Erna Kremer wurde an den Vorgängerinstitutionen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien1 ausgebildet, wo sie ein Klavierstudium und den Lehrerbildungskurs absolvierte sowie die Meisterschule bei Emil Sauer besuchte. Ab 1934 war sie am Haus beschäftigt. 1938 wurde die aus einer assimilierten jüdischen Familie stammende Kremer gleich nach dem ‚Anschluss‘ beurlaubt und in der Folge entlassen. Am 6. Mai 1942 verließ jener Zug Wien, mit dem Erna Kremer, ihre Mutter und ihr Bruder nach Maly Trostinec deportiert und unmittelbar nach deren Ankunft am 11. Mai 1942 ermordet wurden.
Für die Erforschung und Aufarbeitung von Erna Kremers Biographie ermöglichten, ergänzend zu archivalischen Quellen, die erhaltenen Briefe und Lebensdokumente ihrer Familienmitglieder einen tieferen Einblick in ihr Leben.
Eine Besonderheit stellen die Textpassagen im literarischen Werk ihrer Nichte Ilse Aichinger dar, in denen Erna Kremers Lebenswelten beschrieben werden. Ergänzt werden diese Quellen durch die in der Familie erhaltenen und in Interviews weitergegebenen Erinnerungen.
Zeitgleich mit diesem Artikel erschien das vom mdw-Archiv herausgegebene Sonderheft Erna Kremer. Lemberg 1896 – Maly Trostinec 1942. Annäherung an ein Künstlerinnenleben, welches auf der Website des Archivs https://www.mdw.ac.at/arc/?PageId=2985 abrufbar ist.
geb. 09.07.1896 in Lemberg, Galizien (heute L’viv / UA), ermordet 11.05.1942 in Maly Trostinec (BY), Pianistin
Traditionelles wie die Geschlechterrollen der Eltern mischte sich dabei – wirft man z. B. einen Blick auf die Ausbildung Erna Kremers und ihrer Geschwister – mit Unkonventionellem. Es ist eine Geschichte, die vor dem Hintergrund der Assimilation jüdischen (Klein-)Bürgertums zu lesen ist. Es wurden liberale Werte gelebt, durch mehrfache Übersiedlungen und über die Generationen hinweg kulturelle Räume gewechselt.
geb. 28.06.1868 in Pohl, Mähren (heute Polom u Hranic / CZ), ermordet 11.05.1942 in Maly Trostinec Hausfrau und Mutter
geb. 12.02.1852 in Dworecz, Ungarn (heute Dvorec / SK), gest. 08.04.1931 in Wien Offizier in der k. u. k. Armee, Oberrechnungs- führer
Jakob Kremer wurde 1852 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns im ungarischen Dworecz geboren. Er trat im Alter von 20 Jahren in die k. u. k. Armee ein, wurde wiederholt rasch befördert und legte 1878 die Fachprüfung zum Truppen-Rechnungsführer ab, bereits 1881 wurde er zum Leiter einer Rechnungs-Kanzlei ernannt. Im Verlauf seiner Karriere diente Jakob Kremer in Ungarn, Siebenbürgen, Galizien, Dalmatien, Bosnien und Wien und erhielt mehrfach kaiserliche Auszeichnungen.2
Gisela Rabinek wurde 1868 als zweites von vier Kindern im mährischen Pohl geboren. Ihre Mutter starb, als sie sechs Jahre alt war, der Vater heiratete bald wieder. Über ihre schulische Laufbahn ist leider nichts bekannt, aus ihren Briefen geht jedoch hervor, dass sie eine gebildete Frau war. Laut Familienüberlieferung war sie eine hervorragende Pianistin und unterrichtete ihre Kinder in deren Jugend.3
Jakob Kremer und Gisela Rabinek heirateten am 24. Juni 1888 in Wien,4 ihr gemeinsames Leben begann in Lemberg, wo Jakob stationiert war. Hier kamen auch ihre Töchter Klara, Berta und Erna zur Welt.
1897 übersiedelte die Familie nach Sarajevo, wohin Jakob Kremer versetzt worden war. Sie bezogen ein Haus mit Garten, wo sie auch Tiere – eine Kuh, ein Schwein und Geflügel – hielten.5 Nur ungern hatte Gisela Kremer Lemberg und die dort gewonnenen Freund_innen zurückgelassen, auch für die Kinder bedeutete der Umzug eine große Umstellung: „The people, the language, the costumes of the Turks, Serbs, Croates, the country very mountainous, it was all full of new impressions” erinnerte sich Klara Kremer später an diese Zeit.6
1899 kam mit Felix der lang ersehnte Sohn der Familie auf die Welt.
geb. 20.04.1889 in Lemberg, gest. 06.01.1983 in London, Fremdsprachen-Sekretärin, Emigrierte am 26.04.1939 nach England
geb. 29.09.1891 in Lemberg, gest. 27.12.1983 in Großgmain, Ärztin, 1920–1927 verheiratet mit Ludwig Aichinger
geb. 07.02.1899 in Sarajevo, ermordet 11.05.1942 in Maly Trostinec, Ingenieur, 1927–1941 verheiratet mit Mathilde Ebner
1905 erfolgte der Umzug der Kremers nach Wien. Hier lebten sie zunächst im 2. Wiener Gemeindebezirk7 bevor sie nach mehreren Übersiedlungen 1915 die Wohnung in der Hohlweggasse 1 im 3. Bezirk bezogen, die für die folgenden 24 Jahre ein familiärer Fixpunkt sein sollte.8
Das bürgerliche Ideal einer soliden Bildung spielte in der Familie eine zentrale Rolle. Trotz des geringen Einkommens Jakob Kremers9 wurde allen vier Kindern eine für die damalige Zeit außergewöhnliche Freiheit in der Gestaltung ihrer Lebenspläne ermöglicht. 10 Die Mädchen besuchten in Sarajevo die einzige deutschsprachige Schule der Stadt – den Konvent St. Augustin. Neben der schulischen Bildung kam der Musik in der Familie eine besondere Bedeutung zu.
Nach der Übersiedlung nach Wien wurden Klara und Berta in die nach modernen Prinzipien geführte Schule von Eugenie Schwarzwald eingeschrieben, Klara legte 1907 die Reifeprüfung dort ab,11 Berta maturierte 1909 als Externistin am Akademischen Gymnasium. 12 Felix schloss 1917 die Realschule ab.13
Allen vier Kindern stand es frei, ihre Studien und Berufsziele selbst zu bestimmen: Klara legte drei Lehrbefähigungsprüfungen ab und begann als Fremdsprachen-Sekretärin bzw. -Korrespondentin zu arbeiten.14 Berta studierte Medizin und wurde Kinderärztin,15 Erna wurde Pianistin, Felix absolvierte sein Chemiestudium an der Technischen Hochschule in der Mindestzeit16 und war anschließend in der Zementindustrie tätig.17
Erna Kremer besuchte die Bürgerschule und erhielt privaten Fortbildungsunterricht.18 Auf ihre in Wien begonnene künstlerische Ausbildung an der mdw19 und ihren beruflichen Werdegang wird noch in folgenden Kapiteln eingegangen.
In der Familie spielte die Ausübung der jüdischen Religion keine Rolle. Obwohl Jakob Kremers Zugehörigkeit zum Judentum ihn in seiner Militärkarriere hinderte, konvertierte er nie.20 Durch den Besuch einer katholischen Schule in Sarajevo waren die Kinder näher mit dem Christentum in Berührung gekommen. Als einziger wurde Felix bereits als Kind getauft,21 Erna und Berta entschieden sich im Erwachsenenalter zur Konversion.22 Inwieweit diese Entscheidung bei Erna Kremer aus religiöser Überzeugung oder im Hinblick auf bessere Karrierechancen getroffen wurde, ist nicht bekannt. Aus späterer Zeit ist ein tiefer christlicher Glaube ihrer Schwester Berta belegt.23 Über die innerfamiliären konfessionellen Unterschiede hinweg wurde – wie aus den 1930er Jahren überliefert – gemeinsam Weihnachten gefeiert.24
Gisela Kremer trat 1941 aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus.25 Ob dies in der Hoffnung geschah, noch größeres Unglück abwenden zu können, muss dahin gestellt bleiben.
geb. 01.11.1921 in Wien, gest. 11.11.2016 in Wien, 1953–1972 verheiratet mit Günter Eich, Schriftstellerin
geb. 01.11.1921 in Wien, gest. 27.09.2018 in London, 1941–1949 verheiratet mit Walter Singer und ab 1959 kurz mit Donald Michie, Bildende Künstlerin und Schriftstellerin, Emigrierte am 04.07.1939 mit einem Kindertransport nach London
geb. 26.09.1927 in Wien, gest. 20.12.2005 in Wien
Erna Kremers Nichten Helga und Ilse Aichinger lebten nach der Scheidung ihrer Eltern von 1927 bis 1930 gemeinsam mit ihrer Mutter in der Wohnung ihrer Großeltern und ihrer Tante Erna in der Hohlweggasse. 26 Auch nach ihrem Auszug gab es häufige Treffen, da sie nach Schulschluss des von ihnen besuchten, nahe gelegenen Sacre Coeur von Gisela Kremer betreut wurden.27 Beide hatten ein besonders inniges Verhältnis zur Großmutter und standen auch Erna Kremer nahe.
Nach der Emigration ihrer Zwillingsschwester 1939 blieb Ilse Aichinger in Wien; ihre Briefe, Tagebücher, Erinnerungen und späteren Texte geben uns wichtige Einblicke in das Leben Erna Kremers und ihrer Angehörigen.
