Den anfangs meist aus „gutem Haus“, aus Adels- und Bürgerfamilien stammenden Töchtern genügt es auch nicht mehr – gemäß dem bürgerlichen Frauenideal – (weg)geheiratet und versorgt zu werden. Der folgende historische Abriss versucht Musiklehrerinnen im privaten Unterricht sowie an öffentlichen Schulen sichtbar zu machen. Um Musik unterrichtende Frauen, und da speziell Streicherinnen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuspüren, braucht es eine Lupe. Die meisten Musikstudentinnen bzw. Musiklehrerinnen waren in Fächern wie Klavier und Gesang ausgebildet, Streicherinnen waren damals eher noch die Ausnahme.
Selbstständigkeitsbestrebungen von Musik studierenden Frauen, die sich zuerst neben dem Studium ein Zubrot, später durch Unterrichten ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, führen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu der Idee, eine Vereinigung von Musiklehrerinnen zu gründen. Der Verein der Musiklehrerinnen in Wien (später umbenannt in Club der Wiener Musikerinnen) wird 1886 von drei Klavierabsolventinnen des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gegründet – mit größter Wahrscheinlichkeit die weltweit älteste derartige Organisation.
Die
Fragen nach sozialer Absicherung und die Suche nach Erwerbsquellen
als ausübende Musikerinnen führten außerdem zur Gründung von
heute kaum bekannten Frauenorchestern bzw. spezialisierten
Kammermusikensembles (zumeist Damenquartetten). Siehe dazu:
exotischer reiz | ökonomischer zwang: Frauensembles
Der im Folgenden vorgestellte von drei Absolventinnen des Konservatoriums 1886/1888 gegründete Verein der Musiklehrerinnen in Wien ist in diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert.
1886 | vorerst private Gründung, weil das in der Schulordnung des Konservatoriums verankerte Verbot einer Mitgliedschaft von Schüler_innen in Vereinen im Falle des Zuwiderhandelns den Ausschluss zur Folge gehabt hätte |
1888 | nach der Beendigung ihrer Studien offizielle Gründung des Musikpädagogischen Vereins der Musiklehrerinnen durch drei Klavierabsolventinnen des Konservatoriums: Rosa Lutz, Olga von Hueber und Marie von Grünzweig |
Ziele des Vereins: zunächst
ausschließlich pädagogischer Natur, schon bald soziale Absicherung
der in ungünstiger finanzieller Lage befindlichen Privatlehrerinnen
Aktivitäten der Vereinsmitglieder: Schüler_innen-Vortragsübungen, Kammermusik, Hauskonzerte, musikalisch-wissenschaftliche Vorträge, Geselligkeit, Kontakte, Lektionenvermittlung, Schüler_innenvermittlung, Lehrerinnenempfehlungen, Erstellung eines ersten Lehrplans für den Klavierunterricht, Anregung zu einer einheitlichen Textunterlage für Honorarverträge
1894 | Aufnahme des Pensionsfonds in die Statuten des Vereins, der 1896 in Kraft tritt – eine Pionierleistung von Marie Schneider von Grünzweig |
ab 1901 | Freiwillige Teilnahme von unterstützenden Mitgliedern am Kranken-Unterstützungsfonds, Pensionsfonds und Ferialfonds, um materielle Notlagen abzufangen |
1905 | Der Verein der Musiklehrerinnen in Wien tritt dem Bund Österreichischer Frauenvereine“(BÖFV), gegründet 1902 von Marianne Hainisch, bei |
1911 | mit der (gesamt-österreichisch gedachten) Gründung des „Österreichischen Musikpädagogischen Verbandes“ erfährt die Arbeit des „Musikpädagogischen Verbandes der Musiklehrerinnen“ in der Zielsetzung eine direkte Fortführung |
1934 | wird
der Verein der Musiklehrerinnen in Wien in den Klub der Wiener
Musikerinnen umgebildet
Der Pensionsfonds fällt der Geldentwertung zum Opfer, ebenso der Krankenunterstützungs- und der Ferienfonds, es bleiben nur noch der Fonds für wissenschaftliche Zwecke und der Notstandsfonds übrig |
1939 | Löschung des Vereins im NS-Staat |
1947 | Reaktivierung des Vereins, der sich bis heute – trotz starker Schwankungen bei den Mitgliederzahlen – weiterhin den Zielen der Begründerinnen widmet |
Die Anfänge des musikpädagogischen Unterrichts am Konservatorium und seinen Nachfolgerinstitutionen sind äußerst durchwachsen. Damit ein ungefährer Eindruck von der Entwicklung des Faches Musikpädagogik an der mdw entsteht, folgt ein grober Überblick bis in die 1950er Jahre.
