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DIE REISE VON GLEICHSTELLUNGSGESETZEN VON IHRER FORMULIERUNG BIS ZUR INSTITUTIONALISIERUNG

Isabella Scheibmayr

2011 und 2013 wurde das österreichische Gleichbehandlungsgesetz (GlBG) novelliert, dabei wurde das Gebot der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung um die verpflichtende Angabe des Mindesteinkommens erweitert. Die Zielbestimmungen des Gesetzes nennen Einkommenstransparenz als Absicht zur Verringerung des Gender Pay Gaps in Österreich. Das Gesetz reiste durch mehrere Kontexte, von der rechtlichen Sphäre des Gesetzgebungsprozesses bis hin zur organisationalen Umsetzung und in professionelle Human Resources (HR) Netzwerke. Dabei wurden rhetorisches Framing sowie Legitimation der Regelung in die jeweilige Feldlogik übersetzt und damit verändert. Eine neo-institutionalistische Diskursanalyse zeichnet nach, wie die Transparenzabsicht des Gesetzes sich wandelte und die Profession HR bereits kurz nach Einführung über den Gesetzestext hinaus argumentiert. Organisationale und professionelle Kontexte co-konstituieren somit die gesetzlichen Rahmenbedingungen und gestalten Legitimation und Auswirkungen von gesetzlicher Gleichstellung durch die jeweiligen Feldlogiken mit. Am Beispiel der Novelle des Gleichbehandlungsgesetzes 2011 und 2013 zeigt sich ein doppeltes Entschwinden von Geschlecht und Gleichstellung in der Reise durch die Kontexte.

Isabella Scheibmayr, Mag., arbeitet als Universitätsassistentin im Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in der Human Resource Management Group an der Universität Salzburg, davor war sie von 2011-2013 am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der JKU Linz. Sie forscht an der Schnittstelle zwischen Human Resource Management und Geschlechterfragen in der Organisationsforschung.