Zu Felix Kremers Sohn hatte die Familie anscheinend ein distanzierteres Verhältnis, das zum einen an der räumlichen Entfernung – er lebte in der frühen Jugend zum Teil mit seinen Eltern in der Steiermark –, zum anderen an der nicht allzu engen Beziehung zu Schwiegertochter bzw. Schwägerin gelegen sein mag.
Erna Kremer begann, nachdem sie ersten Unterricht von ihrer Mutter erhalten hatte, 1906 im Alter von zehn Jahren mit dem Besuch des Klavier-Vorbereitungskurses bei Hans Hofmann28
ihre Ausbildung an der mdw.29
Bereits im Jahr darauf wurde sie in die Klavier-Vorbildungsschule aufgenommen, obwohl für diese ein Mindestalter von
zwölf Jahren vorgeschrieben war.30
Die folgenden drei Jahre blieb sie bei
Josef Saphier,31
1910 wechselte sie in die Ausbildungsklasse von
Louis Thern.32
Für ihre 1914 mit vorzüglichem Erfolg abgelegte Reifeprüfung wurde ihr ein Akademiediplom verliehen und sie zudem mit einer Prämie bedacht.
1915 schloss sie den Lehrerbildungskurs für Klavier ebenfalls mit Auszeichnung ab und erhielt für ihre gute Leistung abermals eine Prämie.
Neben ihrer pianistischen Ausbildung studierte sie von 1911 bis 1914 zusätzlich Musiktheorie bei
Hermann Grädener,33
Richard Stöhr34
und
Eusebius Mandyczewski.35
Den Abschluss von Erna Kremers Ausbildung an der mdw bildete im Studienjahr 1915/16 der Besuch der Meisterschule von Emil Sauer, einem der berühmtesten Pianisten und Lehrenden der damaligen Zeit.
Als das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde – die Vorläuferinstitution der heutigen mdw – 1817 gegründet wurde, waren die Geschlechterverhältnisse bei den Auszubildenden ausgewogen: In der zunächst eingerichteten Gesangschule wurden je zwölf Schülerinnen und Schüler aufgenommen.36
Mit der sukzessiven Einführung des Unterrichts in Orchesterinstrumenten37
sank jedoch der Anteil der Schülerinnen. Erst ab den 1860er Jahren erreichte er wieder die 50 %-Marke und überschritt diese in der Folge. Abgesehen von wenigen Ausnahmejahren machten die Schülerinnen bis in das 20. Jahrhundert weit über 50 %, oft über 60 % der Gesamtzahl der Studierenden aus.
Wodurch ergab sich diese Entwicklung? 1859 war die Klavierausbildung reformiert und von zwei auf vier Jahrgänge
ausgeweitet worden,38
seither erfreute sie sich immer regeren Zulaufs, vor allem von Schülerinnen: Die „Clavierseuche“ (11.03.2019).">39
– wie es Eduard Hanslick abwertend nannte – griff um sich.
Durch den starken Andrang flossen beträchtliche Schulgelder in die Kassen und diese stellten eine
bedeutende Einnahmequelle dar.40
Auch wenn es teilweise nur ein aus Liebhaberei betriebenes Studium gewesen sein mag, von der hohen Zahl ausgebildeter Pianistinnen wurde der musikalische Arbeitsmarkt förmlich überschwemmt, auf dem sich auch viele, die privat oder an anderen Lehranstalten ausgebildet worden waren, zu etablieren versuchten.41
Mit der Verstaatlichung der Institution wurden 1909 die letzten noch bestehenden Ausschlüsse von Frauen in einzelnen Studienfächern aufgehoben. Dem Zustrom im Fach Klavier tat dies jedoch keinen Abbruch: Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts waren bis zu 94 % der Klavierstudierenden weiblich.
Grafik 1: Studierende im Fach Klavier nach Geschlecht, 1900/01 bis 1925/26, Datenerhebung: mdw-Archiv
Erna Kremers erster durch Konzertkritiken belegbarer Auftritt als Pianistin fand am 26. Mai 1922 in Linz statt.42 Hier gab sie gemeinsam mit dem Geiger Rudolf Fitzner einen Kammermusikabend. In einer Ankündigung des Konzerts wurde erwähnt, dass sie „erst kürzlich von einer Konzertreise aus Schweden zurückgekehrt“43 war, in einem weiteren Beitrag eine schwedische Kritik zitiert: „Die Künstlerin wird bald als eine Klaviervirtuosin von kontinentalem Range bekannt sein.“44
Ihr Spiel wurde als „vollendet, klar, meisterhaft“ gerühmt und zugleich festgestellt, dass die junge Pianistin „ihren Weg machen“45 werde. Besonders Kremers Hingabe an die Musik und ihr Umgang mit dem Instrument fanden lobende Erwähnung, wie etwa bei einem Sonatenabend mit dem Geiger Max Weißgärber in der Linzer Urania 1931: „Sie ist ein echtes Temperament, das im gegebenen Moment ihr Instrument zu streicheln versteht […]“46 sowie dass sie „mit sichtlicher Freude am Werke […] und mit großem Verständnis und jugendlicher Begeisterung den hinreißenden Schwung in die Darbietung brachte“.47
Spätestens ab 1932 engagierte die RAVAG Erna Kremer für mehrere Auftritte im Rundfunk, wo sie sowohl mit Solodarbietungen als auch kammermusikalisch in Erscheinung trat.48
Der große Durchbruch als Künstlerin wollte ihr – auch wenn ihr in Kritiken sehr viel Lob gezollt wurde – nicht gelingen.
Mit Konzerten oder Radiosendungen alleine ließ sich der Lebensunterhalt nicht bestreiten. Trotz ihrer Lehrtätigkeit am Neuen Wiener Konservatorium und der darauffolgenden Anstellung an der mdw49 war Erna Kremer darauf angewiesen, ihr Einkommen zusätzlich mit Privatunterricht aufzubessern.
„Überdies hat sie ihre zwei guten Stunden verloren, da eine Schülerin nach Hanover [sic] übersiedelte wo ihr Vater tätig ist u. der Schüler unterbrechen muß, weil er in der Realschule nicht vorwärts kommt. Vorläufig hat sie einen Ersatz mit 60 S. monatlich, vielleicht kommt noch etwas nach.“
Zitat aus: Brief Jakob Kremers an Berta Aichinger, 192650
„Sie ging auch gern spazieren, am liebsten hinauf zum windigen, öden Fasangürtel, wo im Arsenal Waffen aus den letzten zwei Kriegen an den Wänden hingen oder zwischen den Fenstern standen und wo gegen den Spätherbst zu jede Art von beginnender Lungenentzündung leicht zu haben war. Die Gegend lag ihr, geriet zu einer Anlaufstelle neuer didaktischer Einfälle für den Klavierunterricht (Stefan Schick, Fräulein Peterka, Else Friedrich), Reisepläne und Illusionen.“
Zitat aus: Ilse Aichinger, Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben51
Über Erna Kremers Unterrichtstätigkeit am Neuen Wiener Konservatorium (NWK) sowie ihre Schülerinnen und Schüler ist aufgrund mangelnder Quellen kaum etwas bekannt.
Die Abschrift einer Empfehlung Carl Lafites52 legt nahe, dass neben ihren Leistungen als Konzertpianistin ihre fundierte künstlerische und pädagogische Ausbildung an der mdw und besonders der Besuch der Klaviermeisterklasse bei Emil Sauer den Ausschlag für Kremers Bestellung am NWK gegeben haben könnten.53
Spätestens ab 1923 (eventuell bereits ab 192254 ) hatte sie die Leitung einer Klavierausbildungsklasse inne.55 Zumindest anfangs dürfte sie keine besonders hohe Zahl an Schüler_innen gehabt haben, da aus einem Stundenplan für 1923/24 hervorgeht, dass sie lediglich montags und donnerstags jeweils eineinhalb Stunden in der Niederlassung des NWK in der Himmelpfortgasse 12 unterrichtete.56
Bisher kennen wir nur den Namen einer einzigen Schülerin – Hilde Keller.57
In der Anstellungspolitik der mdw sind in den 1930er Jahren zwar antisemitische und misogyne Tendenzen erkennbar – Menschen jüdischer Herkunft finden sich in Dreiervorschlägen zur Besetzung von Lehrstellen auffallend häufig nur an zweiter und dritter Stelle. Bewerbungen durchaus hoch qualifizierter Frauen wurden nur
selten berücksichtigt,59
doch gibt es – wie im Falle Erna Kremers – auch Ausnahmen, die den praktizierten Ausgrenzungen widersprechen.
Es wurden sogar besondere Bemühungen an den Tag gelegt, sie an die mdw zu holen.
Kremer ging 1932 aus einem Probespiel als beste Kandidatin für die Besetzung einer Klavier-Nebenfachstelle hervor, doch lehnte das Ministerium eine Anstellung aus budgetären Gründen zunächst ab.60
Bis sie schließlich am 1. März 1934 ihre Lehrtätigkeit aufnehmen konnte, bedurfte es zahlreicher Interventionen seitens der mdw. Auch Erna Kremer selbst wurde im Ministerium vorstellig. Auf der bei dieser Gelegenheit von ihr abgegebenen Visitenkarte wird ersichtlich, dass ihre jüdische Herkunft dort zwar kommentiert wurde, jedoch kein Hindernis für eine Anstellung war. Einen wertvollen Fürsprecher hatte sie in Friedrich Funder, dem politisch gut vernetzten Herausgeber der Reichspost, einer christlichsozial orientierten
Tageszeitung.61
Die handschriftliche Notiz des Staatssekretärs im Unterrichtsministerium, Ernst Pernter,
„Womöglich irgendwie unterbringen!“62
auf einem Kremers Anstellung betreffenden Akt belegt, dass der grundsätzliche Wille, ihr einen Posten zu verschaffen, auch im Ministerium vorhanden war.
