QUEER_FEMINISTISCHES WISSEN IN AKTIVISMUS, VERNETZUNG UND MUSIK

Seit der Jahrtausendwende werden verstärkt queer-feministische Initiativen sichtbar, die sich der Vernetzung von Musiker*innen und der Archivierung popularmusikalischer Aktivität widmen. In Österreich zählen zu diesen Initiativen etwa die Netzwerke femdex und female:pressure und die Veranstaltungskollektive SISTERS und FEMME DMC. Erweitert werden diese in der Do-It-Yourself Kultur verankerten Initiativen durch die Gründung von online Musikarchiven wie das Women’s Music Liberation Archive (womensliberationmusicarchive.co.uk) und das Grassroots-Feminism-Archive (grassrootsfeminism.net), die weibliches, feministisches und queeres Musikschaffen dokumentieren. Basierend auf Interviews mit Protagonist*innen diskutieren wir, wie diese Initiativen gegen bestehende Machtverhältnisse ankämpfen und alternative Räume für Vernetzung und Kritik eröffnen. Wir widmen uns queer-feministischen Wissensbeständen, die diesen Aktivismen zugrunde liegen: Wissen über Privilegien aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht- und Klassenzugehörigkeit oder Nationalität, habitualisiertes Wissen, das für die Musikproduktion eingesetzt wird, und Erfahrungswissen über (historische) Strategien, Werkzeugen und Organisationsformen. Diese Wissensformen informieren auch die Dokumentation, Archivierung und Konstruktion von feministisch-queeren Popularmusikgeschichten, die aus der dominanten Rock-/Popmusikgeschichte ausgeschlossen wurden und eine zentrale Ressource für queer-feministische Kämpfe in der Gegenwart und Zukunft darstellen.

Kristina Pia Hofer ist Musikerin (Ana Threat, The Boiler, Puke Puddle, Sektstress, Schweiffels), Musikjournalistin (SKUG, versorgerin, KUPFzeitung) und Postdoc an der Abteilung Kunstgeschichte der Universität für angewandte Kunst Wien.

Rosa Reitsamer ist Soziologin und Assistenzprofessorin am Institut für Musiksoziologie an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.