Die künstlerische Praxis erforschen, hinterfragen, sie abzutasten nach ihrem einzigartigen Entwicklungsprozess, nach ihren Höhen und Tiefen. Nach diesen Schwellen, die zur nächsten Höhe führen oder die nächste Tiefe wie einen Abgrund öffnen. Den Prozess und das Ergebnis in seiner Synergie und in gewisser Weise in seiner Bedingtheit zu erfassen. Die Bedingtheiten der eigenen Biografie begreifen, die eine künstlerische Ausdrucksweise ermöglichen oder verunmöglichen. Wer darf, wer kann Künstler_in sein? Welche Momente in der eigenen Biografie führen zu einer spezifischen Form, zu einem spezifischen Ausdruck, zu einer Möglichkeit die Welt zu begreifen, Systeme zu hinterfragen und Visionen für Zukünftiges zu schaffen? Wer findet wie eine Rezeption, die eine Gesellschaft bewegt, vielleicht auch eine kommende oder eine vergangene retrospektiv erschafft, verarbeitet, (v)erklärt, archiviert?
Für eine künstlerische Forschung braucht es Offenheit und Vertrauen, um Menschen auf diesen eigenen, intimen Erschaffungsprozess und Hintergrund einer Erschaffung blicken zu lassen. Darauf zu vertrauen, dass die Beobachtung dieses Prozesses, diesen nicht verändert, vielleicht sogar verfälscht – und dann wieder: Kann das überhaupt sein? Ist nicht bis zu einem gewissen Grad jeder künstlerische Ausdruck Zeugnis seiner Zeit, seines Ortes, seiner Bedingtheit an die Körperlichkeit des Geistes, der ihn erschafft? Können wir uns diesem Körper, der in einen spezifischen Raum und eine spezifische Zeit hineingeboren wurde, entziehen? Ist nicht jeder künstlerische Ausdruck Spiegel, Reflexion und Ausblick eines Körpers? Können wir uns frei machen von diesem? Wollen wir das?
Die Grenzen der künstlerischen Forschung sind noch zerfranst, nicht klar definiert, fragmentarisch in dem Sinn, dass ein Ganzes noch definiert und ausgelotet werden muss. Vielleicht wird es das auch nie sein. Genauso wie ein künstlerischer Ausdruck nie vollendet, fertig sein wird. Wie eine menschliche Gesellschaft glücklicherweise nie fertig sein wird.