Aufgrund eines bereits Anfang der 1930er Jahre ausgerufenen Aufnahmestopps erforderte ihre Anstellung die Bewilligung durch den Ministerrat.63
Diese erfolgte am 16. Februar 1934 – nur kurz nach den Februarkämpfen.64
Im ursprünglichen Antrag an das Ministerium waren für Erna Kremers Lehrverpflichtung 24 Wochenstunden mit einer Entlohnung von 4.050 Schilling jährlich beantragt.
Die schließlich bewilligten vier Wochenstunden können angesichts der 19 Studierenden ihrer Klasse, die sie im Sommersemester 1934 unterrichtete, als keineswegs ausreichend bezeichnet werden. Pro Einzelperson ergaben sich damit nur knapp 13 Minuten Vorspielzeit pro Woche.
Auch die Bezahlung – das jährliche Gehalt betrug 600 Schilling – reichte nicht aus, um damit ein finanzielles Auskommen zu finden.
Bereits ab Herbst 1934 erfolgte die Erhöhung der Lehrverpflichtung auf 12 Stunden, gleichzeitig vervielfachte sich die Zahl der von Erna Kremer unterrichteten Studierenden auf 70 im Winter- bzw. 80 im Sommersemester des Studienjahres 1934/35 und blieb auch weiterhin in dieser Größenordnung. Anfang 1937 kamen
zwei weitere Stunden hinzu,65
so war sie von Dienstag bis Freitag an den Nachmittagen mit der Unterrichtserteilung beschäftigt.
Wenige Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich 1938 wurde Erna Kremer, wie acht weitere Lehrende, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nicht mehr am Haus geduldet waren, vom kommissarischen Leiter Alfred Orel „eingeladen“, einen Urlaubsantrag einzubringen.
Sie kam — im Gegensatz zu den ebenfalls betroffenen Kolleginnen und Kollegen — dieser Aufforderung nicht nach. Die als „Beurlaubung“ bezeichnete Enthebung vom Dienst konnte sie damit jedoch nicht verhindern. Am 24. Mai wurde sie mit Ende August 1938 gekündigt. Ihre Klasse übernahm Josef Dichler.66
Geboren im Habsburgerreich als Nachfahrin einer aus unterschiedlichen Teilen der Monarchie stammenden Familie,67 aufgewachsen in Galizien, Bosnien und Wien, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in einem supranationalen Raum. Es war im Falle ihrer Familie auch ein überkonfessioneller Raum: Der jüdische Glaube wurde nicht praktiziert, die Töchter besuchten eine katholische Volksschule und es war ihnen seitens der Eltern freigestellt, zu konvertieren.68 Auch die Berufswahl stand den Geschwistern offen,69 ihre unterschiedlichen Talente und Begabungen wurden gefördert.
In der Zwischenkriegszeit wichen die Freiräume Erna Kremers Jugend den Realitäten des Erwachsenenlebens. Der 1919 erfolgte Übertritt vom Juden- zum Christentum70 schützte nur begrenzt vor Antisemitismus. Ilse Aichinger berichtete z. B. von Anfeindungen durch eine Greißlerin in der Nähe der Wohnung71 Auch an der mdw72 waren derartige Tendenzen feststellbar,73 zudem ist ein konkret gegen die Berufung Erna Kremers gerichtetes, antisemitisches Schreiben ihres späteren Kollegen Hans Weber bekannt.74
Die Rahmenbedingungen für die beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten verschlechterten sich zusehends. Der eingeschlagene Weg der künstlerischen Karriere war hart und bot nicht die finanzielle Unabhängigkeit, die elterliche Wohnung in der Hohlweggasse zu verlassen. Nur etwa drei Jahre lebte sie dort – nach dem Auszug von Mutter und Schwester – alleine.
Diese kurze Zeitspanne unabhängigen Daseins wurde durch den Nationalsozialismus beendet: Mutter, Schwestern und Nichten, zeitweise auch der Bruder, kehrten in die Wohnung zurück. Die Verengung des zur Verfügung stehenden Raumes setzte sich mit der Kündigung des Mietvertrags und der Unterbringung in einer Sammelwohnung fort. Die ‚Nürnberger Gesetze‘ machten ihre frühere Selbstdefinition als nicht-jüdisch hinfällig, die Selbstbestimmung wurde durch Fremdbestimmung ersetzt, Bewegungsfreiräume entzogen. In immer dichter werdender Folge – über das Sammellager und den Viehwaggon bei der Deportation – setzte sich diese Entwicklung fort, bis sie ihr Maximum erreichte. An deren Ende standen Ermordung und Massengrab.
Die Wohnung der Familie in der Hohlweggasse 1 war über eine lange Zeitspanne Erna Kremers Lebens- und Arbeitsraum. In ihrem Tagebuch erinnerte sich Ilse Aichinger an einen Tag in der Hohlweggasse – „irgendwann an einem dunklen Spätherbstnachmittag“.75
„Daneben übt die Erna. Seltsam traurig berührt mich ihr Spiel, die Klänge, die emporbranden und wieder verklingen, sind wie eine Gesellschaft von alten Freunden. Vieles kenne ich schon lange und es verwebt sich in mir mit anderen Klängen einer versunkenen Zeit. Ich wollt, ich könnte alles, was jetzt, fast unaussprechlich und schwer in mir wühlt hineinspielen in die Chopinsonate, die sie gerade spielt – da würde mir leichter. […]
Mir wird plötzlich einsam; schnell geh ich ins Speisezimmer hinüber. Die Erna übt im Dunklen. Die Großmutter ist krank sie liegt drüben im Schlafzimmer. […] Im Vorzimmer geht jetzt der Schlüssel, ich glaube, die Mutti und die Helga kommen nach Haus und die andern werden auch bald da sein. Ich dreh das Licht auf, die Erna beginnt zu schimpfen, die Großmutter ruft aus dem Schlafzimmer und es ist plötzlich wieder Leben in der Wohnung.“76
Das einzige als hell beschriebene Zimmer ist die schmale Küche,77
ein beliebter Platz innerhalb des Zuhauses.
Helga Aichingers Tochter erinnerte sich: „I talked to my mother about it, in particular, that kitchen. It was where Gisela baked cakes. A lot went on in the kitchen. All the food was prepared there. It was very kosik and they loved to be
in it.“78
lse Aichinger bezeichnete den Raum als einen Ort der Freude:79 „Es ließ sich gut planen in der Küche, ob es Kinobesuche, Konzertreisen oder ein Weg hinaufzu war gegen das Waffenarsenal, das am Ende der Gärten stand. Die Küche kam allen Plänen entgegen.“80
Die von Ilse Aichinger aufgezählten Aktivitäten können durch andere Textstellen allesamt Erna Kremer zugeschrieben werden. Auffallend ist, dass die Zubereitung von Essen in ihrer Auflistung fehlt. Diese mag für eine Küche so selbstverständlich gewesen sein, dass sie nicht erwähnenswert erschien, doch eine kurze Randnotiz Erna Kremers in einem Brief „Haushalt wird immer fürchterlich sein! Viele Grüße E.“81 legt nahe, dass ihre Interessen eher in anderen Bereichen lagen. Auch eine weitere kurze Textpassage bei Ilse Aichinger – „Sobald die Chopin-Etüden der Schwester unserer Mutter zugleich mit dem Klirren der Topfdeckel nachließen […]“82 – zeigt, dass sich offensichtlich jemand anderer um das Kochen kümmerte.
In den überlieferten Briefen der Familie tritt Erna Kremer stets am Rande auf, fügt nur schnell ein paar Zeilen in den Schreiben anderer dazu oder bringt sich kurz beim Verfassen mit ein. Nur ein einziger, von ihr verfasster Brief ist erhalten geblieben.83 Die zur Verfügung stehenden Bruchstücke lassen nur ein skizzenhaftes, unscharfes Bild entstehen, ermöglichen aber kleine Einblicke in ihr Verhalten bzw. ihre familiäre Rolle.
„Die jüngste Schwester meiner Mutter war Pianistin und hat hier unterrichtet an der Musikakademie. Sie hat sieben Stunden geübt. Aber plötzlich war sie weg. Sie war für drei, vier Stunden im Kino, und dann kam sie wieder. Ich hab das beobachtet. Ich konnte damals weder lesen noch schreiben, aber ich dachte, das muss doch etwas sein, daran muss etwas sein. Wenn man so leidenschaftlich etwas tut und dann ebenso leidenschaftlich davon weggeht.“84
Die zwei Leidenschaften Erna Kremers – das Klavier und das Kino – stehen in mehrfacher Hinsicht für gegensätzliche Phänomene Während das Üben mit einer starken Präsenz verbunden ist, da nicht allein nur das eine Zimmer, in dem sich das Klavier befindet, dadurch in Anspruch genommen wird, wird diese Dominanz des Raumes durch das Verlassen der Wohnung für Kinobesuche mit völliger Absenz kontrastiert. Das Üben ist Notwendigkeit, unumstößliche Pflicht, Disziplin, ganz den beruflichen Anforderungen gewidmet. Die Konzentration auf das Instrument verbindet Anwesenheit mit gleichzeitiger Isolation, Störungen sind nicht erwünscht. Das Kino hingegen ist ein Akt des Loslassens, ein gemeinschaftlich erlebbares Freizeitvergnügen ebenso wie eine Flucht aus dem Alltag. Es ist ein Raum des Verschwindens, des Abtauchens in andere Welten, ein Ort der Schwärmerei.85 Eben durch diese Gegensätzlichkeit scheinen sich die beiden Leidenschaften umso stärker in die Erinnerungen Ilse Aichingers eingeschrieben zu haben. Sie geben einen Hinweis auf das Schwanken Erna Kremers zwischen zwei Extremen, das auch in anderen Zusammenhängen wiederzufinden ist.