1828 | Beginn des Unterrichts für Präparanden der Normalschule St. Anna, 1832 Einrichtung einer eigenen Konservatoriumsklasse |
1850 | bestätigt eine kaiserliche Verordnung über den Privatunterricht, dass die Erteilung von Musikunterricht im Wesentlichen frei sei |
1863 | Bildung einer Prüfungskommission mit dem Recht, staatsgültige Zeugnisse zur Leitung öffentlicher Musikschulen auszustellen („Staatsprüfungen“) |
1896 | Errichtung von sogenannten Lehrerbildungskursen |
1909 | Verstaatlichung des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde Umbildung zur k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst |
1910 | provisorisches Statut, Instrumental- und Gesangslehrer_innen auszubilden |
1929 | Errichtung des Musikpädagogischen Seminars |
1930 | Erstmalige Teilung in der Ausbildung für Schul- und Privatmusikerzieher_innen Ende der Staatsprüfung, Auflösung der Prüfungskommission |
1931 | Wiedereinführung der Staatsprüfung, allerdings nur mehr als Prüfungskommission für das Lehramt an privaten Musiklehranstalten |
1932 | Rivalitäten zwischen Akademie und der Österreichischen Musiklehrer_innenschaft führen zur Zusammenlegung der Abteilung für Kirchenmusik und des Musikpädagogischen Seminars in die Abteilung für Kirchen- und Schulmusik |
1940 | durch einen Entscheid des NS-Reichserziehungsministeriums wird Schulmusik als vollwertiges Lehrfach an Höheren Schulen zugelassen |
1941 | Errichtung der Abteilung für Musikerziehung an der nunmehrigen Reichshochschule für Musik. Einführung einer einheitlichen Prüfungsordnung für Privatmusiklehrer_innen |
1945 | nochmalige Zusammenlegung der Abteilungen für Kirchen- und Schulmusik |
1947 | die abermalige Trennung der Abteilungen nach Kriegsende |
nach 1950 | Streicherlehrerinnen an der Musikpädagogik nach 1950: u.a. Frieda Litschauer (Violoncello),
Eva Braun und Edith Steinbauer (Violine) |
„Im Jahr 1947 wurden an der Abteilung für Musikerziehung zwei Lehrgänge angeboten: Ein Lehrgang für Schulmusikerziehung (Lehrgang A) in der Dauer von 4 Jahren und ein zweijähriger Lehrgang für Privatmusikerzieher (Lehrgang B).“ (Böhm 1997)
Den sich ändernden Anforderungen entsprechend werden allmählich die Studien umgebildet: Aus dem Lehrgang B für Privatmusikerzieher (zwei Jahre) wird nach Abschaffung der Staatsprüfung und Auflösung der Staatsprüfungskommission die Staatliche Lehrbefähigung als Abschlussprüfung der B-Lehrgänge beschlossen. Es folgt die Umbenennung in Lehrgang für Instrumental- und Gesangslehrer mit der Verlängerung auf ein viertes Studienjahr. In der Abteilung für Musikerziehung (Schulmusik, vier Jahre) kommt es zu Übergangslösungen und Studienreformen sowie zur Einführung der Studienrichtung Instrumentalmusikerziehun.
Zukunftsprojekt: Chronologische Weiterführung dieses Kapitels über die Entwicklung der Musikpädagogik an der mdw unter besonderer Berücksichtigung der Kategorie Gender
Das Nebeneinander von verschiedenen in der folgenden Aufstellung berücksichtigten Konservatorien bzw. der Akademie war nicht zuletzt auch begleitet von Auseinandersetzungen über Kompetenzen – etwa um die jeweilige Namensführung. Dieses spannende Thema, mit oft sehr verwirrenden Details, können hier nur ansatzweise wiedergegeben werden.
