekt: Üben im Flow

 

Vortragende und Workshopleiter_innen waren:

Dagmar Abfalter, IKM
Aliette Dörflinger
Christoph Gruber, mica
Christian Henner-Fehr
Helge Hinteregger, mica
Michaela Rosen

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