„Tante Erna liegt am kleinen Sofa, jammert, macht aber zwischendurch auch Witze und ahmt Leute nach. […] Helga kommt mit Tante Erna [vom Kino, Anm.] heim. ‚Ganz gut!‘ Und die Tante Erna beginnt sofort, sämtliche Schauspieler nachzuahmen.“86
Eine schlechte physische Konstitution – chronische Erkrankungen und häufige Erkältungen bzw. grippale Infekte –, auch Depressionen sind Thema, ebenso die Freude an schauspielerischer Imitation und der Spaß an Verkleidung. Die Verbindung davon, ihre Mitmenschen mit Klagen über gesundheitliche Probleme zu strapazieren,87 sie jedoch nahezu parallel mit Scherzen zu unterhalten, lässt die Intensität der Person spürbar werden.
„I think she must have been so romantic by nature, hence the dressing-up, and another thing that the twins remembered very strongly was her dressing-up and coming into the main drawing room and doing an act. Also she was a terrific mimic and could take off anybody apparently and she had them in stitches, rolling on the floor, she was hilarious. It seems to have gone throughout the family in various directions, […] so she had one in stitches, she loved dressing up, and she must have been quite charismatic,“88 erinnert sich ihre Großnichte Ruth Rix an die Erzählungen innerhalb der Familie.
Schemenhaft lässt sich eine temperamentvolle, vielleicht etwas sprunghaft wirkende Person zwischen diesen Spannungsfeldern erkennen – zwischen Disziplin und Losgelassenheit, zwischen Jammern und Fröhlichkeit, auch zwischen Ängstlichkeit und Unvorsichtigkeit:
In Film und Verhängnis resümierte Ilse Aichinger: „Es gibt kein Glück ohne Verhängnis: So liebte schon die jüngere Schwester meiner Mutter das Kino. Sie war Pianistin, aber immer, wenn sie nicht üben musste, ging sie ins Kino, in der Gegend Wiens, wo der Wind schon aus dem Osten herüberbläst. Sie hatte über die Musik schwedische Freunde und hätte 1939 noch nach Schweden fliehen können. Aber sie fürchtete Verkühlungen und noch mehr die schwedischen Kinos. Sie wollte Klavier spielen und ins Kino gehen, beides um jeden Preis. Der Preis war dann ihr Leben. Verhängnis kommt leicht ohne Glück aus, Glück kaum ohne Verhängnis.“89
Erna Kremer und ihre Familie waren aufeinander zurückgeworfen, aufeinander angewiesen. Der Freundes- und Bekanntenkreis verkleinerte sich durch Emigration, aber auch durch den Rückzug von Freunden.
„Denn ‚Freunde in der Not‘ etc.
Ich selbst habe sie gründlich kennen gelernt, diese
sogenannten Freunde, die sind verflogen – wie
Sand im Winde. – “90
stellte Gisela Kremer 1940 in einem Brief resignierend fest.
Mit der finanziellen Lage der Familie stand es bereits zu Beginn des Jahres 1938 nicht zum Besten: Erna Kremer hatte nur ein äußerst geringes Einkommen, auch Gisela Kremer stand mit ihrer Witwenpension kein üppiger Monatsbezug zur Verfügung. Klara Kremer hatte im Jahr davor einen Kuraufenthalt Erna Kremers bei Dr. Bircher-Benner in Zürich bezahlt, der „viel, sehr viel Geld gekostet“91
hatte, und sich dafür auch von einem Freund Geld borgen müssen.92
Auch Berta Aichinger und Felix Kremer hatten keine hohen Einkommen und zudem Kinder zu versorgen.
Soweit bekannt ist, verfügte die Familie über keine finanziellen Rücklagen.93
Nach Erna Kremer wurde auch Berta Aichinger gekündigt,94
die Kündigungen der beiden weiteren Geschwister ließen nicht lange auf sich warten:
Mit Ende August hatten alle vier Geschwister ihre Anstellungen verloren.95
Die Familie tat, was sie in der Situation tun konnte: sie rückte – durchaus im wörtlichen Sinn – zusammen, um Kosten zu sparen. Gisela und Klara Kremer gaben die gemeinsame Wohnung in Hetzendorf auf.96
Die Mutter zog in die Hohlweggasse, in der zu dieser Zeit Erna und Felix Kremer lebten, Klara Kremer fand bei Berta Aichinger und ihren Kindern Unterschlupf.97
Als auch diese Wohnung nicht mehr behalten werden konnte, mussten ab Oktober 1938 vier weitere Personen in der Hohlweggasse Platz finden.98
Dort herrschten nun beengte räumliche Verhältnisse: Von der Wohnung ist bekannt, dass neben Vorzimmer und Küche vier weitere Räume zur Verfügung standen: ein Schlafzimmer, ein Kabinett, ein Speisezimmer und der ‚Salon‘. Für zusätzliche Enge sorgten die mitgenommenen Möbel, die es noch zu verkaufen galt.99
Bis zur Emigration von Klara Kremer im April 1939 sowie jener von Helga Aichinger im Juli des gleichen Jahres – beide konnten in England Zuflucht finden – lebten dort bis zu sieben Personen.
Diese Dichte des Zusammenlebens belastete die Familienmitglieder zusätzlich zu den Sorgen um ihre Zukunft und der verzweifelten Suche nach Möglichkeiten, das Land zu verlassen.
Am 25. August 1939 erhielt die Familie die Kündigung des Mietvertrags, bis zum 31. Oktober sollten sie die Wohnung räumen.100
Zusätzlich zu den Bemühungen, Ausreisemöglichkeiten zu finden, kam nun die Sorge um eine Wohngelegenheit. Im Oktober 1939 ersuchte Gisela Kremer um einen Aufschub der Kündigung, da sie offenbar noch keine Bleibe gefunden hatte.101
Ob der Aufschub gewährt wurde und wann der Umzug stattfand, ist nicht bekannt. Die Ummeldung Erna und Gisela Kremers in eine Sammelwohnung auf dem General-Krauß-Platz 3 (heute Esteplatz), wo man mit fremden Menschen die Wohneinheit teilen musste, erfolgte mit dem 9. Jänner 1940.
102
Bis der in Scheidung lebende Felix Kremer ebenfalls in die Wohnung,
möglicherweise in das Zimmer von Mutter und Schwester zog,103
lebten laut ‚Hausliste‘ sieben, spätestens ab dem Dezember 1940 acht Personen hier zusammen.104
Auch ohne Kenntnis der genauen Wohnungsgröße müssen die Zustände äußerst beengt gewesen sein, Privatsphäre gab es kaum.
Zwischen Ende April und Anfang Mai 1942 wurde die Wohnung geräumt, Erna, Gisela und Felix Kremer kamen
gemeinsam mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern in das Sammellager in der Kleinen Sperlgasse,
von wo die Deportation nach Maly Trostinec ihren Anfang nahm.105
Es ist anhand der Briefe spürbar, wie strapaziös die Lage bereits zuvor gewesen sein muss: Ringsum gelang es Bekannten, ins Ausland zu gehen, aber der zunehmend zermürbten Familie, die jeder Hoffnung nachjagte, wollte es einfach nicht gelingen.
„Wir haben nur noch einen Wunsch – bald fort zu können!“106
„Ja der Kummer und die Sorgen werden immer größer und haben jedes erträgliche Maß längst überschritten.“107
Besuche bei Hilfsorganisationen, wie der Society of Friends108 und der Aktion Gildemeester109, die bei der Ausreise unterstützten, standen mitunter täglich auf dem Programm. Erna Kremer bemühte sich, in unterschiedlichen Ländern Exil zu finden. Als mögliche Ziele sind England, die USA110 , Schweden111 und Holland112 bekannt, doch keine der Bemühungen zeitigte Erfolg. Ebenso erfolglos trachteten Berta und Ilse Aichinger danach, nach England, in die USA, nach Jugoslawien113 oder Italien bzw. Abessinien zu gelangen.114 Für Felix Kremer, der zur Zwangsarbeit eingesetzt war, organisierten Schwestern und Mutter Papiere und erledigten Amtswege; für ihn existierten ebenfalls unterschiedliche Ausreisepläne.
In England bemühte sich Klara Kremer, ihren immer verzweifelter werdenden Angehörigen zu helfen. Am wenigsten ist über die Pläne von Gisela Kremer bekannt. Für sie stand die Rettung ihrer Kinder – allen voran des Sohnes – an erster Stelle. Ihr Wunsch wäre es gewesen, nach England, zu ihrer schmerzlich vermissten Tochter zu gehen. Die Kommunikation mit den im Exil lebenden Familienmitgliedern war seit dem Ausbruch des Krieges auf die auf 25 Worte limitierten Nachrichten, die man über das Rote Kreuz senden konnte, beschränkt.
