VORTRÄGE
Simon Güntner
Community – eine soziologische Perspektive
„Community“ ist ein schillerndes Konzept. Es verweist auf etwas verbindendes: in einer Community kommen Menschen zusammen, die etwas teilen, sei es eine Tradition, ein Interesse oder ein Geschmack. Über diese Verbindung entwickeln und kultivieren sie eine Beziehung zueinander und damit eine gemeinsame Identität. Damit grenzen sie sich auch von anderen ab, die eben diese Identität nicht besitzen. Soziologisch interessant, und für die Kulturpraxis relevant, ist, wie sich die Verbindung vollzieht und welche Bedeutung die Vergemeinschaftung bzw. die Zugehörigkeit zu einer Community für ihre Mitglieder und auch für die weitere Gesellschaft hat. Aktuell stellt sich auch die Frage, ob und wie die zunehmende Digitalisierung die Form und Praxis von Communities beeinflusst. Der Vortrag stellt die aktuelle soziologische Diskussion zu diesen Themen vor und erörtert ihren Ertrag für das Community Engagement.
Rosa Reitsamer
Creating Classical Music Audiences for the 21st Century
Dieser Vortrag thematisiert die Frage nach der Entstehung, Gegenwart und Zukunft des klassischen Musikpublikums aus drei Perspektiven. Die erste Perspektive fokussiert die Herausbildung dieses Publikums als zentralen Bestandteil des bürgerlichen Musikarbeitsmarkts im 19. Jahrhundert im Kontext feministischer und postkolonialer Forschungen zu Öffentlichkeit und Privatheit. Die zweite Perspektive rekonstruiert die Diskurse über die Krise der westlichen Kunstmusik, einschließlich des rückläufigen Interesses an dieser Musik, seit den 1990er-Jahren. Daran anschließend widmet sich die dritte und letzte Perspektive ausgewählten theoretischen Ansätzen zu Partizipation und stellt einige Projekte vor, die darauf abzielen, neue Publikationsschichten zu erschließen.
Rineke Smilde
Musicians’ professional performance
„Wer bin ich als Musiker_in und wie kann ich einen Beitrag für die Gesellschaft leisten?" Das ist die Schlüsselfrage, die wir uns als Musiker_innen stellen können, wenn wir in Beziehung zu einem Publikum treten, insbesondere auf ein "neues Publikum".
Beim Umgang mit „neuem Publikum“ ist es für Musiker_innen wichtig, eine soziale Rolle zu entwickeln, die ihre (künstlerische und professionelle) Identität widerspiegelt und ihre „professionelle Performance" fundiert. Letztere kann definiert werden als:
„…rooted in the connection between one’s personal, artistic and professional development, comprising diverse roles, skills, values and attitudes, based upon a profound awareness of one’s artistic and professional identity” (Smilde 2021).
In diesem Beitrag wird versucht, den Begriff der „professionellen Performance“ von Musiker_innen in Bezug auf das Engagement für ein neues Publikum zu analysieren und zu erklären. Er konzentriert sich auf Fragen zur sozialen Wirkung auf der Mikroebene der einzelnen Musiker_innen, der Mesoebene der Institution und der Makroebene der Gesellschaft als Ganzes. Darüber hinaus werden Fragen zur nachhaltigen Praxis und der vielschichtigen Definition von Qualität in diesem Kontext angesprochen. All dies wird durch Beispiele aus der Praxis verdeutlicht.
Alicia de Bánffy-Hall & Constanze Wimmer
Philippika: Musikvermittlung und/oder Community Music
Musikvermittlung und Community Music sind junge Disziplinen mit Schnittmengen und Unterschieden, die wir in dieser Philippika herausarbeiten und gegenüberstellen. In der Praxis oft begrifflich vermischt, lohnt sich ein genauer Blick auf die jeweiligen Arbeitsfelder und Beweggründe sowie deren theoretischen Rahmen.