EXZELLENTE WISSENSCHAFT, FEMINISTISCHE STANDPUNKTTHEORIEN UND VERANTWORTUNG (IN) DER WISSENSCHAFT – EINE UNAUFLÖSBARE DREIECKSKONSTELLATION?

Vera Ulmer

Hierarchien von Wissenskulturen werden bei der Selektion und (finanziellen) Auszeichnung von Wissen bzw. Wissenschaft sichtbar. Das European Research Council z.B., das ihm zufolge hochqualitative Forschung fördert, nennt als einziges Auswahlkriterium für seine Förderungen wissenschaftliche Exzellenz. Was aber zeichnet wissenschaftliche Exzellenz in dieser in Europa vorherrschenden Wissenskultur aus? Es wird angenommen, dass hierbei die mutmaßliche Werteneutralität und das Ideal des*der unvoreingenommenen Wissenschaftlers*in eine bedeutsame Rolle spielen. Obige Frage soll auch im Hinblick darauf analysiert werden, in welchem – angenommenen – Spannungsverhältnis feministische Standpunkttheorien zu diesem Verständnis von exzellenter Wissenschaft stehen. Übereinstimmungen bestehen möglicherweise in Bezug auf die geforderte Bedeutung von Verantwortung (in) der Wissenschaft, findet sich doch eine Anerkennung der mit der Wissensgenerierung einhergehenden Verantwortung sowohl bspw. bei Haraway (1995) als auch in Horizon 2020 – u.a. mit der Förderung von sog. Responsible Research. Inwieweit feministische Standpunkttheorien wichtige Impulse für eine als exzellent verstandene Wissenschaft bieten können, sodass diese sich ihrer (limitierten) Perspektive bewusst(er) wird und damit letztlich vielleicht inklusiver, soll in diesem Beitrag aufgezeigt werden.

Vera Ulmer hat einen interdisziplinären Hintergrund in Kunstgeschichte und interkultureller BWL, war mehrere Jahre im Nachhaltigkeitsbereich innerhalb des universitären Kontextes tätig und arbeitet gegenwärtig im europäischen Bildungsbereich. Sie verfasst momentan ihre Abschlussarbeit für das Masterstudium Gender Studies zum Thema ihres Konferenzbeitrages