„Ich hatte von einem Ordner erfahren, daß die Gegend […] im Augenblick gefährlich sei. Und ich bin hingegangen und habe gesagt, sie sollen alle zu meiner Mutter und mir kommen. […] Meine Mutter hat gesagt: ‚Die Mama hat Lungenentzündung, und ich kann sie ja nicht aus dem Bett zerren.‘“115 –erinnerte sich Ilse Aichinger an die Tage vor der Deportation ihrer Angehörigen. Zwischen Ende April und Anfang Mai116 wurde die Wohnung am General-Krauß-Platz geräumt und die Familien in das Sammellager Kleine Sperlgasse überführt. Über die dortigen Lebensumstände ist wenig bekannt, bis zu 2000 Menschen waren zeitgleich in der Schule eingepfercht.117 Am 6. Mai brachten Lastwägen etwa 1000 Menschen zum Aspangbahnhof. Die Fahrt auf den offenen LKWs führte durch Wohngebiete und fand untertags statt. Berichte sprechen von Beifall seitens der Bevölkerung, viele sollen allerdings auch beschämt zur Seite geblickt haben.118
Ilse Aichinger hatte von der Deportation erfahren und war zur Schwedenbrücke gelaufen. Was sie dort erlebte, schilderte Ruth Rix in einem Interview: „The trucks starting [sic] coming over from the school, over the bridge. In one of the trucks she saw her grandmother, Gisela, who had her back to her.[…] Erna shouts (and Ilse can hear it): ‚Look there’s Ilse!’ Her grandmother doesn’t turn around. […] A soldier hits Erna for shouting out and then it’s gone. […] All her life she was haunted.“119
Die Fahrt dauerte fünf Tage, Versorgung seitens der Nationalsozialisten gab es wohl keine. Die Zustände im Zug sind schwer in Worte zu fassen, wie ein Überlebender berichtete: Sie mussten „mitten in der Nacht den Zug verlassen und in Viehwaggon [sic] umsteigen. […] In dieser Nacht hatten viele den Verstand verloren – waren irrsinnig geworden. Die Transportleitung gab den Auftrag sämtliche irrsinnig Gewordene in einen separaten Waggon zu sperren. Was sich in diesem Waggon abspielte ist nahezu unbeschreiblich.“120
Der verantwortliche Offizier schrieb über den Transport vom Sammellager zum Aspangbahnhof:121
„Der für den 6. Mai 1942 angesagte Judentransport von Wien nach Minsk in Weissrußland, bestehend aus 1000 Personen (Männer, Frauen u. Kinder), wurde am gleichen Tag in Zeit von 12,00 bis 16,00 in Wien-Aspangbahnhof verladen. Die listenmäßige Übergabe erfolgte um 18,30 an das Transportkommando […] .“122
Um 19 Uhr verließ der Zug schließlich den Bahnhof.
„Ankunft in Wolkowitz am 8. 5. 1942 um 23,00 Uhr. Hier wurde der Zug von Personenwagen in Viehwagen umgeladen. […] Am 9. 5. 1942 um 02,45 Uhr wurde die Fahrt über Baranowitza nach Minsk fortgesetzt. In Kojdanow, wo der Transport am 9. 5. 1942 um 14,30 Uhr einlangte, blieb der Zug über Weisung des SD von Minsk bis 11. 5. 1942 stehen. Beim Eintreffen in Kojdanow wurden 8 verstorbene Juden (3 Männer und 5 Frauen) festgestellt und am dortigen Bahnhof beerdigt. Abfahrt des Transportzuges am 11. 5. 1942 um 09,00 Uhr von Kojdanow nach Minsk. Ankunft in Minsk am 11. 5. 1942 um 10,30 Uhr.“123
Der Verlauf des Transports vom 6. Mai wurde seitens der SS als ‚musterhaft‘ erachtet, in den folgenden Monaten fuhren weitere 16 Deportationszüge nach Maly Trostinec, die meisten aus Wien und Theresienstadt.124
Ob Erna Kremers Mutter in ihrem schlechten Gesundheitszustand die Fahrt überlebte, ist ungewiss. Abgesehen von jenen, die während der Zugfahrt bereits gestorben waren, und einigen kräftigen Männern, die für die Zwangsarbeit am Kommandogut von Maly Trostinec vorgesehen waren, wurden die übrigen Menschen auf Lastwägen in den Wald Blagowschtschina gebracht, wo sie am Rand der wenige Tage zuvor ausgehobenen Grube Aufstellung nehmen mussten und durch Genickschuss getötet wurden.125
Unklar ist, ob zu diesem Zeitpunkt bereits Gaswägen zur Tötung eingesetzt wurden, spätestens ab Juni 1942 sind sie in Maly Trostinec bei den Exekutionen belegt, sie galten als effizienter und sollten die Nerven der Exekutionskommandos ‚schonen‘. In den Wägen konnten 25 bis zu 100 Menschen durch Auspuffgase erstickt werden, die Leichen wurden in der Folge an den ausgehobenen Gruben abgeladen.126 Von der örtlichen Bevölkerung ‚dušegubki‘ (Seelenersticker) genannt, waren Berichten zufolge bei der Ankunft von Zugtransporten bis zu zehn Gaswägen gleichzeitig im Einsatz.127
Maly Trostinec war ein Schauplatz des Völkermordes, an dem über 9700128 österreichische Jüdinnen und Juden getötet wurden. Von nur 22 Menschen ist bekannt, dass sie die Vernichtungsstätte überlebten.129 Über die Gesamtzahl der in Maly Trostinec Ermordeten liegen nur Schätzungen vor, diese reichen von 60.000 bis 200.000.130
Der Umgang mit dem Verlust der Familienmitglieder wurde durch die Unkenntnis um deren Schicksal erschwert. Noch jahrelang hofften die Hinterbliebenen, dass Erna, Felix und Gisela Kremer überlebt hätten und doch noch zurückkehren würden.131
Für Berta und Ilse Aichinger, die die NS-Zeit in Wien überlebten, und die nach England emigrierten Helga Aichinger und Klara Kremer hieß es zudem – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – wieder zusammenzukommen:
„Wir müssen wieder eine Familie werden, wenn auch eine aus Schmerzen wiedergeborene und wir müssen uns gegenseitig aufrichten und trösten und wir müssen uns gegenseitig Halt und Heimat sein, weil wir sonst zu Grunde gehen! Ich will und ich glaube daran, daß wir alle noch einmal lächeln können, wenn es auch ein Lächeln ist, das um vieles weiß. […] Wien ist traurig voll furchtbarer Erinnerungen, für Euch kaum vorstellbar, so arg.“132
Erst 1947, nach acht Jahren der Trennung, war es Berta und Ilse Aichinger nach langen Bemühungen um Einreisegenehmigungen möglich, Klara Kremer und Helga Aichinger (mittlerweile verheiratete Singer) wiederzusehen.
Die erlittenen Traumata belasteten die Familie ihr Leben lang. „Man überlebt nicht alles, was man überlebt“133 schrieb Ilse Aichinger rückblickend. Für sie war das der „Anblick meiner Großmutter im Viehwagen auf der Schwedenbrücke in Wien. Und die Leute um mich herum, die mit einem gewissen Vergnügen zugesehen haben.“134 Dieser Moment war in ihrer Erinnerung festgebrannt und stellt gleichsam den Gipfel des Unerträglichen dar. Die Erinnerung daran repräsentiert zugleich den Verlust ihrer Angehörigen und einen Augenblick völliger Machtlosigkeit – eine Machtlosigkeit, die sie als Verfolgte während der gesamten NS-Zeit erleben musste.
Überlebt zu haben bedeutete auch, mit dem eigenen Überleben umgehen zu müssen, es schützte nicht vor Zweifeln und Selbstvorwürfen. Welche Gedanken Klara Kremer quälten, die im Exil versucht hatte, die Emigration ihrer Familie zu ermöglichen, geht aus einem Brief Ilse Aichingers an sie hervor:
„Das Letzte – mein Liebes – hast gerade Du immer gegeben! Darum darfst Du nicht sagen – ‚ ich wollte immer helfen – und dann sind sie doch elend zu Grunde gegangen‘ – denn gerade, daß Du helfen wolltest – ist ja das Entscheidende und Maßgebliche […].“135
In der Hoffnung, dass es Erna und Gisela Kremer noch gelingen würde, nach England ausreisen zu können, hatte Klara Kremer bereits kurz nach ihrer Ankunft Kleider für die beiden gekauft. „Bis zu ihrem Tod bewahrte sie diese Kleider auf. Seit dem 6.5.1942, als der Deportationszug nach Minsk abfuhr, hätte niemand sie mehr tragen können.“136
Briefe, Dokumente und Fotografien, die sich in Familienbesitz und im Deutschen Literaturarchiv Marbach befinden, tragen ebenso wie die Schriften Ilse Aichingers dazu bei, die Erinnerung an Erna, Felix und Gisela Kremer am Leben zu erhalten. Es sind Zeugnisse des Lebens einer Familie, Zeugnisse ihrer Verfolgung ebenso wie Zeugnisse der lebenslangen Traumatisierung durch die Verfolgung.
Auf dem Grabstein der Familie Kremer am Wiener Zentralfriedhof wurden nach der Bestattung von Klara Kremers Asche die Namen der ermordeten Familienmitglieder eingraviert.137
2013 wurde auf Initiative der Nachfahren der Familie Kremer vom Verein Steine des Gedenkens für die Opfer der Shoa vor dem Haus in der Hohlweggasse 1 ein Gedenkstein für Erna, Felix und Gisela Kremer in den Boden eingelassen.
