Virtuelle Räume und donnernder Untergrund am Campus
Die mdw bekommt im Neubau mit dem Klangtheater einen hochspezialisierten elektroakustischen Klangraum von ca.170 m2 und ist für 99 Besucher_innen (im Normalfall) zugelassen. Genutzt soll dieser doppelschalige Saal als Konzert- und Proberaum sowie für Lehre und Forschung werden. Zusammenarbeiten wie mit dem Institut für musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK) sind angedacht. Der Raum wird in seiner geplanten öffentlichen Nutzung einzigartig in der Kulturlandschaft Wiens sein.
Die Ausstattung mit 21+2 Lautsprechern in einem dreidimensionalen Layout (vorerst nur auf drei Ebenen – hemisphärisch angeordnet) bilden den 3D-Raum. Weitere drei Bühnenlautsprecher dienen als klassische Bühnenbeschallung, eine 4-Kanal-Lautsprecher-Eckaufstellung und einige ältere Vintage-Speaker machen den Raum zu einem Alleskönner für viele beschallungstechnische Aufgaben im Bereich elektroakustische Musik, Akusmatik, Live-Elektronik und traditionelle Beschallung für Tonmeister_innen. Die Diversität dieser unterschiedlichen Klangquellen macht dabei das Klangbild reichhaltiger, was für klangliche Demonstrationen in der Lehre besonders wichtig ist. Eine Art elektroakustischer Wiener Klangstil.
Unterschiedliche Raumrichtungssynthesen und Verräumlichungsmethoden zur Gestaltung eines virtuellen Raumerlebnisses kommen hier zum Einsatz. Um diese vielen Kanäle unter Kontrolle zu bekommen und sie der Lehre zur Verfügung zu stellen, braucht es ein wohl durchdachtes Bedienungskonzept für die vielen unterschiedlichen Anwendungen in diesem Genre der akustischen Projektion.
Die Raumakustik des Klangtheaters ist bewusst trocken gehalten und ermöglicht so ein speziell analytisches Arbeiten. Raumrichtungen, die eine Software synthetisiert, können in dieser akustischen Atmosphäre viel präziser wahrgenommen werden. Methoden wie Ambisonics und High Order Ambisonics (HOA), amplitudenbasiertes Panning (VBAP) und Wellenfeldsynthese (WFS) sowie eine Vielzahl weiterer experimenteller „Raumverteilungen“ werden in der Lehre diskutiert und konzertant angewandt.
Das Stichwort „Immersive Sound“ ist in aller Munde und suggeriert einen neuen akustisch-virtuellen Realismus, jedoch meist ohne Sinnhaftigkeit. Hier kommt die Wichtigkeit eines solchen Akustiklabors in einer universitären ästhetischen Auseinandersetzung und in der Lehre zur Geltung.