Nachruf auf Rudolf Pietsch
Wir trauern um unseren Kollegen Ass.-Prof. i. R. Mag. Dr. Rudolf Pietsch.
Rektorin Ulrike Sych gibt namens der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bekannt, dass Ass.-Prof. i.R. Mag. Dr. Rudolf Pietsch in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2020 verstorben ist.
Rudolf Pietsch wurde am 17. Oktober 1951 in Wien geboren. Im Alter von etwa sieben Jahren erhielt er ersten Geigenunterricht. Über seine Mutter kam er mit dem Volksliedgut in Berührung und spielte bereits ab seinem 14. Lebensjahr in verschiedenen Ensembles.
Nach Ablegung der Matura und Ableistung des Wehrdienstes begann Pietsch 1971 an der mdw sein Lehramtsstudium für Musikerziehung, das er 1976 mit der Lehramtsprüfung abschloss. Mit den Lehrbefähigungsprüfungen für Violine (1977) und Blockflöte (1978), die er beide mit Auszeichnung ablegte, beendete er seine Studien in Instrumental- und Gesangspädagogik.
1980 bestand Pietsch die Diplomprüfung in Instrumentalmusikerziehung mit Auszeichnung und erhielt für seine Leistung den durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung vergebenen Förderungspreis. Zu seinen Lehrenden an der mdw zählten Eva Braun (Violine), Helmut Schaller (Blockflöte), Ingrid Doll (Gesang) und nicht zuletzt Walter Deutsch (Musikalische Volkskunde).
Bis er 1981 selbst als Lehrender an die mdw kam, war Pietsch neben seinen künstlerischen Aktivitäten als Musikerzieher an einem Gymnasium, an einer Musikschule und als freier Mitarbeiter beim ORF tätig.
Am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie brachte er sich mit der Verbindung von Wissenschaft und künstlerischer Praxis ein, indem er praktische Lehrveranstaltungen initiierte, und begeisterte mit seinem innovativen Unterricht Generationen von Studierenden für die Volksmusik. Er inspirierte, motivierte, förderte: Die Gründung von Ensembles wie Alma, Aufstrich und Federspiel sind Zeugnisse dafür.
1991 schloss er ein Doktoratstudium der Musikwissenschaft an der Universität Wien ab.
Während seiner beruflichen Laufbahn an der mdw – 1988 wurde er vom Hochschulassistenten zum Assistenzprofessor ernannt – war Pietsch in verschiedenen Gremien aktiv, unter anderem als langjähriges Mitglied der Studienkommission Instrumental(gesangs)pädagogik und von 2011 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 2016 als stellvertretender Leiter des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie. Über die Versetzung in den Ruhestand hinaus war er weiterhin mit Lehre betraut und unterrichtete noch bis 2019.
Aus der Fülle seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Aktivitäten können nur einige genannt werden wie die Leitung der Volksmusikensembles "Die Tanzgeiger" und "Heanznquartett", die Mitbegründung der Burgenländischen Musikantenwoche, an der er lange lehrte, die Leitung der Musikwerkstatt "Glatt & Verkehrt", die Mitgliedschaft im Beirat des Wiener Volksmusikwerks, seine Vortragstätigkeit im In- und Ausland und zahlreiche Publikationen.
In der internationalen Vernetzung war Rudolf Pietsch ein unermüdlicher Motor, er hat eine Reihe von Institutskooperationen initiiert. Seine "Exkursionen" mit Studierenden, die er seit 2002 durchführte, sind legendär.
Für seine Leistungen wurde Pietsch 2012 mit dem Würdigungspreis im Bereich Volkskultur und Kulturinitiativen bei den Kulturpreisen des Landes Niederösterreich und 2016 mit der Verdienstmedaille in Gold der mdw ausgezeichnet.
Wir werden Ass.-Prof. i.R. Mag. Dr. Rudolf Pietsch als hochgeschätzten Kollegen, als leidenschaftlichen Musiker, Wissenschaftler und Pädagogen stets in dankbarer und ehrender Erinnerung halten.
Bild: © Theresa Pewal