Musik- und Bewegungspädagogik|Rhythmik ist eine künstlerisch-pädagogische Arbeitsweise. Sie unterstützt die Entwicklung der Persönlichkeit, fördert Kreativität, differenziert Sinnesempfindungen, vertieft Körpererfahrungen und erweitert kommunikative Fähigkeiten. Rhythmiker_in ist bereits seit Beginn der Ausbildung ein eigenständiger pädagogische-künstlerischer Beruf. Der Abschluss befähigt die Absolvent_innen, mit unterschiedlichen Zielgruppen zu arbeiten. Rhythmiklehrerinnen und -lehrer arbeiten in Ausbildungen von Pädagog_innen, in Kindergärten und Schulen, in der Inklusions- und Heilpädagogik, in therapeutischen Arbeitsfeldern, in der Freizeitpädagogik, der Erwachsenenbildung, im Seniorenbereich, in Musik-, Schauspiel- und Tanzausbildungen sowie im künstlerischen Bereich. Die Entwicklung der Rhythmikausbildung in Österreich weist schon seit 1925 einen großen Anteil von Schülerinnen/Studentinnen auf. Bemerkenswert sind aber, im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen, die zahlreichen Lehrerinnen und Leiterinnen, die fast von Beginn an diese Ausbildung (mit)gestaltet, weiterentwickelt und erfolgreich geprägt haben.
Der in Wien geborene Emile Jaques-Dalcroze war u.a. Schüler von Anton Bruckner und Hermann Graedener (Komposition) sowie von Robert Fuchs (Harmonielehre) und Adolf Prosniz (Klavier) am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (1887-1889) und Professor am Konservatorium für Musik in Genf (1892-1910).
Er entwickelt Anfang des 20. Jahrhunderts ein in ganz Europa bahnbrechendes System, eine neue Methode der Musikerziehung für Kinder und Jugendliche durch Körper-Rhythmik Gestalt und Wesen der Musik zu erleben und dadurch gleichzeitig seelisch-schöpferische Kräfte hervor zu bringen. Während seiner Zeit in Genf erarbeitet er theoretisch wie praktisch seine Methode „La Rythmique“ (Rhythmische Gymnastik) zur Entfaltung möglichst restloser Kommunikation zwischen Geist und Körper weiter aus. Die Jaques-Dalcroze-Rhythmikbewegung steht im Zusammenhang mit den reformpädagogischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Strömungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Freiheit denkender und handelnder Menschen hängt für den Begründer der Rhythmischen Gymnastik, Emile Jaques-Dalcroze, von der Einheit der Rhythmen des Denkens und des Lebens ab. Die von ihm entwickelte Methode der Erziehung zur und durch Musik, die Rhythmische Gymnastik, findet Eingang in weitere Bereiche zwischen Kunst, Pädagogik und Heilpädagogik sowie in der therapeutischen Arbeit und erweitert sich zu einem allgemein gültigen künstlerisch-pädagogischen Arbeitsprinzip. Das ursprüngliche Konzept von Jaques-Dalcroze ist als Grundlage für die heutige Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zu sehen.
Bereits 1905 tritt Emile Jaques-Dalcroze mit einer Schüler_innengruppe auf dem Kongress „Schweizer Musiker“ in Solothurn auf. Zahlreiche Vorträge und Demonstrationen folgen, darunter eine Vorführung an der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien 1909, die weitreichende Folgen haben sollte.
