„WER ZAHLT SCHAFFT AN“: EINE ANALYSE VON ONLINE KOMMENTAREN ÜBER ARBEITSMARKTDISKRIMINIERUNG VON KOPFTUCHTRÄGERINNEN
Julia Schuster, Doris Weichselbaumer
Weichselbaumers (2016) Studie zur Diskriminierung von kopftuchtragenden Stellenbewerberinnen am deutschen Arbeitsmarkt zog viel Medienaufmerksamkeit auf sich und bewirkte in Folge zahlreiche Diskussionen in online Foren. Im Gegensatz zu anderen Medienberichten über Muslim_innen, die oft explizit islamophobe online Poster_innen anziehen, verknüpft diese Diskussion Diskurse über Religionskritik, Emanzipation und Arbeitsmarktautonomie und versucht so scheinbar rationale Argumente über Rechte von Muslim_innen, Frauen und Arbeitgeber_innen gegeneinander auszuspielen. Wir stellen eine Inhaltsanalyse solcher online Kommentare zu einem Artikel über Weichselbaumers Studie auf derStandard.at vor. Unser Forschungsinteresse fokussiert auf die Narrative der Rechtfertigungen, mit denen die Kommentator_innen ihre Positionen erklären. Wo sehen die Poster_innen Ursachen und Lösungen für Arbeitsmarktschwierigkeiten von Kopftuchträgerinnen? Wir untersuchen insbesondere, inwiefern Rechtfertigungen neoliberaler Arbeitsmarktdynamiken dazu eingesetzt werden, um Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen zu verteidigen, ohne explizit islamophobe Argumente zu artikulieren. Nachdem wir diese Argumentationsmuster identifiziert haben, untersuchen wir die Anwendbarkeit theoretischer Ansätze wie Intersektionalitätstheorie und feministische Kapitalismuskritik zur Interpretation dieser Muster.
Julia Schuster ist Soziologin und als Universitätsassistentin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz in Forschung und Lehre tätig. Ihre Forschungsinteressen inkludieren Intersektionalitätstheorie, Diskriminierung am Arbeitsmarkt und feministische Aktivismen
Doris Weichselbaumer ist Professorin und Institutsvorständin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz