Seit 2017 ist mdw-Absolvent Bernhard Jaretz als Musiklehrer am Ella Lingens Gymnasium in Wien tätig und gründete dort einen eigenen Musikschwerpunkt. Er ist Leiter der Domsingschule am Wiener Stephansdom, gründete und etablierte 2014 die Vienna Lakeside Music Academy in der Seestadt Aspern, ist Chordirektor der Neuen Oper Wien und Autor von Schulbüchern und Lernvideos. Im Gespräch mit dem mdw-Magazin spricht Bernhard Jaretz über seine Aufgabe als Musiklehrer und die Bedeutung der künstlerischen Ausbildung im Schulfach Musik.
„Lehramt Musik war immer mein Ziel“, erinnert sich Bernhard Jaretz, Absolvent der mdw und passionierter Pädagoge. „Ich hatte das Glück, selbst einen engagierten Musiklehrer in der Oberstufe zu haben, der mich sehr gefördert hat. Damals dachte ich mir: Genau das möchte ich auch einmal machen.“ Durch die Anleitung seines Musiklehrers erwirbt er bereits erste Kompetenzen, wie etwa das Arrangieren von Stücken oder die Leitung eines Chors. Auch später an der mdw trifft er auf Menschen, die ihn motivieren und unterstützen. Durch das Pflicht-Curriculum in den Lehramtsstudien Musikerziehung und Instrumentalmusikerziehung sowie durch zusätzliche, freiwillige Angebote erhält der gebürtige Wiener die nötigen Werkzeuge für seinen heutigen Erfolg. „Ich habe mir die Zeit genommen, alle Angebote, die es an der mdw gab, wahrzunehmen. Das ist mir zwar nicht in Mindeststudienzeit gelungen, aber im Nachhinein betrachtet war es die richtige Entscheidung.“ Durch seine freiwillige Mitarbeit im Kinder- und Jugendchor der mdw erhielt der angehende Lehrer einen Einblick in die Realität des Unterrichtens. „Im Hauptfach Dirigieren arbeitet man hauptsächlich mit Studierenden, die bereits Blattsingen können. Das ist jedoch nicht die Realität. Etwa vier bis fünf Jahre habe ich, ohne dafür ECTS-Punkte zu bekommen, im Kinder- und Jugendchor der Chorschule an der mdw mitgearbeitet. Dafür durfte ich mit den Kindern und Jugendlichen proben, habe Erfahrung im Unterrichten gesammelt und gelernt, wie man Proben organisiert und was es zur Vorbereitung braucht.“
Der hochwertige künstlerische Unterricht ist an der mdw ein Alleinstellungsmerkmal. Er macht uns zu Expert_innen, die sich im Unterricht auf ihr Fachwissen verlassen können.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der pädagogischen Ausbildung ist für den erfolgreichen Dirigenten die gleichwertige künstlerische Ausbildung. „Der hochwertige künstlerische Unterricht ist an der mdw ein Alleinstellungsmerkmal. Er macht uns zu Expert_innen, die sich im Unterricht auf ihr Fachwissen verlassen können. Dadurch werden wir nicht nur als Lehrende wahrgenommen, sondern auch als Künstler_innen, die im Unterricht als Vorbilder agieren und ihre Begeisterung für die Musik an ihre Schüler_innen weitergeben können.“ Der Erfolg gibt ihm recht. Der von Jaretz gegründete musikalische Schwerpunkt im Ella Lingens Gymnasium geht mittlerweile bereits ins vierte Jahr und beinhaltet unter seiner Koordination einen eigenen Schulchor, eine Schulband sowie ein Schulorchester und Musical-Projekte.
Als Lehrender muss man immer wieder die eigene Komfortzone verlassen und Neues ausprobieren.
Im Zuge seiner Lehrtätigkeit entwickelt er neuartige Konzepte für den Musikunterricht und gibt diese durch Fortbildungen an interessierte Kolleg_innen weiter. „Man muss immer wieder die eigene Komfortzone verlassen und Neues ausprobieren“, weiß der engagierte Musiklehrer. „An einer Schule mit wenig Budget habe ich zum Beispiel Bucket Drumming (Trommeln auf Kübeln, Anm. d. Red.) ausprobiert und schnell gemerkt, dass dieses Konzept meine Schüler_innen begeistert. Ich möchte, dass die Kinder lernen, dass Musik nichts Starres, Elitäres ist, sondern etwas, das sie selbst beeinflussen können, wie etwa durch eigene Arrangements.“ Aufgelockerte Lehrpläne, die Raum für flexiblen Musikunterricht geben, sieht Bernhard Jaretz als positive Entwicklung. „Im Pflichtunterricht muss ich eine passende Überschneidung finden, zwischen dem, was unterrichtet werden soll, und das, wofür sich meine Schüler_innen interessieren. Das ist nicht immer einfach, weil man es nicht vorbereiten kann.“
Die Schüler_innen haben es verdient, in der Schule Künstler_innen als ihre Vorbilder zu haben.
Die schönste Motivation für den Ausnahmepädagogen ist das direkte Feedback, das er von seinen Schüler_innen erhält. „Wir sehen die Ergebnisse unserer Arbeit nicht erst bei der Schularbeit, sondern in jeder Stunde. Wenn ich merke, dass etwas im Unterricht funktioniert, löst das ein Glücksgefühl aus.“ Neben seiner schulischen Tätigkeit leitet Bernhard Jaretz die Wiener Domsingschule im Stephansdom und ist als Chordirektor für Besetzung und Einstudierung der Chorensembles der Neuen Oper Wien zuständig. Darüber hinaus arbeitet er mit verschiedenen Musikensembles an der Vienna Lakeside Music Academy, einem Musikverein, den er selbst vor neun Jahren gegründet hat und der mittlerweile neben Chor und Orchester auch Kinderprojekte, künstlerische Großprojekte wie szenische Produktionen bis hin zu einem Musikschulbetrieb beinhaltet. „Nicht zuletzt wegen meiner umfangreichen Ausbildung an der mdw habe ich die Möglichkeit, auch außerhalb der Schule als Dirigent zu arbeiten.“ Durch diese vielseitige Tätigkeit entsteht eine Wechselwirkung, so lässt sich das pädagogische Handwerkszeug bei hochwertigen, künstlerischen Projekten genauso einsetzen, wie seine künstlerische Tätigkeit seine Arbeit in der Schule positiv beeinflusst. „Die Begeisterung, die ich aus meinen zahlreichen künstlerischen Projekten mitnehme, gebe ich gleichermaßen an meine Schüler_innen weiter. Und wenn ich damit nur ein Kind in der Klasse für einen musikalischen Weg motivieren kann, ist das ein Erfolg.“