1912/13 | Zweigstelle der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze in Wien |
1913 | Gründung eines Vereins zur Verbreitung der Methode Jaques-Dalcroze in Wien und Niederösterreich: Obmann ist Ferdinand Erbprinz von Lobkowitz |
ab 1914-1959 | Rhythmische Erziehung als Nebenfach an der k. k. Akademie und deren Folgeinstitutionen |
1925-1938/39 | Schule Hellerau – Laxenburg bei Wien |
1942-1945 | Einrichtung der Fachgruppe IV – Rhythmische Erziehung in der Abteilung für Musikerziehung an der Reichshochschule; Leitung: Brigitte Müller |
1959-1970 | Ausbildung für Rhythmisch-musikalische Erziehung an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien; Leitung: Brigitte Müller |
1970-1998 | Studienrichtung Musik- und Bewegungserziehung mit dem zentralen künstlerischen Fach Rhythmisch-musikalische Erziehung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien
Leitung: Ingrid Giel (1970-1982); Rudolf Konrad (1982-1983); Ralph Illini (1984-1988 und 1992-1998); Angelika Hauser (interimistisch 1988-1991); Maud Paulissen-Kaspar (interimistisch 1991-1992) |
seit 1998 | Studium der Musik- und Bewegungspädagogik Rhythmik/Rhythmisch-musikalische Erziehung mit dem zentralen künstlerischen
Fach Rhythmisch-musikalische Erziehung an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien. 2015 Umbenennung in Musik- und Bewegungspädagogik|Rhythmik
Leitung: Ralph Illini (1998-2002) Angelika Hauser-Dellefant (seit 2002) |
1909 reist Emile Jaques-Dalcroze zu einem Vortrag nach Wien an das soeben zur k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst umgewandelte und verstaatlichte Konservatorium. Das Kuratorium meint in einer späteren Sitzung, ein solcher Kurs wäre nicht nur geeignet,
„die rhythmisch-musikalischen Elemente bei den Schülern der untersten Stufe zu stärken, sondern auch für die Schulen für dramatische Kunst erspriesslich. Nicht zum mindesten aber wäre ein solcher Kurs eine wertvolle Ergänzung der an der k.k. Akademie bestehenden Lehrerbildungskurse, denn die aus diesen Kursen hervorgehenden Musikpädagogen wären befähigt, das aufgenommene zur Hebung der rhythmischen Erziehung der Jugend zu verwerten und so in absehbarer Zeit wertvolle Früchte zu zeitigen.“ (236/Pr/1913, Protokoll der 12. Sitzung des Kuratoriums am 24. Juni 1913, mdw-Archiv)
Man beschließt, eine Schülerin der Akademie an die soeben errichtete Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus in Dresden-Hellerau zu entsenden sowie die Kosten und ein Stipendium für die zweijährige Ausbildung zu übernehmen. Im November 1910 wird entschieden, Gertrude Wiesenthal nach Hellerau bei Dresden zu schicken, wo sie von Jänner 1911 bis Juli 1912 studiert. Am 27. November 1913 stimmt das Ministerium der für das Schuljahr 1913/14 geplanten Ausgestaltung des Lehrplanes der Akademie durch Aufnahme des Unterrichtes in rhythmischer Gymnastik nach der Methode Jaques-Dalcroze zu. 1914 beginnt Gertrude Wiesenthal an der k.k. Akademie in Wien Rhythmische Gymnastik, als Nebenfach zu unterrichten. Neben dem Unterricht für die Frequentanten der Vorbereitungskurse (30-40 Schüler_innen jährlich im Alter von ca. 10-12 Jahren) melden Vertreter der Schauspielausbildung, der sogenannten Lehrerbildungskurse, der Opernschule und der Kirchenmusik ihr Interesse an. Damit ist die Wiener Akademie eine der Vorreiterinnen von Institutionen, die die Unterrichtsmethode Jaques-Dalcroze einsetzten. (vgl. Lynne Heller, Geschichte der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Schlussbericht eines Forschungsprojekts des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Typoskript, Wien 1994)
Bis zu ihrer Entlassung mit 30.9.1952 „wegen Auflösung des Faches“ (Standesausweis im Personalakt Gertrude Wiesenthal, mdw-Archiv) werden Ihre Dienstverträge als Vertragslehrerin immer wieder verlängert und die Stunden von anfänglich 6 bis auf 24 Wochenstunden aufgestockt. Ab 1938 unterrichtet sie allerdings nur noch Klavier im Nebenfach.
Gertrude Wiesenthal, Quelle: Kunstnachrichten. Information des Arts. Organ für Musik, Theater, Literatur, Kunst und Wissen, Sondernummer: Festausgabe der Staatsakademie und darstellende Kunst zum Internationalen Musikwettbewerb 1937, redigiert von Ing. Karl Oeschler, Wien 1937, 34 (mdw_Archiv)
1910 wird die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze (Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus) in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden gegründet, am 22. April erfolgt die Grundsteinlegung der Bildungsanstalt. Bereits im Oktober 1911 beginnt der Unterricht.
