Förderungen, Fundraising, Sponsoring, Stiftungen, Crowdfunding, Spenden 
Überblick

Text: Mag. Jürgen Partaj


Sie möchten eine Konzertreihe, ein Festival, ein Film- oder Theaterprojekt gründen, eine CD auf den Markt bringen oder eine Konzertreise planen - und Sie fragen sich nun, welche Möglichkeiten es gibt, eine (ergänzende Teil-)Finanzierung von öffentlicher Seite, von Unternehmen, von Stiftungen, von der Crowd zu erhalten?
Die meisten der hier vorgestellten Finanzierungsinstrumente können nur von (gemeinnützigen) Vereinen und/oder von Privatpersonen in Anspruch genommen werden, es gibt aber auch Förderungen, die nur von Firmen beantragt werden können. Bevor Sie Ihr Projekt also starten, zahlt es sich aus, sich gleich von Anfang einige Gedanken betreffend passende Rechtsform-Wahl zu machen.

Egal ob Förderungen, Sponsoring, Stiftungen, Crowdfunding, etc, es gilt leider immer: es bedeutet Zeit- und Energieaufwand, die entsprechenden Fundraising-Methoden anzugehen – aber es kann sich auch sehr auszahlen! Tauschen Sie sich mit Kolleg_innen aus und befragen Sie Beratungseinrichtungen sowie Profis aus der Branche, um die richtige Wahl der sinnvollsten Finanzierungsinstrumente zu treffen und in diese dann Zeit und Energie zu investieren.

 

Öffentliche Förderungen

Für Ihr Projekt können Förderungen (der öffentlichen Hand) auf mehreren Ebenen interessant sein: Europa, Bund, Länder, Regionen, Gemeinden/Bezirke
 

EUROPA

Es gibt auf Europaebene z.B. Förderungen im Rahmen von Strukturfonds, Regionalförderungen, Aktionsprogrammen und Spezialprogrammen, insbesondere zu erwähnen sind:
 

  • www.creativeeurope.at Desk/Team in Österreich: alle Ausschreibungen, Workshops, Best Practice, etc
  • www.europa-foerdert-kultur.eu Informationen zu ca. 20 Förderprogrammen der EU, die neben dem Programm CREATIVE EUROPE auch für kulturelle Vorhaben (durch gewisse Berührungspunkte) relevant sein können: Soziales, Integration, Bildung (Erasmus+), Jugend, Europäisches Jahr des Kulturerbes, Regionale Entwicklung,...
     

BUND

Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Jahresförderung, Projektförderung, Komponist_innen-Förderung, Zuschüsse für Konzertreisen, Tourneeförderung, Vertriebs- und Vervielfältigungsförderung, Stipendien, etc.

Denken Sie auch an weitere Ministerien, wenn Ihr Kunst/Kultur-Projekt andere Bereich mitumfasst: Jugend/Bildung/Integration/Arbeit/Sozial/Außen/Wirtschafts/Frauen/Gesundheit/Familien-Ministerien
Informieren Sie sich auch über Einrichtungen wie SKE Fonds, GFÖM, KulturKontakt Austria, LSG, Österreichischer Musikfonds

Detailierte Infos finden Sie auf der Webseite von www.musicaustria.at

 

LAND

In jedem Bundesland gibt es die Möglichkeit, für Förderungen im Bereich Kunst/Kultur anzusuchen, z.B. in Wien ist dafür (primär) die Magistratsabteilung 7 (MA 7) zuständig.

Aber auch auf Landesebene zahlt es sich aus, an andere Förderstellen zu denken: 

  • MA 13: Bildung und außerschulische Jugendbetreuung: z.B. Wiener Bildungsgrätzel, Jahresschwerpunkte
  • MA 17: Integration und Diversität: Jahresschwerpunkte z.B. Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung

 

Ausführliche Infos zu Förderungen & Finanzierung finden Sie auf der Webseite von mica in der Rubrik "Praxiswissen" sowie beim Kulturinfoservice der IG Kultur Wien.
 

STADT/GEMEINDE/BEZIRKE

Auf der Ebene der Städte und Gemeinden (bzw. in Wien auf Bezirksebene) stehen für Kunst/Kultur-Projekte eigene Fördertöpfe zur Verfügung. Als Ansprechpartner_in können abgesehen von den Kulturstadträt_innen auch Personen wie Bürgermeister_in, Tourismusbeauftragte_r, Jugend-Gemeinderät_in, etc. hilfreich sein. 
 

