MUSLIM*INNEN IN ÖSTERREICH

SUBJEKTIVIERUNG UNTER BEDINGUNGEN DES ANTIMUSLIMISCHEN RASSISMUS

Martina Tißberger

Seit 9/11 ist ‚der Islam‘ erneut zum konstitutiven Außen ‚des Westens‘ geworden. Die von Edward Said beschriebene Dynamik des Othering – der (europäischen) Selbst-Ausarbeitung durch die Konstruktion des Anderen, das als Träger*in alles Negativen dienen soll, um das ‚Eigene‘ als normative Kultur- und Subjekt-Vorstellung hervortreten zu lassen, erfährt eine facettenreiche Neuauflage. Mit den Diskursen über das Kopftuch der Muslima oder vermeintlich patriarchal sozialisierten muslimischen männlichen* Asylwerbern nimmt auch die epistemische Gewalt der Wissenskulturen zu, in denen wir forschen und praktizieren. Der Vortrag geht der Frage nach, was diese diskursiven Formationen und ihre sich materialisierenden Effekte für die Subjektivierung derjenigen bedeuten, die zu Objekten in diesen Diskursen gemacht werden. Welche Strategien, welche Selbst-Bilder, welches Verhältnis zu ihrer Umwelt entwickeln sie? Mithilfe einer qualitativ-empirischen Studie, in der narrativ-biographische Interviews anhand der intersektionalen Mehrebenenanalyse ausgewertet werden, wird eine dekoloniale Methodologie versucht, die Antworten auf diese Fragen findet.

Martina Tißberger, Prof. (FH) Dr., ist Psychologin und lehrt und forscht derzeit an der Fachhochschule Oberösterreich in Linz, im Master-Studiengang Soziale Arbeit. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Critical Whiteness, Postkoloniale Theorie, Gender, Poststrukturalistische Zugänge der Sozialen Arbeit und Subjektivierungstheorien.