Verbündete suchen, Allianzen bilden

Wie können wir uns mit den Menschen, mit denen wir studieren und zusammenarbeiten solidarisieren und verbünden?

Wie können Studierende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende sich solidarisch zeigen, wenn im Unterrichtsgeschehen und im Universitätsalltag Tricky Moments stattfinden? Etwa können sich Studierende gegenseitig stärken und unterstützen und als Allies auftreten, wenn andere durch Mitstudierende oder Lehrende abgewertet oder diskriminiert werden und es beispielsweise zu unerwünschten Outings oder einer (ungerechtfertigten) Schuldzuweisung kommt.
Bauliche, strukturelle oder persönliche Barrieren und Diskriminierungserfahrungen wirken sich belastend auf die Person (Selbstwert, Studienerfolg, Motivation etc.) aus. Personen, die im Unterrichtsgeschehen oder einer öffentlichen Situation aufgrund struktureller oder persönlicher Gründe diskriminiert werden und/oder ein unfreiwilliges Outing erfahren (beispielsweise aufgrund sexueller Orientierung, der Geschlechtszugehörigkeit oder durch ein Öffentlich-Machen einer familiären/privaten Situation), dürfen in dieser Situation nicht allein gelassen werden. Es geht um ein gemeinsames Aufzeigen der Ungerechtigkeit in einer Handlung/Situation und ein Sichtbarmachen tieferliegender, struktureller Bedingungen und gesellschaftlicher Paradigmen.

Warum braucht es Allianzen?

Sich solidarisieren und Allianzen zu bilden bringt Wissens- und Informationsdichte in Prozesse schwieriger Situationen sowie konkrete Lösungsmöglichkeiten. Erlebnisse, Situationen oder Problemstellungen, die von uns als Einzelfall erlebt werden, sind es in den meisten Fällen nicht. Sie sind zu einem großen Prozentsatz schon einmal, wenn nicht öfter vorgekommen und oft liegen diese Fälle an strukturellen Ursachen und nicht an einer einzelnen Person und/oder Personenkonstellation.

In einer Allianz können Erfahrungen ausgetauscht und Lösungen diskutiert werden. Gemeinsam ist man stärker. Um im nächsten Schritt strukturelle Veränderungen herbeizuführen, braucht es Verbündete in unterschiedlichen Bereichen, an unterschiedlichen Ecken und Enden, Höhen und Tiefen eines Systems. Über Allianzen können verschieden Schlüsselmenschen oder Schlüsselpositionen ausfindig gemacht und gezielt verbunden werden. Um im nächsten Schritt strukturelle Veränderungen herbeizuführen, braucht es Verbündete in unterschiedlichen Bereichen, an unterschiedlichen Ecken und Enden, Höhen und Tiefen eines Systems. Über Allianzen können verschieden Schlüsselmenschen oder Schlüsselpositionen ausfindig gemacht und gezielt verbunden werden.

Oftmals gibt es Interessensvertretungen oder gemeinnützige Organisationen, die politisch aktivistisch arbeiten, mit Playern in Kunst, Kultur und Politik in Kontakt stehen und Interessen und Probleme an diese kommunizieren, um an Lösungen für eine diversere und faire Gemeinschaft zu arbeiten. Es gibt entweder die Möglichkeit mit diesen Gruppierungen direkt Kontakt aufzunehmen, Informationen zu erhalten und in vielen Fällen gibt es auch die Möglichkeit mitzuarbeiten.

Wichtige Aspekte im-Allianzen-Bilden sind Zeit, Geduld und Resilienz. Systemverändernde Prozesse brauchen Zeit und durchlaufen mehrere Schleifen, bevor sie erfolgreich sind. Mit den richtigen Verbündeten an der Seite, sind diese Prozesse leichter zu durchstehen, denn Allianzen bieten nicht nur strategischen und inhaltlichen, sondern auch wichtige emotionale Unterstützung in herausfordernden Phasen. (bw)

Sich solidarisieren kann bedeuten

  • die eigenen Privilegien zu verstehen, zu hinterfragen und kritisch zu beleuchten.
  • sich Wissen aneignen: Informationen über Ungleichheiten und Diskriminierungen einzuholen.
  • in einer diskriminierenden Situation aufzustehen, Position zu beziehen und einzuschreiten. (Vorsicht: nicht sich dabei selbst ins Zentrum rücken und über die Personen mit Diskriminierungserfahrung sprechen,…)
  • nach einer diskriminierenden Situation mit der betroffenen Person Kontakt aufzunehmen, Unterstützung anzubieten und gemeinsam zu überlegen, was der nächste Schritt sein könnte.
  • sich an Anlaufstellen wenden und über den Vorfall zu informieren (Bsp. Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen–AKG).
  • Informationen über strukturelle Ungleichheiten offline und online zu teilen und dadurch die Aufmerksamkeit für Ungleichheitsproblematiken zu erhöhen.
  • im universitären Unterricht einzufordern, dass auch inhaltlich über strukturelle Ungleichheit im betreffenden Fach gesprochen wird, z.B. über weibliche/non-binäre Komponist_innen, Kamerafrauen und Regisseurinnen aus dem frühen Kino, die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere, u.Ä.
  • sich in einer Organisation zu engagieren, welche sich für mehr Gleichheit einsetzt.
  • Ressourcen/Spenden für Organisationen bereitstellen, welche sich gegen Ungleichheit und für mehr Diversität einsetzen.

Veränderungsprozesse brauchen Zeit und inkludieren viele Rückschläge. Verbündete_r zu sein kann auch bedeuten, erschöpft und überwältigt zu sein, nicht zu wissen, ob alle Bemühungen hilfreich waren. Es kann auch bedeuten, Situationen nicht zu verstehen und mit Problematiken konfrontiert zu werden, die schwierig sind und sprachlos machen. Hier ist es wichtig, sorgsam mit sich selbst zu sein, sich Zeit zu nehmen, durchzuatmen und Energie zu schöpfen.