Sponsoring

Beim Sponsoring handelt es sich um eine Kooperation mit Unternehmen, die (im Unterschied zu Förderungen oder Spenden) auf dem Gegenleistungsprinzip (also Austausch an Leistungen) beruht. Aufgrund eines Sponsoring-Vertrages geben Sie dem Unternehmen ein Leistungspaket, im Gegenzug dafür erhalten Sie vom Unternehmen ebenfalls die vereinbarten Leistungen. Es gibt unterschiedliche Arten und Mischformen des Sponsorings, so z.B. das Geldsponsoring (finanzieller Betrag seitens des Sponsors), Sachsponsoring (Tour-Bus, Getränke für Event, Instrumenten-Zurverfügungstellung), Dienstleistungs/Zeitsponsoring (Übernahme von Aufgaben (zB Jahresabschluss erstellen)) oder es kann auch aus einer Vertriebspartnerschaft (Firmeninternes-Intranet als Vertriebskanal) bestehen. Ansprechpartner_innen für Sie können u.a. sein: CEO, Aufsichtsratspräsident_in, Marketing/PR-Abteilung, CSR-Abteilung, Personal- und Weiterbildungs-Abteilung, Betriebsrat.

Ihre Leistungen hängen sehr von der Art des Projektes ab, mit dem Sie an den Sponsor herantreten. Reine Logo-Präsenz auf der Website oder den Drucksorten führt inzwischen nur noch selten zu einem gelungenen Sponsoring. Erstellen Sie eine sinnliche, aber prägnante Beschreibung Ihres Vorhabens! Schnüren Sie Sponsoring-Pakete (unterschiedliche Inhalte für Titelsponsor, Hauptsponsor, Programm-Sponsor, Jugend-Sponsor,...), lassen Sie Ihre Kreativität spielen und stimmen Sie Ihre Leistungen (basierend auf den Paketen) dann individuell auf das Unternehmen ab. Tauschen Sie sich mit Kolleg_innen und Freund_innen aus, seien Sie offen, auch von anderen Kulturprojekten sowie aus anderen Branchen (Sport, Soziales, Um-welt,...) zu lernen. Reden Sie teamintern, was Teil des Sponsorings sein könnte, was Sie bieten können, was Sie brauchen. Für eine Bedarfs-Analyse ist es auch hilfreich, die Kostenstellen des Projektes genau anzusehen – erst dann sieht man, wo wirklich eingespart werden kann. Ein Sponsor kann aber auch dazu dienen, z.B. dem Publikum einen Mehrwert oder eine Leistung zu bieten, die es vorher nicht gab (z.B. Shuttle Dienst eines Mobilitäts-Partners).

Natürlich kann die Logo-Präsenz neben einem Kartenkontingent für Ihr Konzert ein Teil des Sponsoring-Paketes sein, aber versuchen Sie auch einen Perspektivenwechsel von „wir wir wir“, hin zu „für Ihr Unternehmen, Ihr Vorteil, Ihnen,...“: was kann das Unternehmen brauchen, was (von Ihren Leistungen) kann für das Unternehmen einen großen Nutzen haben, vielleicht sonst erforderliche Ausgaben sparen? Mit diesem Ansatz können Sie den Wert Ihres Sponsoring-Paketes erheblich vergrößern!

Abgesehen von Unternehmen sollten Sie auch an Institutionen wie die WKO, Industriellenvereinigung, Bauernbund, Arbeiterkammer, ÖGBVÖGB, Kirchen, Freiwillige Feuerwehr, Hochschüler_innenschaft, etc. als Kooperationspartner_innen denken, auch sie können Ihnen mit unterschiedlichen Leistungen (Drucksorten, Gemeindesaal, Vertriebsnetzwerk,...) unterstützen.

Auch beim Sponsoring gibt es erfahrene Profis, die Sie zur Unterstützung heranziehen könnt. Das bedeutet zwar Kosten für Ihr Projekt, kann Ihre Erfolgschancen jedoch sehr erhöhen. Aber auch in diesem Fall gilt, dass Fundraising nicht nur die Aufgabe einer einzelnen Sponsoring-Person ist, sondern es muss insbesondere vom Leading-Team des Projektes aktiv mitgetragen werden – auch im Rahmen des Netzwerkens!