1911-1914 besuchen 912 SchülerInnen aus 15 Nationen die
Bildungsanstalt, die laut Stundenplan auch teilweise getrennte
Unterrichtsveranstaltungen für Damen und Herren vorsieht. Schon
zu Beginn der Ausbildung unterrichten vorwiegend Lehrerinnen, der
Prüfungskommission gehören allerdings nur Männer an.
Die Unterzeichnung eines Protestes (sog. Genfer Protest) macht es Jaques-Dalcroze 1914 unmöglich nach Deutschland zurückzukehren. Jaques-Dalcroze kehrt aufgrund zahlreicher Anfeindungen nicht mehr nach Hellerau zurück und eröffnet in Genf das Institut Jaques Dalcroze.
1915 wird von in Hellerau verbliebenen Lehrenden und Schüler_innen der Bildungsanstalt der Verein für rhythmisch-musikalische Erziehung Hellerau gegründet. Der Leiter der daraus 1915 entstehenden Neue Schule für angewandten Rhythmus Hellerau ist bis zur Schließung während des 1. Weltkrieges 1917 Kurt von Böckmann. Die Schule wird nun allerdings kollegial geführt. Sieben Lehrerinnen und zwei Lehrer unterrichten in dieser Zeit, der ehrenamtlichen Prüfungskommission gehören weiterhin ausschließlich Männer an.
Nach
Ende des 1. Weltkrieges eröffnen Christine Baer-Frissell und Valeria
Kratina, Absolventinnen der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze, 1919
unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen die Schule Hellerau
für Rhythmus, Musik und Körperbildung. 1920 übernimmt,
auf Wunsch der Inhaberin Christine Baer-Frissell,
Ernst Ferand die Gesamtleitung.
1925 wird die Schule aus wirtschaftlichen bzw. politischen Gründen nach Laxenburg bei Wien verlegt.
v.l.n.r.: Christine Baer-Frissell, Valeria Kratina, „Der Nachmittag eines Fauns“ (Debussy), Festspiele der Schule Hellerau, 1922
Am 1. Juli 1925 übersiedelt die Schule nach Laxenburg bei Wien und bietet die ersten Sommerkurse an, die einen Überblick und eine Einführung in die Arbeitsweise der Schule Hellerau geben sollen.
„Leitung, Verwaltung und Hauptlehrkräfte sind die gleichen geblieben wie in Hellerau. Auf den bewährten Grundlagen der rhythmischen Erziehung von Jaques-Dalcroze wurde weiter gebaut und das Gewonnene durch neue Erkenntnisse aus dem Gebiete der Körperbildung, des Tanzes und der musikalischen Pädagogik, sowie der Psychologie ausgestaltet.“ (Schulprospekt 1927/28)
Die Gesamtleitung liegt weiterhin bei Ernst Ferand (1925-1938), die pädagogische Leitung bei Christine Baer-Frissell (1925-1932), die 1932 von Brigitte Müller übernommen wird. Die Leitung der Tanzgruppe liegt 1925-1930 bei Valeria Kratina, danach bei Rosalia Chladek (1930-1938). Insgesamt lehren neun Frauen und vier Männer im Schuljahr 1927/28.
1933 werden Berufsausbildungen mit Abschlussdiplom für Gymnastik, Rhythmische Erziehung (Lehrberuf) und Tanz (als künstlerische Ausbildung oder als Lehrberuf) sowie Ergänzungsausbildungen für Gymnastik und rhythmisch-musikalische Erziehung für soziale und pädagogische Berufe mit Abschlusszeugnis, angeboten. Zahlreiche künstlerische Auftritte der Tanzgruppe, aber auch die fortschrittliche pädagogische Arbeit zeichnen diese Schule aus.
Von 1925 bis 1936 besuchen über 3000 Teilnehmer_innen aus 35 Ländern die Berufs- und Sommerkurse, 1936 findet die 500. Aufführung der Tanzgruppe statt, 1938 der letzte Auftritt der Schule in Anwesenheit von Bundeskanzler Schuschnigg und anderen Mitgliedern der Regierung. Vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges verlassen zahlreiche Schüler_innen die Schule, die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich und die Schule Hellerau-Laxenburg wird 1938/39 geschlossen.
