Über Jahrzehnte sollte sich der Kontakt zu Raphael Georg Kiesewetter besonders für Anna Fröhlich als entscheidend erweisen. Kiesewetter bereitete mit den in seinem Haus stattfindenden Konzerten den Boden für die musikalische Entwicklung der Schwestern Fröhlich, speziell aber für Anna Fröhlich. In den folgenden Jahren sollte Kiesewetter sich außerdem in seiner Funktion als einer der führenden Männer im neu gegründeten Musikverein der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde als Förderer Anna Fröhlichs erweisen. Kiesewetter begann 1816 mit seinen im eigenen Haus durchgeführten Abenden, bei denen der Schwerpunkt auf Alter Musik lag, aber auch die neueste Musik erprobt wurde. Unter den ausführenden Sängerinnen scheinen die Namen der vier Schwestern Fröhlich auf. Auch Anna Fröhlichs Gesangsschülerinnen kamen dort zum Einsatz. Und: Zwischen 1825 und 1827 übernahm Anna Fröhlich die Leitung der Proben vom Klavier aus (Kier 1968, 185).
Ein zeitgenössischer Bericht, der mit einer von Aloys Fuchs (Mitwirkender der musikalischen Abende im Hause Kiesewetter) verfassten Handschrift übereinstimmt, geht auf die Rolle der Schwestern Fröhlich im Hause Kiesewetter ein, wobei rückblickend aus der Perspektive des Jahres 1841 berichtet und die Bedeutung der Schwestern für die Entwicklung des Gesangs in Wien betont wird:
„Die Mitwirkenden [im Hause Kiesewetter] waren und sind gewöhnlich Künstler vom Fache oder doch ausgezeichnete Dilettanten der Hauptstadt. Der weibliche Chor – Soprani und Alti – besteht aus den Gesangsschülerinnen der höhern Classe des hiesigen Conservatoriums unter der unmittelbaren Leitung ihrer Lehrerin, des Fräuleins Nanette [Anna] Fröhlich; die Solostimmen wurden in der letztern Zeit den Privat-Schülerinnen der Letzern oder ihrer Schwester Josephine Fröhlich anvertraut, und dieses Vertrauen nie getäuscht, jedesmal glänzend gerechtfertigt. Ueberhaupt dürften die vier Schwestern Fröhlich für die Kunst, namentlich für den Gesang, mehr gewirkt haben als so manche Europa=berühmte Amazone von der Kehle, und wurden in dankbarer Anerkennung ihrer regen Theilnahme, ihrer unermüdlichen Bestrebungen für diese classischen Concerte von allen Mitgliedern dieses Kunstvereines als die Stützen desselben betrachtet und bewundert.“ (Dem Verdienste seine Kronen 1841, 209-210, auch: Aus Wien 1842, 311-312. Basiert auf: Fuchs 1841)