Von Anfang an – seit Beginn ihres Engagements für das Konservatorium – wirkte Anna Fröhlich an der Entwicklung von pädagogischen Konzepten mit. Ihre Unterrichtsmethode und – als Resultat davon – die Qualität der von ihr ausgebildeten weiblichen Stimmen wurden in den ersten Jahren in der Tagespresse regelmäßig hervorgehoben.
Es ist beispielsweise nachweisbar, dass sich Anna Fröhlich gegen eine Ausbildung der weiblichen Gesangsstimme vor dem 12. Lebensjahr aussprach. Das Alter der „Zöglinge“ und die Anzahl der Ausbildungsjahre waren wiederholt Themen des Führungs- und Lehrergremiums des jungen Konservatoriums, so wie auch eine noch zu entwickelnde einheitliche Methode, nach der der Gesangsunterricht erfolgen sollte, zur Diskussion stand (Hennenberg 2013, 364). Anna Fröhlich hatte weiters mit der Gruppengröße ihrer Gesangsklasse zu kämpfen, in der kein „Individualisieren [sic]“ möglich wäre (Hennenberg 2013, 366). Gruppenunterricht war nämlich der damalige Standard. Da Fröhlich in ihrer Klasse Mädchen bzw. junge Frauen unterrichtete, schien es ihren Zeitgenoss_innen aufzufallen, dass sie auf diese spezielle Situation frauenspezifisch einging, denn sie verstand es offensichtlich Alter und Entwicklungsstand sowie die körperliche Verfassung ihrer Schülerinnen zu berücksichtigen:„Dieser Erfolg [der Schülerin Francisca Goldberg] gereicht der Lehrerinn für die Classe der höheren Ausbildung im Gesang, Dlle. Anna Fröhlich, um so mehr zur Ehre, als die Schwierigkeit sehr groß ist, noch größtentheils physisch und psychisch unentwickelte Mädchen in einer Kunst zu bilden, bey welcher die Überwindung mechanischer Schwierigkeiten nicht allein hinreicht, sondern wo unmittelbar das Herz zum Herzen sprechen muß, und wobey selbst der Unterricht immer durch die nöthige Rücksicht auf den niedrigen Grad der Entwicklung gehemmt ist.“ (Conservatorium der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates 1834, 389.)
Der oben genannte Erfolg, der sich auf die Vortragsweise und die Stimme bezog, wird am Beispiel der Schülerin Goldberg wie folgt beschrieben:
„Die Tiefe des Gefühls mußte jeden Nichtkenner ergreifen, so wie jeder mit den Geheimnissen der Gesangskunst nur einigermassen Vertraute von der Freyheit, Sicherheit, Reinheit und Leichtigkeit überrascht seyn musste, mit welcher hier alle Arten Verzierungen mit Geschmack, ohne Überladung vorgetragen wurden. […].“ (Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde 1834, 389.)Und weiter heißt es zur selben Sängerin:
„Die Schülerinn Francisca Goldberg wird, wenn sie auf dem betretenen Pfade unter der Leitung ihrer so vorzüglichen Meisterinn fortfährt, gewiß sehr bald vieles zur Verschönerung der musikalischen Productionen Wiens beytragen. Möchte sie sich nur ja nicht verleiten lassen, ihr angenehmes Organ durch eine schale Effecthascherey zu überstrengen, und so sich selbst muthwillig zu Grund richten, wie es leider in neuester Zeit bey mehreren jugendlichen Talenten der Fall war. Doch ist dieses nicht zu befürchten, so lange sie sich auch nach ihrem Austritte aus dem Conservatorium an die vorzügliche Methode ihrer Meisterinn halten wird.“ (Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde 1834, 390.)
Es scheint so, dass sich hier, 15 Jahre nach dem Beginn Anna Fröhlichs Unterrichtstätigkeit am Konservatorium, ein Wandel in der Gesangskultur ankündigte, der bereits hörbar zu anderen Ergebnissen geführt hatte. Erwünscht war ein Gesang, der auf den Opernbetrieb ausgerichtet war und auf Außenwirkung abzielte. Damit entfernte sich dieser neue Anspruch an das Singen weit vom ursprünglichen Sinn und Zweck des Musizierens im privaten Bereich wie es Anfang des 19. Jahrhunderts üblich gewesen war und eher zur eigenen Erbauung denn zur „Effekthascherei“ diente. Zudem dürfte Anna Fröhlich keine allzu kräftige Stimme besessen haben (Castelli 1824, 128; Waidelich 2002), was heute wie ein äußerst negatives Urteil klingt, stellte offensichtlich anfangs (um 1820) in den privaten Salons, in den Kreisen des Konservatoriums und für die Hörgewohnheit des Publikums sowie in Verbindung mit dem bei den Veranstaltungen dargebotenen Repertoire kein vorrangiges Qualitätskriterium dar.