1938 wird die Abteilung für Musikerziehung an der Akademie für Musik und darstellende Kunst zunächst an die Musikschule der Stadt Wien ausgelagert und erst 1941 – im Zuge der Umstrukturierung zur Reichshochschule – wieder eingegliedert. In dieser Zeit wird das Fach Rhythmische Gymnastik weiterhin als Nebenfach für Sänger_innen (ab 1941 auch an der Tanzabteilung) angeboten. Es unterrichten Maria Rolanelli (1921/22-1931), Berta Komauer (1922-1926 und 1938-1947) sowie Anne-Renate Keppler-Zusanek. Ilse Nolte ist für die Zeiträume Februar bis April 1939 und November 1939 bis August 1940 als Lehrkraft für Kunsttanz und Rhythmus angestellt. (vgl. Barbara Preis 2009, 200)
1942, ein Jahr nach der Wiedereingliederung der Abteilung für Musikerziehung wird mit dem „wenn man so sagen darf, Unterrichtsfach“ (Große Volkszeitung vom 16.9.1942) Rhythmische Erziehung die vierte Fachgruppe der Abteilung für Musikerziehung, eröffnet. Das Lehrziel des Seminars
„ist die Ausbildung der Musikerzieher ausgehend vom Bewegungserlebnis in Beziehung zu Raum und Ton. Durch die Auflockerung und Ausbildung des Körpers und Entwicklung des Bewegungs- und Gehörsinnes wird eine erhöhte und intensivierte Erfassung der in der Musik wie - im übertragenen Sinne - in jeder Kunstform maßgebenden drei Elemente: Raum, Kraft, Zeit angestrebt. Die rhythmische Ausbildung ist, da sie durch Gemeinschaftsübungen, Sprechchöre in Verbindung mit Tanz (Eurhythmie) usw. auch der Entwicklung des Gemeinschaftssinnes einen breiten Raum gibt, eine geradezu unerlässliche Grundlage für die Ausbildung des Musikerziehers im nationalsozialistischen Sinne, dem durch die vorangeführten Lehrziele wichtige pädagogische Elemente für seinen künftigen Lehrberuf vermittelt werden.“ (Österreichisches Staatsarchiv / Archiv der Republik, Bundesministerium für Unterricht II, Karton 68, 2944/1942, zit. n. Lynne Heller, Die Reichshochschule für Musik in Wien 1938-1945, Diss. Univ. Wien 1992, 210)
Für
die fachliche Leitung des neu gegründeten Seminars für Rhythmische
Erziehung wird Brigitte Müller, ehemals pädagogische Leiterin der
Schule Hellerau Laxenburg (1932-1938/39) eingesetzt. Sie
unterrichtet von 1941-1969 an der Akademie für Musik und
darstellende Kunst Rhythmische Erziehung und Gehörbildung sowie von
1942-1952 am Konservatorium der Stadt Wien.
Der Unterricht wird erst im Sommersemester 1943 aufgenommen, bis Kriegsende gibt es keine Absolvent_innen.
Nach 1945 wird zwar Rhythmische Erziehung weiterhin für Schüler_innen unterschiedlicher Studienrichtungen der Akademie abgehalten, aber keine Ausbildung zur Lehrkraft für Rhythmische Erziehung angeboten.
Foto: v.l.n.r.: R. Chladek, B. Müller und unbekannt in Laxenburg 1934 (Archiv Rosalia Chladek)
1959 ist der Beginn einer erfolgreichen Ausbildung für Rhythmiklehrer_innen mit zunächst wenigen Studierenden, die sich im Laufe der Zeit zu einer der größten Ausbildungsstätten für MBP | Rhythmik entfaltet. Der Abteilung für Musikerziehung wird ein Lehrgang für Rhythmische Erziehung (später Rhythmisch-musikalische Erziehung) eingegliedert.
Brigitte Müller (1904-1993) besucht von 1924-1928 die Schule in Hellerau-Dresden und Hellerau-Laxenburg bei Wien, die Staatliche Musiklehrerprüfung mit Hauptfach Rhythmik legt sie in Berlin ab. Die Rhythmikausbildung an der Akademie leitet sie von 1959 bis 1969.