2009 rief Waltraud Barton eine private Initiative zum Gedenken der österreichischen Opfer der Shoa in Weißrussland ins Leben. Der von ihr gegründete Verein IM-MER organisiert Reisen nach Maly Trostinec, auf denen die Teilnehmer_innen Schilder mit Namen und Fotos der Opfer an Bäumen in Blagowschtschina befestigen.
2019 wurde ein vom Verein initiiertes und von der Österreichischen Bundesregierung finanziertes Mahnmal, das ‚Massiv der Namen‘, feierlich in Maly Trostinec eröffnet. Zum Gedenken sind die Vornamen aller österreichischen Opfer in zehn Betonsäulen gegossen.
Im Gegensatz zu anderen Stätten der Vernichtung war Maly Trostinec einer breiten Öffentlichkeit lange Zeit kaum bekannt. Dies obwohl die Zahl der dort ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden die zweithöchste nach Auschwitz-Birkenau ist.138
Neben jenen, die sich an der Verfolgung beteiligten und sich bereicherten, gab es auch Menschen, die sich über die bestehenden Verbote hinwegsetzten und ihren Mitmenschen Hilfestellung leisteten. Dies waren bemerkenswerte Akte der Zivilcourage, zumal den Helfenden schwerwiegende Sanktionen bis hin zur Todesstrafe drohten. Anna Peinigg139 lebte als Nachbarin der Familie Kremer am General-Krauß-Platz. Als Erna, Gisela und Felix Kremer zur Deportation abgeholt wurden, war auch Berta Aichinger in der Wohnung, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Anna Peinigg versteckte sie in ihrer eigenen Wohnung und rettete ihr damit vermutlich das Leben. An dieser Stelle sei besonders Anna Peinigg und all jener Menschen gedacht, die in Zeiten größten Unrechts Menschlichkeit bewiesen haben.
Unser Dank gilt allen, die uns bei der Erarbeitung dieser Publikation unterstützt haben. In besonderer Weise möchten wir den Nachfahren der Familie Kremer herzlich danken: Ruth und Hugh Rix sowie Mirjam Eich haben dem mdw-Archiv in großzügiger Weise unzählige Briefe, Fotos und Unterlagen zur Verfügung gestellt, standen für ausgedehnte Interviews zur Verfügung und beantworteten geduldig alle unsere Fragen und Anliegen.
Des Weiteren sei an dieser Stelle Waltraud Barton (Verein IM-MER), René Bienert (VWI), Paulus Ebner (TU-Archiv), Karoline Gattringer (WStLA), Primavera Driessen Gruber (orpheus.news), Gerald Kolbe (ORF), Michael Liensberger (ORF), Gottfried Peinigg, Hubert Steiner (OeStA), Hannes Tauber (WStLA) sowie den Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Literaturarchivs Marbach herzlich gedankt.
Abb. 1: Erika Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 2: Erna Kremer, Quelle: mdw-Archiv (Dauerleihgabe Mirjam Eich)
Abb. 3: Hochzeitsbild, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 4: Lemberg, Rynek um 1900, Vintage postcards private collection [Public domain] via Wikimedia Commons Quelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:19090123_lwow_rynek.jpg
Abb. 5: Sarajevo, Verlag Simon Kattan, Sarajevo. 1909. No. 113.3844 [Public domain] via Wikimedia Commons Quelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Narrow-Gauge-Railway_Ostbahn_Station-Bistrik_(11).jpg
Abb. 6: Klara Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 7: Berta Aichinger, geb. Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 8: Felix Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 9: Erna Kremers Schulklasse in Sarajevo, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 10: Meldungsbuch von Berta Kremer, verh. Aichinger, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 11: Matrikelblatt von Felix Kremer, Quelle: Archiv der Technischen Universität Wien
Abb. 12: Ilse und Helga Aichinger, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 13: Felix Wolfgang Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 14: Erna Kremers Diplom der k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, Quelle: mdw-Archiv (Dauerleihgabe Mirjam Eich)
Abb. 15: Emil Sauer, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 16: Neuigkeits-Welt-Blatt (21.03.1880) 7; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek
Abb. 17: Tages-Post (14.03.1931) 31; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
Abb. 18: Erna Kremer Portrait; Quelle: mdw-Archiv (Dauerleihgabe Mirjam Eich)
Abb. 19: Stundenplan des Neuen Wiener Konservatoriums, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 20: Die Bühne (1927, Heft 119) 52; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek
Abb. 21: Standesausweis von Erna Kremer, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 22: Klassenkatalog aus dem Schuljahr 1933–1934, S.1, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 23: Klassenkatalog aus dem Schuljahr 1934–1935, S.1, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 24: Klassenkatalog aus dem Schuljahr 1935–1936, S.1, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 25: Klassenkatalog aus dem Schuljahr 1937–1938, S.1, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 26: 1. Umorganisationsbericht 1938, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 27: Erna Kremer am Klavier in der Hohlweggasse, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 28: Erna Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 29: Erna Kremer verkleidet als Maharadscha, Bildcredit: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 30: Erna Kremer, Quelle: Privatbesitz Rutz Rix
Abb. 31: Aus der ‚Vermögensanmeldung‘ Erna Kremers, 1938, Quelle: OeStA / Archiv der Republik / Entschädigungs- und Restitutionsangelegenheiten / Vermögensverkehrsstelle
Abb. 32: Erna Kremer versuchte unter anderem in die USA auszuwandern, Quelle: DLA, Aichinger: Bestätigung des amerikanischen Generalkonsulats vom 09.01.1939
Abb. 33: Meldezetteln Erna Kremers für die Adressen: Hohlweggasse 1 und
General-Krauß-Platz 3, Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Meldezettel
Erna Kremers
Abb. 34: Hausliste der Sammelwohnung am General-Krauß-Platz 3, Quelle: Archiv der IKG (Leihgabe VWI), A_VIE_OKG_II_BEV_WOHN_4_1_Hauslisten III.-VI. Bezirk_1942_General Krauss Platz 3
Abb. 35: Der einzige von Erna Kremer erhaltene Brief gibt Einblick in ihre verzweifelte Lage, Quelle: DLA, Aichinger, Brief von Erna und Gisela Kremer an Martha vom 30.11.1940
Abb. 36: Rotkreuznachricht Erna Kremers vom 10.11.1941, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 37: Rotkreuznachricht Berta Aichingers vom 18.07.1941, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 38: Vorbereitung einer Deportation im Sammellager Kleine Sperlgasse, Quelle: WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8e Vr Strafakten 871/1955.
Abb. 39: Vorbereitung einer Deportation im Sammellager Kleine Sperlgasse, Quelle: WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8e Vr Strafakten 871/1955.
Abb. 40: Helga Aichinger (verh. Singer), Berta Aichinger, Ilse Aichinger und Klara Kremer bei ihrem ersten Wiedersehen nach dem Krieg 1947, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
Abb. 41: 10_2 Stolperstein Hohlweggasse, Foto: Lynne Heller
Abb. 42: Gedenktafeln im Wald von Blagowschtschina, Foto: Ben Bonouvrier
Abb. 43: ‚Massiv der Namen‘, gestaltet von Daniel Sanwald, Foto: Ben Bonouvrier
Abb. 44: Anna Peinigg und Erna Kremer, Quelle: Privatbesitz Ruth Rix
1
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-) Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien) erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
2
Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, (= AT-OeStA/KA) Qualifikationsliste für Offiziere (Karton Nr. 1556).
3
Deutsches Literaturarchiv Marbach, Nachlass Ilse Aichinger, (= DLA, NL Aichinger) Haupt-Grundbuchblatt [Abschrift] Jakob Krämer [sic]. Seine Karriere lässt sich auch anhand entsprechender Zeitungsmeldungen (v.a. in der Neuen Freien Presse) nachverfolgen.
4
Trauungs-Buch für die Israelitische Cultusgemeinde in Wien, Band D 1888, Nr. 417 (abgerufen über www.familysearch.org).
5
Ebenda.
6
Deutsches Literaturarchiv Marbach, Bestand A:Aichinger, llse (= DLA, Aichinger), Biografische Aufzeichnungen Klara Kremers.
7
Die erste bekannte Adresse ist die Nordwestbahnstraße 30 (siehe Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1907, Band 2, 570, online unter
<https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/118119> (03.07.2019).
8
DLA, Aichinger, Brief Gisela Kremers an das Wohnungsamt vom 10.10.1939.
9
AT-OeStA/KA, Kriegsministerium, Hauptreihe, 1914, Abteilung 15, Zl. 1-6/2.
10
Ilse Aichinger, Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben (Frankfurt am Main 2001) 18.
11
Privatbesitz Ruth Rix, Lyzeums-Reifezeugnis vom 12.07.1907.
12
Privatbesitz Ruth Rix, Reifezeugnis vom 14.07.1909.
13
Schulform und Abschlussdatum ergeben sich aus mehreren Briefpassagen sowie dem Zeitpunkt der Ableistung des Wehrdiensts und des Studienbeginns.
14
Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) (Leihgabe Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI)), Auswanderungsfragebogen Nummer 52294.
15
Privatbesitz Ruth Rix, Promotionsurkunde vom 13.02.1915.
16
Archiv der Technischen Universität Wien, Matrikelblatt Felix Kremer.
17
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Klara Kremers an John le Boutillier vom 31.03.1938.
