VERGESCHLECHTLICHUNG VON KRIEGSAMPUTATIONSNARRATIVEN IN DER GEGENWÄRTIGEN JAPANISCHEN POPULÄRKULTUR

Sebastian Fitz-Klausner

Seit den frühesten Dramen, Filmen und anderen Texten der Nachkriegszeit wurden vergeschlechtlichte beeinträchtigte Körper in den Mittelpunkt gerückt, um Japan international neu zu positionieren. Insbesondere hibakusha, Atombombenopfer, wurden allegorisiert, um eine feminisierte Opferrolle der Nation zu produzieren, während ihre Körper gesellschaftlich stigmatisiert und marginalisiert blieben. In den 2000er Jahren revitalisierten zwei renommierte Texte diese Traditionslinie, doch auf unterschiedlichste Art und Weise. Während Kōno Fumiyo auf die naive Hausfrau Suzu im Manga Kono Sekai no Katasumi ni (2007-2009) fokussiert, um (nationale) Opferschaft zu feminisieren, kritisiert Wakamatsu Kōji Nationalismus in Kyatapirā (2012), indem er einen beeinträchtigten Veteranen diffamiert. Demnach wird feminisierte Verwundbarkeit von dem beeinträchtigten Männerkörper kontrastiert, der auf seine „groteske Gestalt“ reduziert wird, um Imperialismus zu vergeschlechtlichen. Doch trotz aller Unterschiede allegorisieren, vergeschlechtlichen und (hetero)sexualisieren beide Texte Amputationen, um die Kriegsgeschichte Japans zu diskutieren. Dementsprechend betrachtet dieser Vortrag anhand einer kulturhistorisch kontextualisierten Analyse die Verwendung beeinträchtigter Körper in modernen japanischen Texten, um Kriegserinnerungen und -narrative zu produzieren und zu vergeschlechtlichen.

Sebastian Fitz-Klausner lehrt und forscht derzeit zu den Schwerpunkten der Men’s Studies und visuellen Zeit- und Kulturgeschichte auf der Universität Koblenz-Landau. Interessensgebiete und Publikationsthemen inkludieren jüdische Männlichkeiten seit dem 19. Jahrhundert, das Krisenmotiv in unterschiedlichen Männlichkeitsdiskursen und geschlechtliche Dimensionen von Traumarepräsentation