Rosalia Chladek (1905-1995) Durch die Unterstützung der Leiterin der Tanzausbildung an der Akademie, Rosalia Chladek, ebenfalls Schülerin der Schule Hellerau-Dresden (1921-1924) und Leiterin der Tanzgruppe in Hellerau-Laxenburg (1930-1938), wird die Rhythmikausbildung an der Akademie 1959 ermöglicht.
v.l.n.r.: Brigitte Müller, Rosalia Chladek
18 Studentinnen schließen den Lehrgang an der Akademie in dieser Zeit ab: 1964 Eleonore Kujal , Margit Schneider – 1965 Maria Ramsauer – 1966 Elisabeth Salviani, Heidemarie Slonitz, Rotraut Stanfel – 1967 Kunigunde Brochmann, Ilse Bubnik, Brigitte Langer – 1969 Rita Dietrich, Gertraud Elser, Elisabeth Mayer, Gertrude Schindler, Christina Stelzer, Renate Tilz – 1970 Anna Billinger, Barbara Bollinger, Helga Wolf
Von ihnen lehren folgende drei Absolventinnen später in der Rhythmikausbildung an der mdw:
Margit Schneider schließt ihr Studium 1964 ab und unterrichtet an der mdw von 1972 bis 1996.
Eleonore
Witoszynskyj
(geb.
Kujal) studiert zunächst am Konservatorium in Zürich und schließt
1964 an der Musikakademie Wien ab. Sie unterrichtet an der mdw seit
1968.
Helga
Neira-Zugasti
(geb. Wolf) schließt 1970 ab, ist bis 2007 als Sonderschullehrerin
tätig und unterrichtet an der mdw von 1995 bis 2015.
Elisabeth Kreuzberger (geb. Salviani) schließt 1966 ab und leitet jahrzehntelang die Ausbildung für Tanzpädagog_innen am Konservatorium in Wien (jetzige MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien).
Foto: Eleonore Witoszynskyj beim Rhythmikunterricht mit Kindern (im Gardetrakt Schönbrunn) Foto: Irmgard Bankl
Die Leitung der Rhythmikausbildung liegt von 1970-1982 bei Ingrid Giel (*1938), ausgebildet in Rhythmik, Klavier und Kammermusik am Städtischen Konservatorium in Berlin und in Moderne tänzerische Erziehung (Chladek) an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien. Es folgen Rudolf Konrad von 1982-1983, Ralph Illini 1984-1988 und 1992-1998. Angelika Hauser übernimmt von 1988-1991 und Maud Paulissen-Kaspar von 1991-1992 die Leitung interimistisch.
Die Änderung des Studienplans 1979 führt zur Verlängerung der Studiendauer um ein Jahr: Studienrichtung D (8 Semester). Das Kunsthochschul Studiengesetz KHStG sieht für die Studienrichtung mit dem zentral-künstlerischen Fach Rhythmisch-musikalische Erziehung (ab 1984 heißt sie Musik- und Bewegungserziehung) zwei Studienabschnitte vor:
1.
Diplomprüfung (8 Semester) – Lehrbefähigung
2.
Diplomprüfung (4 Semester) – Magister artium
199 Studentinnen und 15 Studenten schließen das Rhythmikstudium an der Hochschule ab.
1979 schließt Martin Kutterer, der erste männliche Student an der Hochschule, seine Rhythmikausbildung ab. An den Vorgängerinstitutionen Hellerau bei Dresden und Laxenburg hatte es bereits von 1911-1938/39 männliche Absolventen gegeben.
