Reflexionsräume ermöglichen

Räume der Reflexion bieten die Möglichkeit zu wachen, im Sinne eines erkenntnisfördernden Blicks auf das eigene Verhalten, auf die Lerninhalte und die Lehr_Lernsituationen. Reflexion im Unterricht bedeutet auch, sich eigene Lernprozesse bewusst zu machen und dadurch eine Weiterentwicklung von Kompetenzen zu erreichen. Die Ausdrucks- und Interpretationsqualität kann dadurch ebenso überprüft und verfeinert werden wie eigene Haltungen.

Durch reflexive Prozesse können Studierende in der Entwicklung ihres wissensbasierten, praxisbezogenen und/oder künstlerischen Ausdrucks unterstützt werden. Sie können darin begleitet werden, selbstreflexiv ihre Positionierung, ihre Umgebung und ihr Entwicklungspotential einschätzen zu lernen. Hier spielt die Auseinandersetzung mit historischen und tradierten Kontexten ebenso eine Rolle wie mit eigenen Vorstellungen und umgebenden Strukturen.

Eine eingehende Reflexion setzt die Offenheit voraus, vermeintlich Gegebenes zu hinterfragen und Sachverhalte in ihrer Vielfältigkeit und Komplexität wahrzunehmen. Voraussetzung hierfür ist die Bereitschaft, festgefahrene Muster und Biases aufzubrechen, gegebenenfalls aber auch Schritte zurück zu machen und ein neues/anderes Konzept anzugehen. Dadurch kann ein qualitativ hochwertiges Lehr_Lernfeld geschaffen werden. (bh/ep)

Reflexion im künstlerischen Unterricht

  • Reflexion ist nicht gleichzusetzen mit Feedback, da mitteilende Elemente nicht zwingend Gegenstand des Prozesses sind.
  • Reflexion beinhaltet die Einladung, sich klar/bewusst zu werden, welche Dynamiken auf die Situation wirken.
  • Gerade im künstlerischen Einzel- oder Gruppenunterricht ist das Angebot an Reflexions- und Feedbackschleifen hilfreich, um eigene Wahrnehmungen und Empfindungen ausdrücken und (mit)teilen zu können.
  • Reflexionen können nachhaltige Prozesse anstoßen, darüber nachzudenken warum und wie ich etwas tue und dadurch zu einem eigenständigen sprachlichen und/oder künstlerischen Ausdruck zu finden.
  • Im Rahmen einer Reflexionsschleife ist es möglich, zu weiteren Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten zu gelangen.
  • Das im künstlerischen Unterricht tradierte Bild eines Meister_innen-Schüler_innen-Verhältnisses kann im Rahmen einer reflexiven Übung transparent (gemacht) und zwischen Lehrenden und Studierenden als gleichwertige Gegenüber thematisiert/ kritisch hinterfragt/ diskutiert/ reflektiert/ dekonstruiert/… werden.
  • Reflexion im künstlerischen Unterricht kann beitragen, Stereotype und Zuschreibungen aufzudecken und nicht weiter zu reproduzieren.

Reflexionsfragen von Lehrenden...

...an sich selbst ...an Studierende
Zu welchen Zeitpunkten und in welchen Situationen setze ich Reflexionsräume im Unterricht ein? Wie haben Sie die Aufgabenstellung wahrgenommen?
Wie kann ich die Studierenden in ihrem Lernerfolg bestmöglich unterstützen/begleiten? Wie haben Sie Ihre künstlerische Ausdrucksweise/ Interpretation des Werkes wahrgenommen?
Ist mir bewusst, dass ich verschiedene Methoden zur Verfügung habe? (Methodenvielfalt anbieten) In welchem Format können Sie am besten das erlernte Wissen und Können präsentieren?
Fühlen sich die Studierenden in meinem Unterricht sicher und wertgeschätzt? (Safer und Brave Spaces schaffen) Was brauchen Sie, um sich im Unterricht sicher und bestmöglich begleitet und unterstützt zu fühlen? Gibt es Situationen, die Sie verunsichern?
Achte ich auf eine disziplinenhistorische Reflexion sowie eine differenzierte Auseinandersetzung mit Kanon, Genre, Repertoire? Beachte ich dabei die Relevanz von Gender- und Diversitätsaspekten? In welchem historischen Kontext steht das Repertoire, mit dem wir uns beschäftigen? Welche Bilder/ gesellschaftlichen Ordnungen und Verhältnisse waren zur Entstehungszeit relevant? Welches Wissen brauchen wir, um dieses Werk diskriminierungskritisch zu befragen?
Verwende ich eine Sprache (und Bilder), mit der sich alle Studierenden angesprochen, wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen? (Geschlechter- und diversitätssensible Sprache und Bilder wählen) Warum ist ein inklusiver, geschlechter- und diversitätssensibler Sprachgebrauch / Bildgebrauch wichtig?
Gebe ich relevante Informationen an die Studierenden transparent und rechtzeitig weiter und bin ich im regelmäßigen Austausch mit den Studierenden? (Informationen teilen und weitergeben) Fühlen Sie sich ausreichend informiert und haben Sie genügend Möglichkeiten sich mit der_dem Lehrenden auszutauschen?
Welches Nähe-Distanz-Verhältnis habe ich zu den Studierenden und kommuniziere ich transparent darüber? Werden ihre Grenzen respektiert?
Nehme ich die Anregungen und Wünsche der Studierenden ernst und fließen diese in den Unterricht ein? Fühle ich mich ernst genommen und inwieweit kann ich Ideen und Anregungen einbringen?