So heterogen die Gründe für ein Studium an der mdw, so vielfältig auch die Orte, an die es Studierende und AbsolventInnen verschlägt. Drei davon sprachen mit dem mdw-Magazin über ihre Zeit an der mdw, wie sie mit Rückschlägen umgehen und welche Bedeutung Erfolg für sie persönlich hat.

Daniela Fally
Daniela Fally ©Philipp Jelenski

Die Sopranistin Daniela Fally studierte bis 2005 an der mdw Gesang. Zusätzlich absolvierte die Niederösterreicherin noch drei weitere Studien. Ein Studium der Theaterwissenschaften, eine Musicalausbildung und eine Schauspielausbildung waren Teil eines Plan B, der bis jetzt aber nicht notwendig war. Eine gewisse Sicherheit im Leben sei ihr immer wichtig gewesen: „Ob man in der Kunst Erfolg hat, kann oft auch einfach nur Glück sein“, erklärt sie ihren ständigen Drang danach, hart zu arbeiten und sich laufend weiterzubilden. Einen Gradmesser für Erfolg zu finden, ist schwer. Für Fally hat dies vor allem mit einem Glücksgefühl zu tun, das sich objektiv nicht messen lässt. „Wenn ich das tue, bei dem ich nicht merke, wie die Zeit verfliegt und bei dem ich jeden Morgen frisch fröhlich und voll motiviert aus dem Bett springe − das ist das Richtige für mich.“

Von Rückschlägen ist die junge Sopranistin bisher glücklicherweise relativ verschont geblieben, sieht diese aber eher als Herausforderungen, für die es Lösungen zu finden gilt. „Ich habe einen Dickschädel. Wenn ich etwas will, kämpfe ich dafür.“ Ohne die Musikschule, die es in ihrem Heimatort gab, wäre ihr Talent vielleicht unentdeckt geblieben. „Basisbildungsstätten sind extrem wichtig und ich setze mich sehr für deren Erhalt ein.“

An die Zeit an der mdw denkt die junge Mutter gerne zurück. Es sei ein Privileg, solch fundierte Kenntnisse vermittelt und solch attraktive Spielstätten, wie beispielsweise das Schönbrunner Schlosstheater, zur Verfügung gestellt zu bekommen. Obwohl sie während des Studiums schon auch einmal „gemotzt“ habe, so sagt sie heute selbst, sei sie dank der Ausbildung „ein gesegneter junger Mensch gewesen, mit besten Aussichten, in der realen Kunst- und Kulturwelt gut zu überleben“.

Einen höchst abwechslungsreichen beruflichen Lebensweg hat Bernhard Kerres bereits hinter sich. Von der Opernbühne über das Vorstandsbüro und den Intendantensessel bis hin zum Start-Up. Das Gesangsstudium an der mdw von 1987 bis 1992 hat er zwar nicht abgeschlossen, trotzdem hat er aus dieser Zeit viel für sich mitnehmen können. „Ich habe vor allem ein konsequentes und diszipliniertes Arbeiten gelernt, was unerlässlich ist, wenn man eine Musikerkarriere einschlagen will“, so Kerres. Als Gesangsstudierende genossen er und seine KollegInnen „den großen Luxus unserer kleinen Welt“ am Institut für Gesang und Musiktheater in Penzing. Rückblickend sieht er aber auch einiges durchaus kritisch: „Ich frage mich, ob der Fokus auf die musikalische Ausbildung einerseits das Musizieren eingeschränkt hat und andererseits auch die Vorbereitung auf die geschäftlichen Seiten des beruflichen Alltags vernachlässigt wurden.“ Für den Gründer von Hello Stage, einer Plattform zur Vernetzung von KünstlerInnen aus dem Klassik-Bereich mit AgentInnen, PromotorInnen, VeranstalterInnen und weiteren ist der Faktor Zufriedenheit ein ebenso wichtiger Aspekt. Auch seine Stärken und Schwächen zu kennen sowie ehrlich zu sich selbst zu sein, ist zentral: „Wichtig war mir immer auch, auf meine innere Stimme zu hören − was ich über die Jahre erst lernen musste.“ Leonhard Leeb, Autor, Komponist und Trompeter, unterrichtet seit vielen Jahren „Musikmanagement“ an der mdw, unterstreicht dies noch: „Man muss ein Gespür für sich selbst entwickeln. Sich Verständnis und Respekt vor der Leistung der anderen erarbeiten, um sein eigenes Tun verorten und seine eigene künstlerische Leistung einschätzen zu können.“ Er kennt die Fragen, die Studierende an Kunst- und Musikuniversitäten begleiten gut und versucht durch seine Vorlesungen, Klarheit in den einen oder anderen Aspekt zu bringen.

Um seine Pläne verwirklichen zu können, solle man sich nicht zu viele Alternativen überlegen, glaubt Bernhard Kerres, denn die würden einen nur ablenken von dem, was man wirklich tun will.

Raffaele Giannotti
Raffaele Giannotti ©Mike Ranz

Der 1995 in Italien geborene Raffaele Giannotti scheint genau zu wissen, was er will. Er befindet sich noch mitten im Studium bei Richard Galler am Leonard Bernstein Institut für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente der mdw. Bis vor Kurzem spielte er parallel zum Studium in Wien als 1. Fagottist des Orchesters des Maggio Musicale in Florenz. Außerdem hat er das Probespiel für Solo-Fagott im Orchester der Münchner Philharmoniker gewonnen und trat die Stelle kürzlich an. Das, was MusikerInnen bewerkstelligen müssen, vergleicht er mit der Leistung von AthletInnen. „Am liebsten hätte ich schon mit drei Jahren Fagott gespielt, aber da war ich natürlich noch zu jung“, erzählt er von seiner frühen Liebe zu seinem Instrument, das er in einem Kinderbuch entdeckt hatte. Motiviert durch seine musikalische Familie, begann er schließlich mit zehn Jahren Fagott zu lernen und schätzt die Unterstützung durch das persönliche Umfeld bis heute als enorm wichtig ein. „Vor Publikum zu spielen, ist niemals leicht“, äußert er Ängste, mit denen auch Talente wie er konfrontiert sind. Über Erfolg macht er sich in seinem jungen Alter noch nicht so viele Gedanken, sondern ist vor allem dankbar, dass er die Möglichkeit hat, in einer Stadt wie Wien mit so vielen anderen begabten MusikerInnen studieren zu dürfen.

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