Abschlussjahrgänge 1970-1998
Von den Absolventinnen der Jahre 1970-1998 lehren acht in der Rhythmikausbildung der mdw: Irmgard Bankl (Abschluss 1997), Jutta Goldgruber-Galler (Abschluss 1994), Herta Hirmke-Toth (Abschluss 1971), Veronika Kinsky (Abschluss 1995), Monika Mayr (Abschluss 1984), Nora Schnabl (Abschluss 1984), Urd Anja Specht (Abschluss 1991) Sibylle Wirth (Abschluss 1984)
v.l.n.r.: Irmgard Bankl, Jutta Goldgruber-Galler, Herta Hirmke-Toth, Monika Mayr, Nora Schnabl
An anderen Instituten der mdw sind folgende Absolventinnen tätig:
Abteilung
für Musikphysiologie des Instituts für Musik- und
Bewegungspädagogik/Rhythmik sowie Musikphysiologie:
Sabine
Skopal
(geb. Schneider, Abschluss1990)
&
Andrea Bold (Abschluss 1990)
Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und elementares Musizieren (IMP): Gabriele Holzreiter (geb. Neumayer, Abschluss 1980), Christina Kanitz-Pock (Abschluss 1996), Veronika Kinsky (Abschluss 1995), Veronika Mandl (Abschluss 1996)
Institut Anton Bruckner Institut für Chor- und Ensembleleitung sowie Tonsatz in der Musikpädagogik: Astrid Krammer (Abschluss 1995)
Institut Antonio Salieri Institut für Gesang und Stimmforschung in der Musikpädagogik: Brigitte Stradiot (geb. Berger-Möhl, Abschluss 1982)
Absolventinnen lehren auch im In- und Ausland u.a. an folgenden Institutionen:
Anton Bruckner Privatuniversität Linz – Universität Mozarteum – Freie Universität Bozen – Hochschule der Künste Bern – Landeskonservatorium Vorarlberg – Musikhochschule Köln – Musikhochschule München – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien – Pädagogische Hochschulen in Österreich – Staatliche Hochschule für Musik und Theater Stuttgart – Theaterakademie August Everding – Universität der Künste Berlin
Rhythmikstudium und künstlerische Laufbahn
Darüber hinaus sind einige Absolventinnen dieser Periode auch in ihrer künstlerischen Laufbahn überaus erfolgreich .u.a.
Rose Breuss (Abschluss 1985): Dr. Theodor Körner Preis 1998
Mariella Greil (Abschluss 1998): 2004 grant/Artist in Residence at the 9th Komponistenforum Mittersill (A), 2005 performance grant for the project „Hebron Theorem“ NY/USA by SKE-Fonds Austria, 2008 Grant awarded by the Austrian Federal Ministry for Education, Arts and Culture, 2011 Grant awarded by the Austrian Federal Ministry for Education, Arts and Culture
Tanja Simma (Abschluss1988): Internationaal Lachfestival (B), 1. Preis für Straßentheater, Pressepreis für Bühnen-Kurzprogramm 1999-2002
Hilde Kappes (Abschluss 1987): 2001 Jury-Preisträgerin des Prix Pantheon und weitere Kabarett- und Kleinkunstpreise, 2002 Düsseldorfer Handelsblatt-Preis, Preisträgerin der Morenhovener Lupe und Rhoner Sur Prizes in Bozen
Mit dem Bundesgesetz über die Organisation der Universitäten der Künste (KUOG) werden die österreichischen Kunsthochschulen 1998 zu Kunstuniversitäten. Die vollständige Implementierung des KUOG erfolgt 2002. Das Institut für Musik- und Bewegungserziehung sowie Musiktherapie (MBM) wird als eines von 24 Instituten in drei Abteilungen gegliedert:
Abteilung
für Musik- und Bewegungspädagogik|Rhythmik (MBP)
Abteilung
für Musiktherapie (MTH)
Abteilung für Integrative Atem-,
Stimm- und Bewegungsschulung
Die Institutsleitung bleibt bis 1998 bei Ralph Illini und wird 2002 an Angelika Hauser-Dellefant übergeben.
Angelika Hauser-Dellefant (*1957): macht ihren Abschluss mit Diplom Rhythmikerziehung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und absolviert das Studium des Bewegungstheaters Jaques Lecoy-Schule Philippe Gaulier Paris sowie ein Diplom als Bewegungspädagogin in der Franklin Methode.
Foto: Paul Wilke/Mediendienst
Abschlussjahrgänge 1998-2015
Von ihnen lehren vier Absolventinnen inzwischen an der mdw: Emilie Groz (Abschluss 2013), Marlene Lacherstorfer (Abschluss 2007), Sophie Kindermann (Abschluss 2010), Christina Reif (Abschluss 2006), Katharina Ruf (Abschluss 2011), Verena Zeiner (Abschluss 2005)
Marlene Lacherstorfer und die Alls Stars inklusive Band, Verena Zeiner
Darüber hinaus…
Das Frauentrio SUBsTANZEN ( Franziska Adensamer, Dietlinde Resch und Helene Salomon) erhält für seine Performance in der Akademie der Bildenden Künste den österreichischen FRAUENKUNSTPREIS 2006 in der Sparte Darstellende Kunst. Die drei Choreographien, die sich thematisch an zwei Gemälden und einer Skulptur aus der Gemäldegalerie der Akademie orientieren, wurden anlässlich der LANGEN NACHT DER MUSEEN 2005 uraufgeführt.
