Alle zwei Jahre findet der Internationale Franz-Schmidt-Orgelwettbewerb statt, heuer bereits zum achten Mal. 25 junge Organist_innen aus 12 Nationen konnten sich für den Wettbewerb, der in Kooperation mit der mdw veranstaltet wird, qualifizieren, um sich vom 11. bis 19. September 2020 in drei Kirchen der Wiener Innenstadt in ihrem Können zu messen.
Die Spannung über den Ausgang prägt jeden Wettbewerb. Diesmal war es jedoch mehr die Spannung über den Beginn – genauer gesagt die Frage, ob er in dieser speziellen Zeit überhaupt stattfinden und dann sicher bis zum Schluss durchgeführt werden könnte. Die Freude war nicht nur unter den Teilnehmer_innen entsprechend groß, als feststand, dass der Wettbewerb stattfinden konnte. Coronabedingt kam es natürlich zu einigen Absagen – auch von einer Jurorin aus Russland –, doch der Mehrzahl der Teilnehmer_innen war es möglich, anzureisen.
So unsicher die Vorzeichen für den Wettbewerb waren, so sicher und wortgewandt konnte Peter Hrncirik bei der Eröffnung mit seiner Kenntnis von (nicht nur) Vorzeichen im Festvortrag Würzig schöne Orgeltöne, Franz Schmidts Emanzipation der Dissonanz begeistern.
Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen, Tasten reinigen, all das konnte nicht vom Wesentlichen, von der Konzentration auf die Musik, auf die bestmögliche Leistung, aber auch auf das Knüpfen von Kontakten, das Lernen durch das Feedback der Jury und das Erweitern des eigenen musikalischen Horizonts ablenken. In drei teilweise öffentlichen Runden auf drei stilistisch völlig unterschiedlichen Instrumenten galt es, mit einem Repertoire aus vier Jahrhunderten zu überzeugen.
Die erste Runde fand in der Kirche der mdw, St. Ursula, statt. Auf der neobarock geprägten Orgel von 1968 mit ihrem markanten, transparenten und strahlenden Klang waren Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Muffat sowie mit Victimae paschali laudes von Anton Heiller auch Musik aus derem direkten Entstehungsumfeld zu interpretieren. Die zweite Runde führte in die Jesuitenkirche zu einem Instrument, das sich an der französischen Romantik orientiert. Zumindest ein Werk eines lebenden Komponisten oder einer lebenden Komponistin steht immer am Programm des Franz-Schmidt-Orgelwettbewerbs. So wurde heuer in der zweiten Runde neben Werken aus dem 19. Jahrhundert Sicut Ros Hermon von Thomas Daniel Schlee verlangt. Fünf Teilnehmer_innen schafften es schließlich ins Finale, wo sie auf der Orgel der Schottenkirche neben Johann Sebastian Bach insbesondere von den Fredigundis-Variationen, einem der größten Orgelwerke des Namensgebers des Wettbewerbs, Franz Schmidt, gefordert wurden.
Die Anforderungen bei diesem Wettbewerb sind groß. Es gilt, sich in kurzer Zeit auf die klanglich, wie auch in ihrem baulichen Konzept und der Mechanik völlig unterschiedlichen Orgeltypen einzustellen. Gleichzeitig muss die Jury in dem so breitgefächerten Programm nicht nur durch technisches Können und musikalische Persönlichkeit, sondern auch durch die Fähigkeit der stilistischen Differenzierung überzeugt werden.
Die Teilnehmer_innen zeigten sehr unterschiedliche Qualitäten und musikalische Herangehensweisen und stellten die Jury, bestehend aus Helmut Binder, Bernhard Haas, Margareta Hürholz (kurzfristig eingesprungen für Liubov Shishkhanova), Robert Kovács sowie dem künstlerischen Leiter Peter Planyavsky, vor die große Herausforderung, in den zur Gänze anonym durchgeführten Wertungsspielen die besten und vielversprechendsten Künstler_innen zu ermitteln. Die Preise gingen schließlich an:
Magdalena Moser (Österreich): 1. Preis
Daniele Mecchia (Italien, mdw-Studierender): 2. Preis
Karolina Juodelyte (Litauen): 3. Preis
Nicht zuletzt mit ihrer Schmidt-Interpretation überzeugte die Gewinnerin des 1. Preises die Jury und begeisterte gemeinsam mit dem Gewinner des zweiten und der Gewinnerin des dritten Preises auch das Publikum beim Preisträger_innenkonzert im schönen Ambiente der Schottenkirche.