Oliver Patrick Raddatz (Dipl.-Des.) is a PhD candidate at the Department of Music Sociology (PhD supervisor Univ-Prof.in Dr.in Rosa Reitsamer). His main research interests are electronic dance music cultures, their socioeconomic, class, power structures, as well as city-specific identities of sound cultures.
He studied Sociology and Media Theory, Experimental Spatial Concepts, Photography at the University of Art and Design Offenbach, and holds a diploma with distinction in Visual Communications (2015, diploma thesis: House Nation BRD. Regionale Netzwerke in House und Techno von den Anfängen in den 1980ern bis zur Definition eines städtetypischen Sounds in den 1990ern). From the mid-1990s until beginning his studies, Patrick had been actively DJing and producing, and teaching Music Production and Sound Design at the University of Art and Design Offenbach between 2015 – 2020.
Patrick co-developed and managed the Institut für Klangforschung in Offenbach am Main, and continued the Robert Johnson Theorie lecture series in cooperation with the University of Art and Design Offenbach and Robert Johnson Club. His freelance work focuses on projects for music, educational and discursive programmes (e.g. Robert Johnson, NODE Forum for Digital Arts, ROTOR I/II, EOS Radio EOS-05 PERSPEKTIVEN and EOS-06 Soft Planet Lectures/Screening, FUTURE ARCHIVE DIARY).
oliver.raddatz@students.mdw.ac.at
https://stack.ion.li/@Patrick
Out Of Sync? Hegemonien und Narrative retrospektiver kultureller Konsekration in der deutschen House und Techno Kultur (Arbeitstitel)
Die Zahl populärwissenschaftlicher Publikationen zur Entwicklung von House und Techno in Deutschland hat seit den 2000ern bemerkenswert zugenommen: Sachbücher, Dokumentationen, Ausstellungen und dedizierte Ausstellungsorte haben neben etlichen Beiträgen auf marktdominierenden Onlineplattformen einen Archival Turn (Eichhorn 2013; Reitsamer 2020) von typischen musikjournalistischen Schwerpunkten hin zu einem Kanon genealogischer Politik in Form von totalisierenden Geschichtsschreibungen (Foucault 2014) ausgebildet. Dieser wird von einem männlich dominierten, weißen, heteronormativen Pantheon sog. "InnovatorInnen"/"PionierInnen" repräsentiert, welche in diesen Rollen auch zu Identifikationsfiguren im biografischen Referenzsystem von ZeitzeugInnen wurden, und zu historischen Bezugspersonen für jüngere Genre- und Kulturinteressierte.
Professionelle, institutionalisierte Geschichtsschreibungen stellen üblicherweise vertrauenswürdige Referenzen dar, sie kalibrieren Konventionen und strukturieren das „kollektive Gedächtnis“ (Assmann 1988) in der Autoproduktion von Authentizität und Tradition (Peterson Anand 2004) auch in den Clubkulturen von House und Techno. Aus der medialen Vielfalt und Quantität von Produkten der Geschichtsschreibung, an Ausstellungen und auf Electronic Dance Music im erweiterten Sinne spezialisierte Ausstellungsorte, lässt sich neben einer Popularität auch erschließen, welche Diskursmuster, Narrative und Geschlechterverhältnisse in solchen Wissensbeständen und Institutionen eingebettet sind, welche hierarchischen Strukturen und machtpolitischen Statusinteressen dominanter Gruppen eines clubkulturellen Mainstreams existieren.
Wie diese Organisationen, Institutionen, AkteurInnen die teilweise umstrittene populärmusikalische Geschichte von House und Techno in Deutschland schreiben, welcher spezifischen Narrative und Diskursmuster sie sich dabei bedienen, und welche u. a. hegemonialen Implikationen sich darin – lokal wie translokal – manifestieren, ist der Forschungsschwerpunkt des Dissertationsvorhabens.