Birgit Zitzler wird Preisträgerin des Rupert-Riedl-Preises für interdisziplinäre Forschung 2007 für ihre schriftliche Magisterarbeit mit dem Thema: Die Wirkung von Musik auf Körper und Psyche unter Berücksichtigung situationsbedingter, persönlichkeitsspezifischer und musikimmanenter Einflussfaktoren – Funktionen und Zielsetzungen von Musik in der Rhythmisch-musikalischen Erziehung.
Zwischen 1999 und 2015 schließen 139 Studentinnen und 10 Studenten ihr Studium an der Universität ab. Von 2004/05 bis 2014/15 schließen zudem 112 Studentinnen und acht Studenten das Magisterstudium ab.
Mit 1.10.2015 tritt der neue Studienplan des Bachelorstudiums Musik und Bewegungspädagogik|Rhythmik sowie für den Studienplan des Masterstudiums Musik- und Bewegungspädagogik „Rhythmik|Rhythmisch-musikalische Erziehung“ in Kraft. Das Bachelorstudium dauert weiterhin 8 Semester, das Masterstudium wird auf 4 Semester verlängert.
Im Oktober 2016 wurde der Bereich Musiktherapie in ein eigenständiges Institut ausgegliedert. Dies führte zur Umbenennung in Institut für Musik- und Bewegungspädagogik|Rhythmik sowie Musikphysiologie mit nunmehr zwei Abteilungen:
Musik-
und Bewegungspädagogik|Rhythmik (MBP)
Musikphysiologie
Im aktuellen Studienjahr 2016/17 studieren 38/11 Studentinnen und 7/2 Studenten im Bachelor-/ Masterstudium und werden von 18 weiblichen und 6 männlichen Lehrenden sowie weiteren Lehrenden der Instrumente|Literaturspiel und Lehrenden der diversen Schwerpunkte betreut|unterrichtet. Damit zählt das Institut für Musik-und Bewegungspädagogik|Rhythmik an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zu den weltweit größten Ausbildungsstätten für Musik- und Bewegungserziehung (Rhythmik).
Von 1959 bis 2016 schlossen insgesammt 361 Frauen und 25 Männer das Rhythmikstudium ab. Einen Überblick über die Rhythmik-Lehrenden an der Wiener MBP|Rhythmik-Ausbildung seit 1959 bietet ihnen diese Graphik:
Das Team der Lehrenden 2016, MBP|Rhythmik-Lehrende 1959-2016
Richard Böhm 1997, Die Entwicklung der Abteilung Musikpädagogik vom Jahre 1947 bis zur Gegenwart, in: Ewald Breunlich (Hg.) 1997, Zur Geschichte der Abteilung Musikpädagogik 1947-1997. 50 Jahre Abteilung Musikpädagogik Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Wien
Angelika Hauser-Dellefant, Eleonore Witoszynskyj (Hg.) 2016, Leben ist Bewegung ist Musik. Entwicklungen und Konzepte der Wiener Rhythmik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Wiesbaden
Lynne Heller 1997, Vorläufer der Abteilung Musikpädagogik 1896-1947, in: Ewald Breunlich (Hg.) 1997, Zur Geschichte der Abteilung Musikpädagogik 1947-1997. 50 Jahre Abteilung Musikpädagogik Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Wien
Lynne Heller 1992, Die Reichshochschule für Musik in Wien 1938-1945, Diss. Univ. Wien
Herta Hirmke-Toth 2009, Rhythmik in Hellerau-Laxenburg. Die pädagogische Arbeit der Schule Hellerau-Laxenburg 1925-1938, (Diss., Univ. Wien 2002), Saarbrücken
Johannes-Martin Kamp 1995, Kinderrepubliken: Geschichte, Praxis und Theorie radikaler Selbstregierung in Kinder- und Jugendheimen, Wiesbaden
