MUSIKALISCHE IMPROVISATION ALS MITTEL DER ERKENNTNISGENERIERUNG – IN DER MUSIKTHERAPIE UND IN DER KÜNSTLERISCHEN FORSCHUNG

Julia Fent

In der Reflexion musiktherapeutischer ebenso wie künstlerisch forschender Praxis kommt epistemologischen Fragestellungen eine wichtige Rolle zu: z. B. wie sind in der Therapie Erkenntnis und Verarbeitung über aktives Musikmachen möglich? Wie geschieht in der Forschung Wissensgenerierung über Musik? Im Vortrag stellt Julia Kristevas Konzeption des Semiotischen als einer Modalität der Sinngebung – neben dem Symbolischen – den theoretischen Bezugspunkt dar, um diesen Themen nachzugehen. In Anknüpfung daran kann auch die Frage gestellt werden, was es sei, das sich im musiktherapeutischen und forschenden musikalischen Tun zu zeigen vermag: Kristevas „sujet en procès“ befindet sich im kontinuierlichen Aushandlungsprozess zwischen Semiotischem und Symbolischem, bleibt so stets im Wandel und ist nicht festlegbar. Musiktherapeutisches und forschendes musikalisches Tun mag also in besonderem Maße die Möglichkeit der Artikulation von Uneindeutigem, sich einer Festlegung Entziehendem, vermeintlich Widersprüchlichem bieten – und so auch aus dem jeweiligen hegemonialen Diskurs Ausgeschlossenem Geltung verleihen. Im Zuge der Ausführungen werden auch die selten aufgezeigten Parallelen zwischen musiktherapeutischem Tun und künstlerischem Forschen herausgearbeitet und verdeutlicht.

Julia Fent, Gesangsstudium (Prayner-Konservatorium Wien) und Musiktherapiestudium (mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien), beruflich tätig als Musiktherapeutin und als Sängerin. Aktuell Dissertantin an der mdw/ Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM). Dissertation zu Musiktherapeutischer Theorie und Praxis aus der Sichtweise anti-diskriminatorischer Ansätze.