Organisationale Resilienz an der mdw
Organisationale Resilienz ist die Fähigkeit einer Organisation, sich an eine verändernde Umgebung anzupassen und Krisensituationen aufzufangen. An der mdw ist es im Zuge der Covid-Pandemie gelungen, flexibel auf die neue Situation zu reagieren und die veränderten Gegebenheiten aufzugreifen. Die Zusammenarbeit unterschiedlichster Gremien und Personengruppen sowie ein schnelles Reagieren auf sich ständig wandelnde Umstände waren nicht nur für Führungskräfte zentral. Rektorin Ulrike Sych, Senatsvorsitzender Johannes Marian und Universitätsratsvorsitzender Stefan Zapotocky erzählen im Gespräch mit dem mdw-Magazin über die größten Herausforderungen und Erfahrungen im Umgang mit der Krise.
Die per se gute Kommunikationskultur an der mdw und die seit jeher partizipative Arbeit des Rektorats mit den Universitätsangehörigen sorgten für gute Voraussetzungen in der Krisenbewältigung, berichtet Rektorin Ulrike Sych. „Wir waren mit einer großen Diskrepanz konfrontiert zwischen den Verordnungen der Regierung und der Autonomie der Universität. Viele schwerwiegende Entscheidungen mussten in Eigenverantwortung getroffen und getragen werden. Dabei haben sich auch die Rektor_innen der Kunstuniversitäten österreichweit intensiv ausgetauscht. An der mdw haben alle Gremien, auch die Hochschüler_innenschaft (hmdw), verantwortungsvoll und konsensual zusammengearbeitet. Klarheit in der Vermittlung der Maßnahmen war in jedem Schritt enorm wichtig. Nicht zu vergessen die Betriebsräte und der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG) – wir alle haben mit gemeinsamer Kraft und im uneingeschränkten Vertrauen die Krise bisher gut bewältigt“, fasst Ulrike Sych die vergangenen eineinhalb Jahre zusammen.
Die genannten Gremien mussten sich rasch abstimmen und Entscheidungen treffen, sie standen dazu auch vor jeweils sehr spezifischen Herausforderungen. So beschreibt Senatsvorsitzender Johannes Marian, welche Fragen sich dem Senat zu Beginn der Pandemie gestellt haben: „Für den Senat galt es, nicht nur seine eigene Handlungsfähigkeit, sondern auch jene aller von ihm eingesetzten Kommissionen (wie beispielsweise die Studien-, Berufungs- und Habilitationskommissionen) und Arbeitsgruppen zu erhalten. Unsere Geschäftsordnung sah keine virtuellen Sitzungen und keine Umlaufbeschlüsse per E-Mail vor. Das Ministerium übernahm sehr rasch zentrale Senatsagenden entweder selbst oder übertrug diese an das Rektorat. Hier zeigte sich dann aber auch ebenso rasch der Zusammenhalt in unserem Haus. Auf Initiative des Rektorats wurden juristische Lösungen gefunden, den Senat und seine Kommissionen wieder vollständig handlungsfähig zu machen – das alles geschah tatsächlich innerhalb weniger Tage!“
Auch Universitätsratsvorsitzender Stefan Zapotocky hebt die Effizienz an der mdw hervor: „Leider waren Hilfestellungen und notwendige Entscheidungen im Kunstbereich im Prioritätenkatalog der Bundesregierung lange weit zurückgereiht, und es galt, energisch Maßnahmen zur Verbesserung der akuten, existenziell bedrohenden Situation für Studierende und ausübende Künstlerinnen und Künstler zu fordern und zu organisieren. Unser Rektorat unter der Leitung von Rektorin Ulrike Sych hat mit den Leitungsorganen, allen betroffenen internen Stellen und unseren Studierenden alles getan, um den Studienbetrieb effizient an die gebotene Rahmensituation anzupassen und möglichst umfänglich aufrechtzuerhalten.“
