Wie funktionieren die Zusammenarbeit mit einem Label und der Vertrieb von Musik?
Text: Georg Vlaschits (ÖMR), Franz Hergovich (mica)
Du bist vielleicht gerade dabei, deine erste CD, deine ersten Tracks, vielleicht sogar ein Album aufzunehmen oder planst das? Gratulation, in Zeiten von YouTube, iTunes und Co. ist es für Künstler_innen unumgänglich, auf den großen Plattformen mit Aufnahmen und Videos vertreten zu sein!
WIE KOMMT MEINE MUSIK AUF DEN MARKT?
DIGITALER VERTRIEB
Um Musik auf digitalen Plattformen zur Verfügung zu stellen, kann man entweder zu einem etablierten Label gehen – falls dieses interessiert ist – und dieses mit dem Vertrieb der Musik betrauen oder man macht das direkt über einen Digitalvertrieb (Aggregator). Es ist wirklich einfach, Musik weltweit auf den bekanntesten Portalen verfügbar zu machen. Ein Label brauchst du vielmehr für die Bewerbung und Verwertung deiner Tracks.
PHYSISCHER VERTRIEB
Neben dem Verkauf bei den eigenen Konzerten, kann es auch sinnvoll sein, im Einzelhandel verfügbar zu sein. Abhängig vom Genre deiner Musik kann es ausreichen, die wenigen vorhandenen Fachhändler selbst auf Kommission zu beliefern.
Dieser Markt ist in den letzten Jahren durch die Digitalisierung deutlich geschrumpft, jedoch durchaus noch vorhanden und es ist nach wie vor wichtig, dort präsent zu sein.
DAS LABEL
Es gibt zwei unterschiedliche Modelle, wie man mit einem Label zusammenarbeitet. Üblicherweise passiert das im Rahmen eines sogenannten Bandübernahmevertrags, bei dem die Band die Kosten der Produktion übernimmt und das Label die Herstellung, den Vertrieb und die Promotion übernimmt. Seltener sind Künstlerverträge, bei denen das Label auch die Kosten der Produktion trägt. Solche Verträge sind meist komplex und schwer zu verstehen und die Konditionen können immer noch verhandelt werden – hier empfiehlt es sich, die kostenlose Rechtsberatung z. B. des mica in Anspruch zu nehmen.
CD/AUFNAHME – LOHNT SIE SICH?
Primär ist eine CD-Produktion, egal ob für den digitalen oder physischen Vertrieb hergestellt, mit einigen Kosten wie z. B. für den Tonmeister, Studio-Miete, Musiker-Kolleg_innen, Grafiker_innen, Booklet-Autor_innen, Übersetzer_innen etc. verbunden. Eine CD ist v.a. im Klassikbereich primär als Marketing-Instrument zu sehen und sekundär als eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
CD Labels für den Karrierestart
PRAXISWISSEN: MUSIK VERÖFFENTLICHEN
Weitere Informationen dazu findest du bei mica – Music Information Center Austria unter "Praxiswissen".
Basics zur Label-Gründung
Text: Franziska Strohmayr MA
WARUM EIN EIGENES LABEL?
Vorteile:
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Man kann selbst entscheiden, was, wann und mit wem man etwas aufnehmen möchte
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Die Rechte an den Aufnahmen muss man nicht abgeben und bestimmt selbst, wie lange etwas auf dem Markt bleibt und wie oft man etwas neu herausgeben möchte
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Man muss nicht die eigenen CDs kaufen (bei Zusammenarbeit mit einem Label, wird im Vertrag geklärt, wieviel man für die CDs zahlt)
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Man kann den Verkaufspreis selbst bestimmen
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Man kann über das Layout und den Text im Booklet selbst entscheiden
Nachteile:
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Zu Beginn hat man keine Kontakte zu Radiosendern und anderen Medien, die über die Release-CD berichten oder sie abspielen
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Kaum Chancen auf einen Vertriebsvertrag
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Die Produktionskosten sind selbst zu tragen
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Die Texte zum Booklet müssen selbst geschrieben oder zumindest entschieden werden, wer das für einen machen kann
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Man muss sich selbst bei einem Online-Vertrieb registrieren, das Presswerk beauftragen und den Versand der fertigen CDs organisieren
LABELGRÜNDUNG SCHRITT FÜR SCHRITT
Die Anmeldung des neuen Labels erfolgt über die LSG (Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten GmbH)
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In der Datenbank nachsehen, ob es den gewünschten Label-Namen schon gibt (http://lsg.at/datenbank.html)
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Wahrnehmungsvertrag und Stammdaten und Label-Formblatt für Tonträgerhersteller ausfüllen (http://lsg.at/Wahrnehmungsvertrag_Tontraegerhersteller_Online.pdf)
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Registrierungsbetrag von 100€ an die LSG einzahlen und Überweisungsnachweis abspeichern
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Identitätsnachweis einscannen
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Die in Schritt 1 – 4 genannten Unterlagen an folgende Adresse einschicken:
LSG Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten Ges.m.b.H.
Produzenten
Seilerstätte 18-20/Mezzanin
A-1010 Wien
T: +431 5356035
M: office@lsg.at
NOTWENDIGE CODES FÜR DIE VERÖFFENTLICHUNG VON CDs
Bezugsberechtigten-Nummer
Steht auf dem Stammdatenblatt, welches man von der LSG nach der Anmeldung mit der Nummer zurückbekommt.
ISRC – Code
Der ISRC – Code setzt sich aus mehreren Zahlen und Nummern zusammen:
- Länderschlüssel (2-stellig): AT
- Erstinhaberschlüssel, der von der LSG zugeteilt wird (3-stellig):
z.B. A44 - Jahresschlüssel (Aufnahmejahr der Produktion) (2-stellig): 21
- Aufnahmeschlüssel (5-stellig): 00212
Der Aufnahmeschlüssel: die ersten drei Ziffern dienen der Nummer der herausgebrachten CD in dem angegebenen Jahr (Wenn es die erste CD im Jahr ist, dann: 001. Wenn es die zwölfte CD im Jahr ist: 012). Die zwei letzten Ziffern sind die durchnummerierten Tracks. Jeder Track bekommt somit seinen eigenen ISRC – Code und kann eigens abgerechnet werden.
EAN-Code
Strichcode, der auf Verkaufsprodukten abgedruckt ist. EAN – Codes kann man kaufen, diese kosten 17€ – 26€
(https://barcodeoesterreich.at/kaufen)
VERTRIEBSMÖGLICHKEITEN
Digitaler Vertrieb
Es gibt Online – Vertriebe, die Musik auf alle Plattformen (Spotify, Amazon Music, iTunes, Idagio etc.) hochladen und mit diesen abrechnen. Sie zahlen einmalig ca. 25€ und können auf der Website des digitalen Vertriebs einsehen, auf welchen Portalen Ihre Titel gestreamt wurden und wie viel Sie dafür bekommen.
Sie können beim Upload einstellen, dass Sie bestimmte Anbieter ausschließen möchten und dass Ihre Musik für Werbung etc. weiterverwendet werden darf oder nicht.
Physikalischer Vertrieb
Verkaufen Sie Ihre CDs bei Konzerten und über Ihre Website. Weiters ist es möglich, ein Geschäftskonto bei Social-Media-Diensten wie Facebook und Instagram einzurichten.
Sie können Fachhändler_innen in Ihrer Umgebung fragen, ob sie Ihre CDs in Kommission nehmen. Dafür bringen Sie eine festgelegte Menge CDs zum Geschäft (mit Lieferschein, der quittiert werden muss) und machen alle drei Monate eine Abrechnung über die verkaufte Ware.