Was haben „musique mixte“, Geschlechterrollen im österreichischen Film und Musikvermittlung gemeinsam? Es sind die Themen der mit dem Herta & Kurt Blaukopf Award 2024 ausgezeichneten Dissertationen an der mdw. Ziel der Förderung, die zum dritten Mal verliehen wurde, ist, Early Stage Researcher zu fördern und Leistungen im wissenschaftlichen Doktoratsstudium an der mdw zu würdigen. Bei der feierlichen Preisverleihung durch Rektorin Ulrike Sych am 19. Juni haben wir mit den Preisträgerinnen Elena Minetti, Irena Müller-Brozović und Barbara Wolfram gesprochen.

Rektorin Ulrike Sych mit Elena Minetti, Barbara Wolfram & Irena Müller-Brozović (v. l. n. r.) © Daniel Willinger
Was ist das Thema eurer Dissertation? Welche Aspekte eurer Forschung begeistern euch am meisten?

Barbara Wolfram (BW): Ich habe mich quantitativ mit dem Zusammenhang von Off-Screen- und On-Screen-Daten im österreichischen Spielfilm zwischen 1997 und 2017 beschäftigt. Konkret bedeutet das: Ich habe mir angeschaut, ob es für das, was wir auf der Leinwand sehen, einen Unterschied macht, welches Geschlecht Regisseur_innen und Drehbuchautor_innen haben. Mich begeistert in all meinen Projekten, wie „Realität“ abgebildet und erzählt wird.

Irena Müller-Brozović (IMB): In meiner Dissertation bin ich der Frage nachgegangen, wie Musiker_innen und Musikvermittelnde ein musikalisches Involviertsein – im Sinne von starken musikalischen Erlebnissen – in Konzertsituationen begünstigen können. Es fasziniert mich, dass die von mir entwickelte Resonanzaffine Musikvermittlung, die sich an der Theorie des Soziologen Hartmut Rosa orientiert, auch auf andere Vermittlungssituationen übertragbar ist und so viele Möglichkeiten der Anwendung und Weiterentwicklung bietet.

Elena Minetti (EM): Im Mittelpunkt meiner Forschung stehen Kompositionsprozesse früher Werke der sogenannten „musique mixte“, d. h. Musik, die einen elektroakustischen Teil mit einem live gespielten Instrumentalteil kombiniert. Ich habe untersucht, wie Komponist_innen Schrift verwendeten, um ein neues Genre zu entwickeln. Die Suche der Komponist_innen nach neuen Möglichkeiten des musikalischen Schaffens hat mich bei der Untersuchung kreativer Prozesse besonders fasziniert.

Welche Bedeutung hat der Herta & Kurt Blaukopf Award für euch und welche Rolle spielt eine Auszeichnung wie diese in der oft als schwierig beschriebenen Phase nach dem Doktorat?

IMB: Der Herta & Kurt Blaukopf Award bedeutet mir sehr viel, denn ich bin aufgrund meiner Biografie (in der Schweiz ist es nicht möglich, in Musikpädagogik zu promovieren) nach langjähriger Praxis erst spät in die Forschung eingestiegen und hätte mir nie erträumt, als Forscherin ausgezeichnet zu werden. Die Auszeichnung verleiht meiner Forschung eine besondere Relevanz und Sichtbarkeit und eröffnet mir neue Möglichkeiten, sei dies in der Wissenschaftskommunikation oder beim Entwickeln von Anschlussprojekten.

EM: Das PhD-Studium ermöglichte mir, neue akademische Kontexte kennenzulernen und wissenschaftliche Diskurse zu vertiefen. Es gab Momente des Zweifels und der Unsicherheit, wie so oft auf langen Wegen, doch die Leidenschaft für die Forschung blieb stets bestehen. Der Herta & Kurt Blaukopf Award ist für mich eine Anerkennung für diesen Weg, den ich zurückgelegt habe, für die Qualität der Arbeit sowie eine starke Ermutigung für die PostDoc-Phase.

BW: Das Doktoratsstudium ist streckenweise eine sehr einsame Angelegenheit, wo oft Resonanz fehlt. Ein solcher Preis vermittelt große Wertschätzung und Anerkennung dafür, durch diese Phasen gegangen zu sein und etwas von Wert geschaffen zu haben. Es ist auch ein wichtiger Schritt, um Sichtbarkeit zu erlangen. Ich wünsche mir, dass meine Forschung und meine Kunst Anwendung finden und unsere Gesellschaft diverser und fairer machen.

Was ist der nächste Schritt in eurer akademischen Laufbahn?

EM: Im Moment schließe ich laufende Forschungsprojekte – eine digitale Briefedition an der Universität Paderborn – und eine befristete Assistenzstelle an der Universität Hamburg ab und werde mich dann meiner Habilitation und der Arbeit an Förderanträgen widmen.

BW: Gemeinsam mit Paulus Wagner leite ich das künstlerisch-wissenschaftliche Projekt Building Bridges in Polarized Societies by Means of Art and Research und forsche parallel im FWF/PEEK-Projekt Confronting Realities. Working on Cinematic Autosociobiographies. Die in den Projekten entwickelten Kurzfilme werden im kommenden Jahr auf Festivals laufen, worauf ich mich sehr freue. Im Rahmen des mdw PostDoc Fellowships plane ich in den kommenden Monaten ein weiteres Drittmittelprojekt.

IMB: Ich bin seit 2022 Professorin für Musikvermittlung an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Gemeinsam mit Kolleg_innen wie Axel Petri-Preis (mdw) entwickeln wir das Feld der Musikvermittlung an Universitäten und Hochschulen weiter, z. B. mit der von der mdw geförderten Herausgabe des International Journal of Music Mediation (ijmm.world).

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