Barbara Preis 2009, Weibliche Lehrkräfte und Schülerinnen der Reichshochschule für Musik in Wien 1938-1945. Studien – Berufsentwicklung – Emigration, Diss., Universität Wien
Bildnachweis
Abb. 1: Musik- und Bewegungspädagogik | Rhythmik-Studierende; Magister-Jahrgang, Auftritt im Kosmos Theater Foto: Irmgard Bankl
Abb. 2: Emile Jaques Dalcroze (1865-1950), Quelle: Karl Storck, E. Jaques-Dalcroze. Seine Stellung und Aufgabe in unserer Zeit, Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer: Stuttgart, 1912
Abb. 3: „die Tanzenden“, Quelle: Karl Storck, E. Jaques-Dalcroze. Seine Stellung und Aufgabe in unserer Zeit, Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer: Stuttgart, 1912
Abb. 4: Gertrude Wiesenthal, Quelle: Kunstnachrichten. Information des Arts. Organ für Musik, Theater, Literatur, Kunst und Wissen, Sondernummer: Festausgabe der Staatsakademie und darstellende Kunst zum Internationalen Musikwettbewerb 1937, redigiert von Ing. Karl Oeschler, Wien 1937, 34 (mdw-Archiv)
Abb. 5: Ansichtskarte der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze in Hellerau bei Dresden, 768 Adam’s Kunst-Verlag, Dresden-A. I, Am See 18, Quelle: Sammlung Hirmke-Toth
Abb. 6: Christine Baer-Frissell, Wiedereröffnung der Schule Hellerau für Rhythmus, Musik und Körperbildung. Pädagogische Leiterin (1925-1932) der Schule Hellerau – Laxenburg bei Wien Quelle: Archiv Rosalia Chladek
Abb. 7: Valeria Kratina, Mitbeteiligt an der wiedereröffnung der Schule Hellerau für Rhythmus, Musik und Körperbildung. Leiterin der Tanzgruppe (1925-1930) der Schule Hellerau – Laxenburg bei Wien Quelle: Archiv Rosalia Chladek
Abb. 8: „Der Nachmittag eines Fauns“ (Debussy), Festspiele der Schule Hellerau, 1922, Quelle: Archiv Rosalia Chladek
Abb. 9: aus dem Schulprospekt 1927/28, Quelle: Sammlung Hirmke-Toth
Abb. 10: v.l.n.r.: R. Chladek, B. Müller und unbekannt in Laxenburg 1934, Quelle: Archiv Rosalia Chladek
Abb. 11: Brigitte Müller am Klavier 1979, Quelle: Sammlung Ingrid Giel
Abb. 12: Rosalia Chladek, Leiterin der Tanzausbildung an der Akademie von 1952 – 1970 unterrichtet in der Rhythmikausbildung das Fach Körperbildung bis 1977, Quelle: Sammlung Ingrid Giel
Abb. 13: Eleonore Witoszynskyj beim Rhythmikunterricht mit Kindern (im Gardetrakt Schönbrunn) Foto: Irmgard Bankl
Abb. 14: Jahrgang 1976-1979, Privatbesitz: Jutta Goldgruber-Galler
Abb. 15: Irmgard Bankl RHYTHMIK COMPACT 2004, Foto: Klaus Göhr
Abb. 16: Jutta Goldgruber-Galler im Unterricht 2012, Foto: Irmgard Bankl
Abb. 17: Herta Hirmke-Toth, Foto: Grete Schwetz
Abb. 18: Monika Mayr 2004, Foto: Irmgard Bankl
Abb. 19: Auftritt von Nora Schnabl, Foto: Peter Andritsch, 2000
Abb. 20: Marlene Lacherstorfer (3. v. r.) und die All Star Band, Foto: Sebastian Schmid, 2014
Abb. 21: Verena Zeiner, Foto: Paul Zeiner
Abb. 22: Das Team der Lehrenden 2016, Foto: Irmgard Bankl
Herta Hirmke-Toth, Artikel „musik- und bewegungspädagogik | rhythmik – ein klassisches frauenstudium“, in: spiel|mach|t|raum. frauen* an der mdw 1817-2017plus, hg. von Andrea Ellmeier, Birgit Huebener und Doris Ingrisch, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 2017ff.
URL: https://www.mdw.ac.at/spielmachtraum/artikel/mbp-rhythmik
| zuletzt bearbeitet: 10.01.19