Nachruf auf Heinrich Schiff
Wir trauern um unseren langjährigen Kollegen Herrn o. Univ.-Prof. Heinrich Schiff.
Rektorin Ulrike Sych gibt namens der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Nachricht, dass o. Univ.-Prof. Heinrich Schiff am 23. Dezember 2016 verstorben ist.
Heinrich Schiff wurde am 18. November 1951 in Gmunden geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und dem Gymnasium in Hamburg und Linz wechselte er in das Realgymnasium für Studierende der Musik in Wien, welches er 1973 mit der Matura abschloss.
Mit neun Jahren begann Heinrich Schiff seine Ausbildung am Violoncello an der Linzer Musikschule, wobei er bereits vorher Blockflöten- und Klavierunterricht erhalten hatte. Von 1967 bis 1973 studierte er Konzertfach Violoncello bei Tobias Kühne an der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien und legte die Diplomprüfung in Violoncello 1973 mit Auszeichnung ab, anschließend setzte er seine Studien bei Gastprofessor André Navarra fort.
Erste Konzerte gab Heinrich Schiff schon als Schüler, 1971 debütierte er offiziell in Wien und London, womit eine weltweite Konzerttätigkeit ihren Anfang nahm. Zudem war er ständiger Gast auf den wichtigsten europäischen Festivals.
Seine Unterrichtstätigkeit begann mit Meisterklassen und setzte sich mit Anstellungen an Musikkonservatorien bzw. -akademien und -hochschulen in Bregenz, Basel, Köln und Salzburg fort. 1997 wurde er als Nachfolger seines Lehrers Tobias Kühne als ordentlicher Professor für Violoncello an die mdw berufen.
Schiffs Repertoire erstreckte sich von Vivaldi bis zu zeitgenössischen KomponistInnen, deren Werke ihm besonders am Herzen lagen und von denen er etliche zur Uraufführung brachte. Seine zahlreichen Einspielungen wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter auch mit dem "Grand Prix du Disque", und beinhalteten Aufnahmen mit allen wesentlichen europäischen Orchestern.
Obwohl Schiffs musikalischer Schwerpunkt dem Cello galt, war sein Interesse als Sohn komponierender Eltern breit gefächert. Während seines Studiums an der mdw hospitierte er in der Dirigentenklasse Hans Swarovskys; durch Workshops sowie in der Arbeit mit Jugendorchestern gewann das Dirigieren in seinen künstlerischen Aktivitäten zunehmend an Bedeutung. Lange Zeit hindurch nahmen das Cello und das Dirigieren einen gleichberechtigten Raum innerhalb seiner Konzerttätigkeit ein. Neben mehreren Stellen als künstlerischer Leiter und Chefdirigent war er häufig zu Gast am Pult zahlreicher internationaler Orchester.
In seinen letzten Jahren reduzierte Schiff seine Dirigententätigkeit zugunsten des Unterrichts. Er kümmerte sich bis zu seiner plötzlichen Erkrankung etwa zehn Tage vor seinem Tode intensiv um seine StudentInnen an der mdw, welche er als eine Art vergrößerte Familie betrachtete.
Im Hinblick auf seine großen künstlerischen Leistungen und seine außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit als Lehrer wurde ihm 2004 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Die mdw trauert um einen hervorragenden Musiker, einen vorbildlichen Lehrenden und einen geschätzten Kollegen.
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