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ODER WIE ALS WEISSE FEMINISTIN POSTKOLONIALE POSITIONEN IN DAS EIGENE DENKEN EINBEZIEHEN?

Dagmar Fink

Spätestens seit den 1980er Jahren werden zentrale feministische Theorien und Bewegungen unter anderem als weiß, westlich, bürgerlich, heteronormativ und – etwas später – als ableistisch kritisiert. Angesprochen wurde nicht nur die Herrschaft von Frauen* über Frauen*, diese Kritiken verlangten nach einem neuen feministischen Selbstverständnis, das die eigenen Verstrickungen und ‚Investitionen‘ in Macht- und Herrschaftsstrukturen reflektiert und Geschlecht als ‚Meisterdifferenz‘ verabschiedet. Infolgedessen fanden Konzepte Schwarzer (und) postkolonialer Feministi*nnen zaghaft Eingang in die breitere feministische Diskussion. In den letzten Jahren ist „Intersektionalität“ zu einem Schlagwort geworden, ohne das feministisches Denken und Handeln kaum noch auszukommen scheint, während eine intersektionale Perspektive gleichzeitig oft ein uneingelöster Anspruch bleibt. Selten werden gerade die Kritiken an einem weißen, westlichen Feminismus zum Ausgangspunkt der Überlegungen weißer Theoretikeri*nnen. Eine frühe Ausnahme bildet Donna Haraways einflussreiches „Manifest für Cyborgs“ (1985). In der Rezeption meist vernachlässigt, basiert das Cyborg-Konzept auf der Auseinandersetzung mit den Technowissenschaften einerseits und feministisch-sozialistischen sowie vor allem Schwarzen und Chicana-feministischen Konzepten andererseits. Im Vortrag werde ich erörtern, in welcher Weise Haraway mit diesen Ansätzen arbeitet, welche Kritiken daran formuliert wurden und wo sie – und ‚wir‘ weiße Feministi*nnen – lernen könnten, in Zukunft besser zu scheitern.

Dagmar Fink, Mag*a, Literatur- und Kulturwissenschafterin*; Arbeitsschwerpunkte: Feministische Technowissenschaftsforschung, Repräsentationskritik, queer_feministische (und) postkoloniale Literatur, insbesondere Science Fiction, queere Weiblichkeiten, Diversität und Un_Gleichheit. Übersetzer_in im queer_feministischen Übersetzungskollektiv gender et alia und wissenschaftliche Lektorin