Analyzing Black Metal – Transdisziplinäre Annäherungen an ein düsteres Phänomen der Musikkultur. Sarah Chaker, Jakob Schermann und Nikolaus Urbanek (Hg.), transcript, Reihe: Studien zur Popularmusik, 180 S., 2017
Im Zentrum des gestürzten Pentagramms steht Black Metal als Musik(sub)-Kultur, an die sich die AutorInnen dieses Buches aus historischen, soziologischen, ästhetischen, inhaltlich-ideologischen und musikanalytischen Perspektiven annähern. Ausgangspunkt der Publikation war ein Studientag an der mdw im April 2016, in dessen Zentrum die Wissensvermittlung über das Hässliche, Böse und vielleicht sogar Falsche in der Musik stand.
Nach den von den HerausgeberInnen zusammengefassten Ideen zu den Metal Studies und einer historischen Einführung in die Musikszene, setzen sich Florian Heesch und Reinhard Kopanski mit dem Black Metal als medienästhetischem Phänomen auseinander. Sie untersuchen Intermedialität im Hinblick auf den Mythos der Wilden Jagd in Klang, Text und Alben-Covers mit dem Fokus auf die Textanalyse des Songs Oskorei der Band Khold. Anna-Katharina Höpflinger versucht auf die Frage, weshalb Religion eine große Rolle im Black Metal spielt, anhand ihrer Feldforschungen mehrere Antworten zu geben. Diese Feldforschungen fokussierten auf die (nicht nur) religiösen Codes der SzenevertreterInnen und ihre Weltanschauungen, die sie zur wichtigen Schlussüberlegung führten, was ein solcher Umgang mit der Religion bedeutet.
Ralf von Appen liefert einen kritischen Bericht zum Workshop sowie eine musikanalytische Auseinandersetzung mit dem in dessen Rahmen ausgearbeiteten Beispiel Mother North der Band Satyricon. Er geht in der Analyse, wie er selbst sagt, „emotionslos und neutral“ vor, bringt dann aber auch seine persönlichen Erfahrungen mit diesem Stück ein. Ein solcher emotionsloser Zugang gelingt Jan G. Grünwald in seinem Beitrag leider nicht. An dasselbe Beispiel geht er überkritisch heran und trifft einige Beobachtungen zwar zum Teil zu Recht, schlägt aber mit einigen Kritikpunkten etwas über die Stränge und berücksichtigt andere visuell-musikalische Beispiele dieser sowie der ebenfalls in seinem Beitrag untersuchten Band Immortal wenig.
Jakob Schermann und Florian Walch setzen sich jeweils aus musikanalytischer Sicht mit dem Klanglichen im Black Metal auseinander. Man erkennt sofort die (beneidenswerten) Kenntnisse, aber für diejenigen, die mit dieser Musik nicht allzu vertraut sind, ist die Lesart „mit Bleistift und Google bzw. Youtube“ erforderlich. Schermann setzt sich mit Inter- (und Hyper-)Textualität auseinander, wobei er Covers, Samplings und Riffs (fast zu) zahlreicher Beispiele untersucht. Walch zieht Parallelen zwischen Subgenres des Extreme Metal, ihren Spieltechniken und ästhetischen Herangehensweisen. Darauf folgend geht Dietmar Elflein der Analyse der musikformalen Strukturen nach und zieht ähnliche Parallelen zwischen unterschiedlichen Subgenres.
Dieser Sammelband lässt sich auch von einer breiteren Leserschaft gut lesen. Da er teilweise andere Subkulturen des Extreme Metal umfasst, dürften auch Death-, Thrash- oder Heavy-Metal-ForscherInnen, sowie PopularmusikforscherInnen oder Popularmusikinteressierte, die sich mit solcher Musik (wenn auch nur theoretisch) beschäftigen wollen, dadurch viel gewinnen können.