Das Film- und Medienwissenschaftliche Kolloquium, kurz FFK, ist eine Institution der deutschsprachigen Medienwissenschaft. Seit 1988 findet die nicht-institutionalisierte fachwissenschaftliche Tagung jedes Jahr an einer anderen Universität statt. 2022 kam das FFK nun erstmalig nach Österreich: Das 35. FFK wurde dieses Jahr an der mdw vom Fachbereich Medien- und Filmwissenschaft an der Filmakademie Wien ausgerichtet und fand vom 31. März bis 2. April 2022 online statt.
Beim FFK werden aktuelle Forschungstendenzen des akademischen Mittelbaus ins Zentrum gestellt, die zur Weiterentwicklung film- und medienwissenschaftlicher Themenstellungen beitragen sollen. Eingeladen werden insbesondere Masterstudierende, Promovierende und Postdocs, ihre Projekte und Forschungsthemen vorzustellen, darunter auch Masterarbeiten, Dissertationen, Drittmittelprojekte etc.
Das FFK ist offen für neue und bewährte Denk- und Arbeitsweisen und inkludiert auch jene, die sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und audiovisueller Kunst bewegen und wissenschaftlich-künstlerisch oder künstlerisch forschend arbeiten. Das 35. FFK in Wien fand bewusst ohne thematische Bindung statt, um den interdisziplinären Austausch zu fördern.
Die Beiträge des Kolloquiums deckten ein breites Spektrum der Film- und Medienwissenschaft ab. Die filmwissenschaftlichen Beiträge in diesem Jahr reichten von filmhistorischer Forschung zum frühen Kino bis hin zu verschiedenen aktuellen Facetten des außereuropäischen und postmigrantischen Kinos. Dokumentarische Formen und künstlerische Forschung sowie Filmpraxis waren weitere Schwerpunkte. Wie schon in den letzten Jahren lag bei vielen Beiträgen ein Fokus auf den Repräsentationen von Gender und Geschlecht. Mit der mdw als Gastgeberin des FFK war es nicht überraschend, aber doch ein Unterschied zu den vorangegangenen Kolloquien, dass eine Reihe von Beiträgen einen expliziten österreichischen Bezug herausstellte. Hervorzuheben ist hier auch eine Paneldiskussion, die sich der österreichischen Film- und Medienwissenschaft widmete. Auch der Fachbereich stellte seine Forschungs- und Publikationsprojekte, unter anderem aus dem Bereich Artistic Research, vor.
Neben den filmwissenschaftlichen nahmen auch die medienwissenschaftlichen Beiträge großen Raum im Programm ein, die sich u. a. mit den Rollen von Smartphones in Migrationsbewegungen, YouTube-Genres oder auf theoretischer Ebene mit visueller Kommunikation auseinandersetzten. Workshops, klassische Einzelbeiträge, beispielsweise zu neueren Plattformen wie TikTok oder Gamification in der Wissensvermittlung, und eine Lecture Performance komplettierten das Programm.
Ergänzend zum fachlichen Austausch gab es auch online ein reichhaltiges Rahmenprogramm, das zur interdisziplinären Vernetzung einlud.
Abends bat das diesjährige FFK-Team – Barbara Wolfram, Christina Wintersteiger und Bianca Jasmina Rauch von der Filmakademie Wien, Daniel Gönitzer vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien sowie Melanie Mika vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main – zum virtuellen Zusammenkommen. Ein abendlicher Programmpunkt bestand im Austausch über Open Science und Wissenschaftskommunikation mit Alena Strohmaier, Franzis Kabisch und Julia Grillmayr. Wissenschaftliche Podcasts, Websites und Blogs sowie Instagram als mögliche Formen der Vermittlung eigener Arbeiten und Erkenntnisse an ein größeres Publikum standen im Fokus des Austausches und sollten zu Open-Science-Praktiken und zur gegenseitigen Vernetzung anregen.
Auch am folgenden Abend ließ ein Gespräch mit Gästen den Tag ausklingen. Das FFK lud drei Filmemacher_innen der Filmakademie Wien dazu ein, über ihre Kurzdokumentationen zu sprechen. Aktivismus in Aktion, die Reflexion über den eigenen Körper und Dynamiken innerhalb der Familie zeigten, wie unterschiedlich dokumentarische Ansätze realisiert werden können und dass das Private stets von politischer Bedeutung ist: Gleichschritt von Marie-Thérèse Zumtobel, The Gallery von Cordula Rieger und Me paso los dias von Lukas Schöffel.