18
Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Unterrichtsministerium (1848–1940),
Allgemeine Akten (= AT-OeStA/AVA Unterricht UM allg. Akten), 3255, Musikakademie 15 C1, 36.602/1933. Lebenslauf Erna Kremers.
19
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-)
Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien)
erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische
Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
20
Richard Reichensperger, Orte. Zur Biographie einer Familie. In: Kurt Bartsch, Gerhard Melzer (Hg.), Ilse Aichinger (Dossier. Die Buchreihe über österreichische Autoren 5, Graz/Wien 1993) 231–247, hier 232.
21
In Erinnerungen an ihre Kindheit notierte Klara Kremer 1941: „He wanted his son to be baptized so as to spare him the miserable feeling of being called a Jew especially as he wanted him to become a soldier some day. Felix was baptized in our Convent.“ (DLA, Aichinger, Erinnerungen Klara Kremers vom 22.02.1941).
22
Erna Kremer trat 1919, Berta Kremer (später: Aichinger) 1920 aus dem Judentum aus und in die katholische Kirche ein (Ergebnis Abfrage
www.genteam.at, abgerufen am 02.05.2019).
23
Es existiert eine Sammlung von Tagebuchaufzeichnungen und Gebeten, in die Berta Aichinger am 6. Mai 1942, dem Tag der Deportierung ihrer Angehörigen, flehentliche Bitten an Gott niederschrieb. (DLA, Aichinger, Tagebuchaufzeichnungen und Gebete, Eintragung vom 06.05.1942).
24
Aichinger, Film und Verhängnis, 28f.
25
Ergebnis Abfrage www.genteam.at.
26
Wiener Stadt- und Landesarchiv (= WStLA), Meldezettel Ilse Aichinger, online unter
<
https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++a70388ea-75ce-4807-9a66-b291c381a8c5VERA#Akt_____a70388ea-75ce-4807-9a66-b291c381a8c5VERA> (05.07.2019).
27
Interview mit Ruth und Hugh Rix, geführt von Gail Wiltshire. In: Gail Wiltshire, A Spatial Reading of Ilse Aichinger’s Novel Die größere Hoffnung (Würzburg 2015) 125.
28
Hans Hofmann (1874–1944) unterrichtete von 1900 bis 1934 an der mdw.
29
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-)
Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien)
erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische
Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
30
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Hg.), Schul-Statut und Unterrichts-Ordnung des Konservatoriums für Musik und darstellende Kunst (Wien 1906) 10.
31
Josef Saphier (1859–1940) unterrichtete von 1901 bis 1929 an der mdw.
32
Louis Thern (1848–1920) unterrichtete von 1900 bis 1920 an der mdw.
33
Hermann Grädener (1844–1929) unterrichtete von 1875 bis 1912 an der mdw.
34
Richard Stöhr (1874–1967) unterrichtete von 1904 bis 1938 an der mdw.
35
Eusebius Mandyczewski (1857–1929) unterrichtete von 1894 bis 1924 an der mdw.
36
C[arl] F[erdinand] Pohl, Die Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates und ihr Conservatorium (Wien 1871) 38.
37
1819 Violine, 1820 Violoncello, 1821 Oboe, Flöte, Klarinette und Horn, 1827 Trompete, 1831 Kontrabass und Posaune.
38
Lynne Heller, Vom Nebenfach zur Meisterschule: Klavierunterricht am Konservatorium für Musik in Wien. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 42/1–2 (2001) 47–64, hier 54.
39
Eduard Hanslick, Ein Brief über die ‚Clavierseuche‘. In: Die Gartenlaube 35 (1884) 572–575, hier 572, online unter
<https://de.wikisource.org/wiki/Ein_Brief_%C3%BCber_die_%E2%80%9EClavierseuche%E2%80%9C> (11.03.2019).
40
Guido Adler, Wollen und Wirken. Aus dem Leben eines Musikhistorikers (Wien 1935) 96.
41
Eduard Hanslick spricht in diesem Zusammenhang von der Gefahr der Heranbildung eines „musikalischen Proletariats“ bzw. von einem „Schwarm junger Pianisten und Pianistinnen mit guten Zeugnissen“, der „zuerst erfolglos concertierend die kleinen Städte und Bade-Orte [überschwemmt], um sich dann kümmerlich mit Lectionen fortzufristen“. (Hanslick, Clavierseuche, 574 bzw. 574–575).
42
Da Erna Kremers Schwester Berta Aichinger zum damaligen Zeitpunkt in Linz lebte und dort über zahlreiche Kontakte verfügte, könnte sie bei der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten unterstützend gewirkt haben.
43
Tages-Post (18.05.1922) 6; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
44
Linzer Volksblatt (25.05.1922) 4; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
45
Tagblatt (31.05.1922) 7; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
46
Tages-Post (22.01.1931) 3; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
47
Tagblatt (24.01.1931) 8; Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek.
48
In Radioprogrammen (Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek) konnten die folgenden Übertragungen gefunden werden: 10.08.1932: Felix Mendelssohn-Bartholdy: Konzertetüde d-moll, op. 114 Nr. 2 gemeinsam mit Gottlieb Ortlieb (Klarinette) und Franz Hunger (Bassetthorn), 23.12.1932: Felix Mendelssohn-Bartholdy: Konzertstück f-moll für Klarinette, Bassetthorn und Klavier (ebenfalls mit Ortlieb und Hunger), 13.07.1933: Johann Sebastian Bach, Präludium und Fuge d-moll, Franz Schubert, Impromptu c-moll op. 90 Nr. 1 und die Tarantella von Franz Liszt, Venezia e Napoli, 06.10.1933: Ludwig van Beethoven, Quintett Es-Dur op. 16.
49
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-)
Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien)
erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische
Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
50
DLA, Aichinger, Brief Jakob Kremers an Berta Aichinger vom 28.09.1926.
51
Aichinger, Film und Verhängnis, 90.
52
Carl Lafite (1872–1944), Komponist, Pianist, Musikpädagoge, Chorleiter und Mitbegründer des NWK, unterrichtete von 1928 bis 1938 an der mdw.
53
DLA, Aichinger, Abschrift bzw. englische Übersetzung eines Briefs von Carl Lafite an Josef Reitler, datiert mit 29.11.1932. [Es dürfte ein Schreibfehler vorliegen: das Jahr sollte vermutlich 1922 oder 1923 sein, Anm.].
54
AT-OeStA/AVA Unterricht UM allg. Akten, 3255, Musikakademie 15 C1, 36.602/1933, Lebenslauf Erna Kremers.
55
[Josef Reitler (Hg.)], Festschrift 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium (Wien 1934) 27.
56
Archiv der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (= mdw-Archiv), 431/D/1923.
57
Hilde Keller, verh. Stadler (1914–1987), die im Jahr 1934 angab „5 Jahre bei Frau Prof. Erna Kremer am Neuen Wiener Konservatorium studiert“ zu haben (mdw-Archiv, 2.190/1934 MPSt).
58
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-)
Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien)
erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische
Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
59
Erwin Strouhal, Lynne Heller, „dass auch unsere Leute […] in Position gebracht werden“. Personalpolitik an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 1918-1945. In: Johannes Koll (Hg.), „Säuberungen“ an österreichischen Hochschulen 1934-1945. Voraussetzungen, Prozesse, Folgen (Wien/Köln/Weimar 2017) 283–307, hier 296–297.
60
mdw-Archiv, 7/Res/1933.
61
Siehe die Visitenkarte Friedrich Funders. In: AT-OeStA/AVA Unterricht UM allg. Akten, 3255, Musikakademie 15 C1, Zl. 27.349-I-6b/1933.
62
Ebenda.
63
AT-OeStA/AVA Unterricht, UM allg. Akten, 3255, Musikakademie 15 C1, Zl. 36.602-I-6b/1933.
64
Ebenda.
65
mdw-Archiv, Personalakt Erna Kremer, Arbeitsvertrag.
66
Josef Dichler (1912–1993) unterrichtete von 1938 bis 1975 an der mdw.
67
Trauungs-Buch für die Israelitische Cultusgemeinde in Wien, Band D 1888, Nr. 417 (abgerufen über
www.familysearch.org).
68
Wiltshire, A Spatial Reading, 119.
69
Aichinger, Film und Verhängnis, 18.
70
WStLA, MBA 3, A9 – K – Kirchensachen und Matrikenwesen: Erna Kremer, geb. 1896, Religionsaustritt am 18.02.1919.
71
Dazwischen sehr viel Schweigen. Interview mit Cornelius Hell, 1997. In: Simone Fässler (Hg.), Ilse Aichinger. Es muss gar nichts bleiben. Interviews 1952-2005 (Wien 2011) 122–144, hier 122.
72
Die zahlreichen Namens- und Organisationsformen der heutigen mdw – Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bzw. (k.k.) (Staats-)
Akademie, (Fach-, Reichs-)Hochschule und Universität für Musik (und darstellende Kunst) (in) Wien)
erschweren mitunter den Lesefluss. Soweit die zeitgenössische Benennung bzw. organisatorische
Unterscheidung nicht notwendig ist, wird das heute gebräuchliche Kürzel ‚mdw‘ verwendet.
73
Bereits 1927 erwähnt im Tagebuch Richard Stöhrs, siehe Richard Stöhr‘s Annual Diary Summaries (English Translation) 51, online unter
<http://www.richardstoehr.com/wp-content/uploads/2014/11/Stohr-Diary-Summaries.pdf> (08.08.2019).
74
mdw-Archiv, 74/Res/1934, Hans Weber (1905–1990) unterrichtete von 1935 bis 1945 an der mdw.