Infos, Webinare, Best Practice siehe z.B.: fundraising.at und fundraiso.ch 
 

Stiftungen

Der Begriff „Stiftung” hat in unterschiedlichen Ländern andere Bedeutungen und auch in Österreich wird er für verschiedene Ausformungen verwendet. Jedenfalls gilt: viele gemeinnützige Stiftungen und auch manche Privatstiftungen haben sich zum Ziel gesetzt, mit ihren Zuwendungen Projekte in den unterschiedlichsten Branchen zu ermöglichen oder zu unterstützen – viele auch im Kunst/Kultur-Bereich. Wichtig für Sie ist, dass Stiftungen nur ihren Stiftungszweck erfüllen dürfen, Sie vor einer Antragstellung also genau prüfen sollten, ob Ihr Projekt unter diesen Zweck fällt. Oft gibt es auch detaillierte Antragskriterien – bevor Sie viel Zeit in einen „unsicheren“ Antrag stecken, fragen Sie lieber bei der Stiftung nach und holen Sie sich direkt die nötigen Informationen! Oft sind Stiftungen nicht nur im eigenen Land, sondern auch international oder im deutschsprachigen Raum tätig. Insofern können auch Stiftungen aus Deutschland, Schweiz und Liechtenstein für Sie interessant sein. Hier ein paar Adressen, die für die weitere Suche hilfreich sind:

 

Crowdfunding

Crowdfunding-Projekte werden über das Internet organisiert, es geht darum, eine große Zahl an Menschen für das Projekt zu begeistern und sie davon zu überzeugen, auf unterschiedliche Weise (aber meist mit Geld) das Projekt zu unterstützen. Meistens gilt das Prinzip: alles oder nichts – das heißt, wenn das Crowfunding-Ziel nicht erreicht wird, bekommen die Unterstützer_innen ihr Geld zurück. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die „Crowd“ zu nutzen, das kann z.B. das klassische Crowdfunding, Spenden Crowdfunding, Crowdinvesting, Crowdsourcing oder Crowdlending sein.

Für Ihre Projekte wird wahrscheinlich primär das (klassische) Crowdfunding, bei dem die Unterstützenden eine nicht-finanzielle Gegenleistung erhalten, interessant sein - eventuell auch das Spenden Crowdfunding (anlassbezogene Online-Spendensammlung). Beim Crowdfunding gilt generell, dass es einen großen Unterschied macht, ob Sie bereits über soziale Netzwerke eine „Crowd“ haben, die Sie für die Kampagne nützen können, oder ob Sie diese Crowd erst aufbauen müssen. Auch wenn meistens der finanzielle Aspekt im Vordergrund steht, so kann eine Crowdfunding Kampagne auch dazu dienen, eben diese Crowd (auch für zukünftige Projekte) aufzubauen. Es ist eine strategische Entscheidung, ob Sie Crowdfunding angehen wollen, vergessen Sie nicht darauf, dass die Gegenleistungen NACH Erreichen des Zieles auch noch viel Zeit und Energie kosten. Je früher Sie zu planen beginnen, desto höher ist der Output, den Sie erzielen können!

Crowdfunding Plattformen zB: crowdfunding.de (gute Übersicht mit Kriteriensuche), wemakeit.com, crowdfunding.at, startnext.com, kickstarter.com
 

Spenden, Mäzene, Fördervereine

Auch mit Spendenkampagnen (abseits von Internet-Kampagnen) können erhebliche Finanzierungserfolge (z.B. durch viele Kleinspender oder auch durch Mäzene) erzielt werden. Wenn Sie diese starten, sollten Sie sich auch über die Themen „Spendenabsetzbarkeit“ und „Spendengütesiegel“ informieren bzw. beraten lassen.

Der Aufbau von Fördervereinen und Freundeskreisen zahlt sich langfristig jedenfalls aus, bringt Ihnen aber kurzfristig kaum finanzielle (!) Vorteile!

 

Beratungen

Es gibt hervorragende Beratungsmöglichkeiten für Sie z.B. beim mica, aber treten Sie auch direkt mit den Förderstellen oder Stiftungen in Kontakt, sie geben gerne Auskunft über die Möglichkeiten und die empfohlene Vorgangsweise sowie die aktuellen Einreichfristen! Auch bei professionellen Fundraiser_innen/Agenturen ist das Erstgespräch meist gratis oder sehr günstig! Die Beratungen/Informationen, die Sie bei den jeweiligen Stellen bekommen, können Ihnen auch schon am Anfang helfen, die für Sie sinnvollsten Wege der (zusätzlichen) Finanzierungsinstrumente herauszufinden.