ORF-Lange Nacht der Museen 2024

Konzerte und Ausstellungen des Exilarte Zentrums

Am Samstag, den 5. Oktober 2024, wird die ORF-Lange Nacht der Museen in ganz Österreich veranstaltet. 

Das Exilarte Zentrum der mdw nimmt erneut daran teil. Dieses Jahr bietet das Zentrum wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen an, darunter Konzerte sowie Führungen durch die Ausstellung „Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann“ und durch unsere Dauerausstellung. 

Programm

1) Klavierduo Haufe – Ahmels (Beginn: 18:15 Uhr)

Eröffnung: Gerold Gruber, Leiter des Exilarte Zentrums der mdw  

Das Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels fokussiert sich seit langem auf die Interpretation und Forschung der Klassischen Moderne, insbesondere der Verfemten Musik. Das vorliegende Programm ist eine Auswahl von „Klassikern“ der 2. Wiener Schule, ergänzt durch die seinerzeit gefeierten „Serbischen Weisen“ des Komponisten Hans Gál, der sich eher auf die Wiener Tradition bis zu Brahms berief. Während Schönbergs Miniaturen für die Verdichtung des Materials bis heute einen Wendepunkt in der freitonalen Phase darstellen, sind die Variationen op. 27 von Anton Webern quasi als Fortführung in der konsequenten Anwendung der Dodekaphonie zu sehen. Die Fragmente für Klavier zu 4 Händen sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt und verdienen dennoch unbedingt Beachtung. Die pianistisch höchst anspruchsvolle Klaviersonate von Alban Berg ist bis heute ein Meisterwerk des damaligen Schülers von Arnold Schönberg. Friederike Haufe und Volker Ahmels moderieren gemeinsam dieses für den Anlass konzipierte Programm und bringen auf diese Weise die Musik der Meister des frühen 20. Jahrhunderts dem Publikum nahe.

2) Im Eis des Mondes wandern wir, ein Liederabend mit Pia Buchert und Tatjana Dravenau (Beginn: 20:00 Uhr)

Das Programm verbindet Kompositionen von Walter Arlen und Hans Gál, deren Nachlässe dem Archiv von Exilarte anvertraut wurden, mit Werken weiterer jüdischer Komponist:innen. Ruth Schonthal, aus einer Wiener Familie stammend und zunächst in Hamburg und Berlin aufgewachsen, emigrierte während der NS-Zeit über Schweden und Mexiko in die USA, wo auch die in Berlin geborene Komponistin Ursula Mamlok einen neuen Lebens- und Wirkungskreis fand. Beide Frauen ließen sich von der politisch motivierten Verfolgung weder ihren Lebensmut noch die Ausbildung ihrer musikalischen Hochbegabungen nehmen. Schonthal studierte Komposition bei Ingemar Liljefors, Manuel Ponce und Paul Hindemith, Mamlok bei Gustav Ernest, Ernst Krenek und Roger Sessions. Das vielseitige, alle Gattungen umfassende Œuvre der beiden Komponistinnen sowie zahlreiche Auszeichnungen und Lehrtätigkeiten an renommierten Universitäten dokumentieren ihren Stellenwert in der im 20. Jahrhundert erfolgten Weiterentwicklung der klassisch-romantischen Kompositionstradition. Auch Felix Wolfes, aus Hannover stammend, Student von Hans Pfitzner und Richard Strauss, als Dirigent an verschiedenen deutschen Opernhäusern tätig, musste seine Heimat verlassen und wirkte in seiner zweiten Lebenshälfte als Professor für Komposition in Boston. Hier entstand eine umfangreiche Sammlung von Liedern auf deutsche Texte, deren feine, oft polyphone Linienführung einen transparenten und zarten Klang erzeugt. Ähnlich wie in seinen Briefen und Tagebüchern tritt hier seine Fähigkeit, ohne Bitterkeit und Rachsucht Erfahrungen von Leid und Verlust zu artikulieren, klanglich zutage.

3) Melancholie, ein Kammermusikabend des Ensembles VIVA LA CLASSICA! (Beginn: 22:00 Uhr)

Nach erfolgreichen Konzerten in Wien, London, Lublin, Krakau und Warschau zeigt das Ensemble VIVA LA CLASSICA!  Auszüge aus seinem Programm „Melancholie“ mit Werken von Walter Arlen, Erich Wolfgang Korngold, Henriëtte Bosmans, Vítězslava Kaprálová, Rosy Wertheim, Erwin Schulhoff, Victor Ullmann, Simon Laks, Franz Waxman, Erich Zeisl und Paul Hindemith. Grausamkeit hatte im Dritten Reich viele Gesichter: eines davon war das komplette Aufführungsverbot der Werke von Komponist:innen – sei es aufgrund ihrer Herkunft, Gesinnung oder sexuellen Orientierung. Um ihre Kunst abzuwerten, wurde diese mit dem Begriff „entartet“ belegt. Einigen verfolgten Künstler:innen gelang es, ins Exil zu fliehen, wo sie ihre künstlerische Arbeit fortsetzten konnten. Anderen war dies nicht vergönnt und sie fielen der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Ihre Musik, die teilweise nach wie vor unbekannt ist, will VIVA LA CLASSICA! dem Publikum näherbringen. Sie haben besonderen Wert daraufgelegt, auch Kompositionen von Komponistinnen ins Programm zu nehmen, die zu dieser Zeit doppelt diskriminiert wurden. Der von Paul Hindemith in den Jahren 1917–1919 komponierte Liederzyklus Melancholie, op. 13 inspirierte die Musiker:innen zum Konzerttitel. In diesen auf Morgenstern-Gedichten basierenden Liedern manifestiert sich Hindemiths früher expressionistischer Stil, weswegen er von den Nazis verfolgt wurde. Aus diesem Liederzyklus stellen die Musiker:innen das Lied „Dunkler Tropfe“ – einen Trauermarsch – vor. 

4) Blitzführungen durch die Ausstellung (19:30 und 21:30 Uhr)
Triangel der Wiener Tradition. Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann

Inspiriert vom weltweit gefeierten 150. Geburtstag von Arnold Schönberg beleuchtet die aktuelle Ausstellung im Exilarte Zentrum der mdw das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld des Begründers der Zweiten Wiener Schule. Im Besonderen wird Augenmerk sowohl auf Alexander Zemlinsky, der Schönberg unterrichtete und ihn in die Wiener Musikkreise einführte, als auch auf den Schönberg-Schüler und späteren Assistenten Richard Hoffmann gerichtet, dessen Nachlass sich seit 2021 im Archiv des Exilarte Zentrum befindet. Diese drei Persönlichkeiten, ihre berufliche, freundschaftliche und musikalische Verbindung sowie deren Schicksale während der Zeit des NS-Regimes, werden anhand von Lebensdokumenten, Fotos und Notenmanuskripten nähergebracht. Unzählige weitere Freigeister des frühen 20. Jahrhunderts aus Musik, Literatur, bildender Kunst und Architektur wie auch wohlhabende Kunstfreunde und Mäzene trafen zum künstlerischen Austausch und zu rauschenden Festen in der von Josef Hoffmann geplanten Künstlerkolonie im damals schon noblen 19. Wiener Gemeindebezirk aufeinander. Der Großteil von ihnen hatte jüdische Wurzeln und wurde von den Nazis verfolgt. Viele konnten emigrieren, viele kamen in den KZs ums Leben.



 

 

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