75
DLA, Aichinger, Tagebuch Ilse Aichingers, Eintragung vom 14.04.1941.
76
Ebenda.
77
Ilse Aichinger, Kleist, Moos, Fasane (Frankfurt am Main 32004) 11.
78
Interview mit Ruth und Hugh Rix, geführt von Gail Wiltshire, 03.02.2014. In: Wiltshire, Spatial Reading, 125.
79
Aichinger, Kleist, Moos, Fasane, 11.
80
Ebenda.
81
Privatbesitz Ruth Rix, Kommentar Erna Kremers im Brief Gisela Kremers an Klara Kremer vom 28.05.1939.
82
Lya de Putti in der Hohlweggasse. In: Aichinger, Film und Verhängnis, 89.
83
DLA, Aichinger, Brief Erna Kremers an Martha [Nachname unbekannt] vom 30.11.1940.
84
Verschwinden, ein Leben lang. Interview mit Guido Graf, 2001, In: Fässler, Aichinger, 186–194, hier 188.
85
Ilse Aichinger sprach darüber, die Leidenschaft für das Kino ebenso wie das Schwärmen für die Filmstars von ihrer Tante übernommen zu haben. (Ich habe immer wenig ans Überleben gedacht. Interview mit Ernst Grabovszi, 2001. In: Fässler, Aichinger, 195–201, hier 196.)
86
DLA, Aichinger, Tagebuch Ilse Aichinger, Eintragung vom 14.12.1938.
87
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Klara Kremers an Berta Aichinger vom 20.08.1937.
88
Interview mit Ruth Rix, geführt von Lynne Heller am 16.01.2019.
89
Ich bin im Film. Interview mit Richard Reichensperger und Uwe Wittstock, 2001. In: Fässler, Aichinger, 154–158, hier 156.
90
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Gisela Kremers an Anny [Nachname unbekannt] vom 09.01.1940.
91
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Klara Kremers an Hella [Nachname unbekannt] vom 23.12.1937.
92
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Klara Kremers an Werner [Nachname unbekannt] vom 27.07.1937.
93
Siehe dazu die entsprechenden Vermögensanmeldungen im AT-OeStA/Archiv der Republik/Entschädigungs- und Restitutionsangelegenheiten/Vermögensverkehrsstelle betreffend Berta Aichinger (Zl. 10.868), Erna Kremer (Zl. 6.959), Felix Kremer (Zl. 32.977), Gisela Kremer (Zl. 19.825) und Klara Kremer (Zl. 32.976).
94
Schreiben der Magistratsdirektion – Personalgruppe vom 06.04.1938 (Abschrift). WStLA, M.Abt. 208, A36 – Opferfürsorgeakten – Entschädigungen (E): Berta Aichinger, geb. Kremer, geb. 29. September 1891 in Lemberg.
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Privatbesitz Ruth Rix, Brief Klara Kremers an Hella [Nachname unbekannt] vom 07.07.1938.
96
WStLA, M.Abt. 208, A36 – Opferfürsorgeakten – Entschädigungen (E): Klara Kremer, geb. 20. April 1889 in Lemberg.
97
Ebenda.
98
WStLA, Meldezettel Berta Aichinger, online unter
<https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/image.xhtml?id=4C+li63G+pzUvmiJwwALoeM0+8OkdD4Jp25sfgC2ACs1> (13.10.2019).
99
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Gisela Kremers an Klara Kremer vom 10.05.1939.
100
Privatbesitz Ruth Rix, Brief Gisela Kremers an Klara Kremer vom 25.08.1939.
101
DLA, Aichinger, Brief Gisela Kremers an das Wohnungsamt vom 10.10.1939.
102
WStLA, Meldezettel Erna Kremer. Berta Aichinger, die als Mutter einer minderjährigen ‚halbjüdischen‘ Tochter unter prekärem Schutz stand, war bereits im November 1939 mit Ilse Aichinger in ein Zimmer in der Singerstraße gezogen (WStLA, Meldezettel Berta Aichinger, online unter
<https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/image.xhtml?id=+LMSDmRDbLVTd7OD51kPmuM0+8OkdD4Jp25sfgC2ACs1> (13.10.2019).
103
WStLA, Meldezettel Felix Kremer.
104
Archiv IKG (Leihgabe VWI), A_VIE_OKG_II_BEV_WOHN_4_1_Hauslisten III.-VI. Bezirk_1942_General Krauss Platz 3.
105
Ebenda.
106
Literaturarchiv Marbach, Nachlass Ilse Aichinger, Brief von Erna und Gisela Kremer an Martha vom 30.11.1940.
107
Ebenda.
108
Die Society of Friends, eine Hilfsorganisation der Quäker, half bei der Emigration und organisierte auch Kindertransporte.
109
Die Aktion Gildemeester unterstützte sogenannte nichtmosaische Jüdinnen und Juden bei der Auswanderung.
110
DLA, Aichinger, Bestätigung des amerikanischen Generalkonsulats Wien vom 09.01.1939.
111
ch bin im Film. In: Fässler, Aichinger, 154–158, hier 156.
112
Aichinger, Film und Verhängnis, 12f.
113
Privatbesitz Ruth Rix, Brief von Klara Kremer an Hella [Nachname unbekannt] vom 07.07.1938.
114
Erschließt sich aus zahlreichen Korrespondenzen bzw. Ausreisefragebögen im VWI. Archiv IKG (Leihgabe VWI), A_W 2720, 1 Auswanderung - Gildemeester_1938-1941_Aichinger Berta sowie Aichinger Ilse.
115
Ilse Aichinger, Leben und Werk, hrsg. v. Samuel Moser, akt. u. erw. Neuausgabe (Frankfurt am Main 1995) 49.
116
Bericht eines Wiener Überlebenden (Wolf Seiler), o.D. (DÖW 854), online unter
<http://www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/vernichtung-deportationen-nach-maly-trostinec-1942/vernichtungsort-maly-trostinec> (28.06.2019).
117
Rabinovici, Instanzen der Ohnmacht, 295.
118
Sybille Steinbacher, Deportiert von Wien nach Minsk. In: Waltraud Barton, IM-MER (Hg.), Ermordet in Maly Trostinec. Die österreichischen Opfer der Shoa in Weißrussland (Wien 2012) 19–38, hier 30.
119
Interview mit Ruth und Hugh Rix, geführt von Gail Wiltshire, Brighton, 03.02.2014. In: Wiltshire, Spatial Reading, 128f.
120
Bericht eines Wiener Überlebenden (Wolf Seiler).
121
Petra Rentrop, Tatorte der „Endlösung“. Das Ghetto Minsk und die Vernichtungsstätte von Maly Trostinez, (Berlin 2011) 199.
122
Erfahrungsbericht über durchgeführten Evakuierungstransport (Juden), 16.05.1942, online unter
<http://www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/vernichtung-deportationen-nach-maly-trostinec-1942> (28.06.2019).
123
Ebenda.
124
Rentrop, Tatorte, 201 bzw. Alfred Gottwaldt, Logik und Logistik von 1300 Eisenbahnkilometern. In: Barton, Ermordet in Maly Trostinec, 39–56, hier 54.
125
Rentrop, Tatorte, 200f.
126
Petra Rentrop, Maly Trostinez als Tatort der „Endlösung”. In: Barton, Ermordet in Maly Trostinec, 57–71, hier 65.
127
Ebenda, 66.
128
Winfried R. Garscha, Die Erforschung der Vernichtungsstätte Maly Trostinec. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Deportation und Vernichtung – Maly Trostinec (Jahrbuch 2019, Wien 2019) 65–151, hier 130.
129
Ebenda, 148–151.
130
Ebenda, 141. Die Sowjetunion schätzte nach der Befreiung des Ortes 1944 die Anzahl der Opfer auf über 200.000; dazu: Amelie zu Eulenburg, Adam Kerpel-Fronius, Uwe Neumärker, Vernichtungsort Maly Trostinez. Geschichte und Erinnerung (Dortmund/Berlin 2016) 31.
131
Flucht ins „Herz der Finsternis“. In: Fässler, Aichinger, 179 –185, hier 184.
132
DLA, Aichinger, Brief Ilse Aichingers an Klara Kremer vom 20.10.1945.
133
Ich will verschwinden. Interview mit Iris Radisch, 1996. In: Fässler, Aichinger, 110–121, hier 112f.
134
Ebenda, 113.
135
DLA, Aichinger, Undatierter Brief Ilse Aichingers an Klara Kremer, vmtl. zwischen 1945 und 1948.
136
Ilse Aichinger, Unglaubwürdige Reisen (Frankfurt am Main 2005) 69.
137
Mitteilung Mirjam Eich. Eine Fotografie des Grabsteins ist im Internet abrufbar, online unter
<https://de.billiongraves.com/grave/erna-kremer/29437620> (30.07.2019).
138
Garscha, Vernichtungsstätte, 65.
139
Anna Peinigg, geb. Aranka Stilling (1887–1964).
Lynne Heller, Severin Matiasovits und Erwin Strouhal, Artikel „erna kremer (lemberg 1896 – maly trostinec 1942). pianistin, lehrende an der mdw 1934–1938 “ in: spiel|mach|t|raum. frauen* an der mdw 1817-2017plus, hg. von Andrea Ellmeier, Birgit Huebener und Doris Ingrisch, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 2017ff.
URL: https://www.mdw.ac.at/spielmachtraum/artikel/erna-kremer
| zuletzt bearbeitet: 16.10.19