Schon im Jahre 1928 betonte der Phoniater Hugo Stern die „Notwendigkeit einer einheitlichen Nomenklatur für die Physiologie, Pathologie und Pädagogik der Stimme“ (Berlin, 1928). Obwohl mittlerweile 80 Jahre vergangen sind, existiert immer noch kein gesangspädagogischer Grundlagenkatalog, der Sterns Forderungen erfüllt. Trotz einer Unmenge an Publikationen zum Thema Gesang sind wissenschaftlich fundierte Studien aus der Perspektive von Sängern und Gesangspädagogen heute weiterhin in der Minderzahl. Ein Großteil der verfügbaren Arbeiten, die überwiegend von Wissenschaftlern anderer Fachdisziplinen verfasst sind, befasst sich mit Fragen zur Stimmpathologie, zur allgemeinen Stimmphysiologie oder auch mit den akustischen oder physikalischen Gegebenheiten der Singstimme. Gesangspädagogische Unterrichtstechniken haben in der Forschung bislang wenig Beachtung gefunden. Eine Objektivierung ist noch immer ausstehend.
Der Tätigkeitsschwerpunkt am Zentrum für Stimmforschung und angewandte Gesangspädagogik wird deshalb bei Studien liegen, im Rahmen derer zentrale Fragestellungen von Sängern und Gesangspädagogen behandelt werden. Es ist unser Ziel, eine Brücke zwischen anatomisch-physiologischen Gegebenheiten und gesangspädagogischen Vorgehensweisen zu schlagen und damit die Erarbeitung eines umfassenden, systematischen Grundlagenkataloges zu ermöglichen.