Nachruf em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. h.c. Walter Deutsch
Wir trauern um em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. h.c. Walter Deutsch
Rektorin Ulrike Sych gibt namens der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bekannt, dass em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. h.c. Walter Deutsch am 13. Jänner 2025 verstorben ist.
Walter Deutsch wurde am 29. April 1923 in Bozen geboren und erhielt den ersten musikalischen Unterricht von seinem Vater. Früh wirkte er in dessen Salonorchester mit und trat als Sopransolist im Kirchenchor auf. Nach dem Abschluss einer Friseurlehre begann er 1941 ein Studium am Seminar für Musikerziehung in Innsbruck, das er noch im selben Jahr aufgrund seiner Einberufung zum Reichsarbeitsdienst bzw. zur Wehrmacht 1941 abbrechen musste. 1946 kam Deutsch – nach Kriegsdienst und -gefangenschaft – wieder nach Innsbruck zurück und studierte am dortigen Konservatorium bis 1948 Violine, Klavier, Musiktheorie und Dirigieren. Danach wechselte Deutsch an die damalige Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (die heutige mdw), an der er bis 1953 Musiktheorie bei Alfred Uhl, Klavier bei Eugenie Wild-Volek und Franz Eibner sowie Kapellmeisterschule (Dirigieren) bei Hans Swarowsky studierte und die Reifeprüfung in Musiktheorie ablegte. Viele Jahre später inskribierte er erneut an der mdw auf und schloss 2002 sein Ergänzungsstudium Musiktheorie mit dem Magisterium ab.
Ab 1952 war Deutsch als freischaffender Komponist und freier Mitarbeiter im Volksliedarchiv für Wien und Niederösterreich tätig, bevor er 1957 eine Stelle als Korrepetitor an der Wiener Volksoper annahm. 1963 kam er als zunächst als Lehrbeauftragter an die mdw, 1971 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor, 1979 wurde er zum ordentlichen Professor berufen. Deutschs herausragende Verdienste um die Volksmusikforschung zeigen sich nicht zuletzt in der auf seine Initiative 1965 erfolgten Gründung des Instituts für Volksmusikforschung – einem der ersten wissenschaftlichen Institute der damaligen Akademie –, dem er bis zu seiner Emeritierung 1991 vorstand.
Daneben wirkte der Pionier der Volksmusikforschung ab 1967 als Volksmusikreferent im ORF, für den er bis 2015 zahlreiche Radio- und Fernsehsendungen gestaltete. Unter seinen zahlreichen Publikationen sind besonders die Herausgaben des Corpus musicae popularis Austriacae (COMPA), einer wissenschaftlich-kritischen Repräsentativausgabe der österreichischen Volksmusik, sowie der Kompositionen der Brüder Schrammel hervorzuheben. Neben der Erforschung der ländlichen und urbanen Volksmusik Österreichs hat Walter Deutsch in seiner Zeit als Institutsleiter auch eine Schlüsselrolle für die Internationalisierung seines Fachs wahrgenommen – unter anderem im Rahmen des International Folk Music Council (heute International Council for Traditions of Music and Dance) und später als Initiator des Seminars für Europäische Musikethnologie (1971, 1973), mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus nahezu allen Teilen Europas.
In Würdigung seines außergewöhnlichen künstlerischen und pädagogischen Wirkens wurden dem langjährigen Präsidenten (und späteren Ehrenpräsidenten) des Österreichischen Volksliedwerkes zahlreiche Ehrungen zuteil: Unter anderem erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1991), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2003) sowie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2023). Das Bundesministerium für Wissenschaft und Kultur verlieh ihm zu Ehren viele Jahre den „Walter Deutsch-Staatspreis“ für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Volksmusikforschung.
Die mdw würdigte sein reiches Schaffen mit der Verleihung der Verdienstmedaille in Gold (2000) und des Ehrendoktorats (2010). Wir werden em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. h.c. Walter Deutsch als hochgeschätzten Kollegen und herausragenden Künstler stets in dankbarer und ehrender Erinnerung behalten.