Die rasche Umstellung von Präsenz- auf digitalen Unterricht hatte oberste Priorität. Ulrike Sych ist nach wie vor begeistert von dem gegenseitigen Vertrauen und dem vorbildhaften Miteinander an der mdw: „Wir haben das große Glück, dass wir an der mdw bereits vor Ausbruch der Pandemie exzellente Fachexpert_innen im Bereich des digitalen Lernens und Arbeitens hatten; seit Jahren sind wir mit dem Thema digitales Lernen und Lehren befasst, und sowohl das Audio-Video-Zentrum als auch der Zentrale Informatikdienst haben hier Großartiges geleistet. Unsere Lehrenden, Forschenden und Verwaltungsmitarbeiter_innen waren bereit, sich innerhalb einer Woche komplett umzustellen und gänzlich im Digitalen zu lehren und zu arbeiten.“
Individuellen Unterricht bei gleichzeitigem Schutz der Gesundheit aller Universitätsangehörigen zu ermöglichen, war das Ziel: „Alle erforderlichen Beschlüsse wurden vom Rektorat zielorientiert erarbeitet und mit allen Betroffenen bestmöglich umgesetzt. Diese hohe Flexibilität in der Anpassung interner Abläufe und der Einsatz modernster technischer Medien waren und sind gemeinsam mit der positiven Zusammenarbeit von uns allen eine wichtige Grundlage für die bisherige erfolgreiche Arbeit unserer Universität unter diesen extrem einschränkenden Bedingungen“, betont Stefan Zapotocky.
Auch Johannes Marian würdigt das Miteinander: „Die Kolleg_innen des Zentralen Informatikdienstes fanden für jede Schwierigkeit, die sich durch die plötzliche Umstellung auf digitale Sitzungen und Entscheidungen auftat, eine effiziente Lösung.“ Ganz ohne Bedenken lief es trotzdem nicht immer ab: „Ich erinnere mich noch gut an die erste virtuelle Dringlichkeitssitzung des Senats, meine Anspannung vor und während der gesamten Sitzung, ob alle Senatsmitglieder in Zoom erscheinen und auch bleiben würden, ob Diskussionen und Abstimmungen möglich sein würden, und die Erleichterung, als alles planmäßig und effizient abgelaufen war.“
Dass eine Organisation aus all diesen Erfahrungen auch verändert hervorgeht, darüber sind sich alle einig. „Nach Corona ist nicht vor Corona. So eine große Krise kann nicht spurlos an uns vorübergehen“, ist Ulrike Sych überzeugt. „Es werden Themen wie Homeoffice, digitales Lehren, aber auch Arbeitsprozesse und Workflows neu bewertet und diskutiert werden. In vielen Bereichen werden wir neue Richtlinien brauchen. Etwa wenn ich an das Thema Sitzungen denke, besonders an abteilungsübergreifende – hier wird zu entscheiden sein, was zukünftig im Digitalen und was in Präsenz stattfindet. Da werden wir auch positive Erfahrungen und vereinfachte Planbarkeit mitbedenken. Die neuen Erkenntnisse aus der Pandemie werden sich im universitären Alltag, aber auch im künstlerischen und wissenschaftlichen Betrieb auf die Diskussionen und Maßnahmen rund um Nachhaltigkeit niederschlagen. Die Mobilität wird auch an den Universitäten in Zukunft anders aussehen, und es ist unser weltweites Ziel, die Reisetätigkeit im Sinne des Klimaschutzes jeweils zu hinterfragen und zu minimieren. Das betrifft nicht nur wissenschaftliche Vorträge und Konferenzen, sondern beispielsweise auch Zulassungsprüfungen.“
Johannes Marian nimmt aus der Pandemie vor allem die Gewissheit mit, „dass man bei uns in einer Krise auf den Zusammenhalt aller vertrauen kann, dass es einen gemeinsamen Schulterschluss gibt und sich alle dafür einsetzen, mögliche negative Folgen für jede/n einzelne/n Universitätsangehörige/n abzufedern“.
Auch Stefan Zapotocky blickt optimistisch in die Zukunft: „Es geht um baldige Rückkehr zu einem optimalen Vollbetrieb und ganz besonders um die Wahrung der Interessen und bestmögliche Förderung unserer Studierenden. Wir wollen die internationale Spitzenstellung unserer mdw wahren und ausbauen!“