1909 | Gründung, hervorgegangen aus der Privatmusikschule Theobald Kretschmann. Das Ansuchen Theobald Kretschmanns, einem Mitglied der Wiener Philharmoniker, zur Führung des Konservatoriumtitels wird vorerst untersagt. Eine Verwechslung mit dem gerade erst zur Akademie umgebildeten Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde sollte ausgeschlossen werden. Der korrekte Titel der Anstalt, der sich aber im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzte, lautete Privatmusikschule des Vereins Neues Wiener Konservatorium |
1912 | Statuten: Erteilung von Unterricht, öffentliche Aufführungen und
Vorträge. Es handelt sich um
eine private, auf Eigenmittel angewiesene höhere Lehranstalt zur künstlerisch-praktischen Berufsausbildung
auf dem Gesamtgebiet der Musik.
Lehrerinnen und Lehrer waren in der Regel Absolvent_innen der Akademie oder einer gleichgestellten Lehranstalt |
1913/14 | schloss die Anstalt das Schuljahr mit einem Defizit ab. Ein Ansuchen an das k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht um Subvention wird ohne Angabe von Gründen abgelehnt |
1918 | weiteres Subventionsansuchen wird abgelehnt |
1919 | Fehlende Geldmittel nach dem Ersten Weltkrieg, die prekäre wirtschaftliche Situation, Massenarbeitslosigkeit und Streiks führen zu einer erneuten negativen Entscheidung über ein Subventionsansuchen |
Das Überleben der Anstalt – des Neuen Wiener Konservatoriums – trotz aller Schwierigkeiten ist in dieser Zeit erstaunlich.
1922 | Ziel der Leitung ist es, den privaten Charakter der Institution abzulegen. Jetzt wird die Erlaubnis zur Führung des Titels „Konservatorium“ erteilt. Mitte der 1920er Jahre erfolgt der Ausbau des Lehrplans sowie einer eigenen Ausbildungsklasse für Kinder |
1929/30 | Im Prospekt zum 20. Schuljahr finden sich die Violinlehrerinnen Friedericke Böhnel-Elblein und Marie Rodosi. Im selben Zeitraum gibt es 16 männliche Violinlehrer. Damit beträgt der Frauenanteil ca. 12,5% |
1930 | Weltwirtschaftskrise, fehlende Geldmittel, die den Konzertbetrieb knapp halten, für viele Instrumentalmusiker_innen wird das Unterrichten notwendig. Einige Lehrkräfte besaßen keinen formalen Nachweis der Lehrbefähigung. Ausschlaggebend für eine Anstellung war oft vielmehr der gute Ruf als Musiker_in oder Musiktheoretiker_in. Beginnende Probleme gab es wegen Beschäftigung nicht staatlich geprüfter Musiklehrer_innen und solcher, die die sogenannte österreichische Bundesbürgerschaft nicht besaßen, Nachsicht wurde nur zum Teil gewährt |
1934 | Es steigt der Druck der Dollfuß-Regierung, Februarkämpfe, österreichischer Bürgerkrieg und Errichtung des autoritären Ständestaates. Prestigeverlust durch Abwanderung einiger Lehrer und Lehrerinnen an die Akademie während manche der von der Akademie abgewiesenen Lehrer_innen am Konservatorium aufgenommen werden. Da das Konservatorium Geldmittel benötigt, werden mehr Schülerinnen und Schüler aufgenommen. |
In der Festschrift 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium werden für den
Gesamtzeitraum des Bestehens folgende Violinlehrerinnen angeführt:
Friedericke (Fritzi) Böhnel-Elblein, Ella Herschmann-Eibenschitz,
Erna Lamatsch, Maria Rodosi,
Erna Schreier, Ella Stiller. In der selben Festschrift werden 23 männliche Violinlehrer angeführt. Damit ergibt sich ein Frauenanteil von 21%
1938 | Auflösung. Jüdische Lehrerinnen und Lehrer werden entlassen und haben keine Chance mehr auf Anstellung |
In den Statuten wird die „unbedingte Ausschließung der Politik“ gefordert. Eine Lehranstalt für finanziell schlechter gestellte Schülerinnen und Schüler mit niedrigen Beiträgen, die auch gänzlich erlassen werden konnten, und erstklassigem Unterricht.
Zielsetzung: musikalische Volkserziehung
Da das Schulgeld nur ein Viertel des Betrages im Verhältnis zum Neuen Wiener Konservatorium ausmachte, wurden sogenannte Zehner-Klassen (zehn Schüler_innen zu 6 Minuten ergibt einen zweimal wöchentlich stattfindenden Unterricht von insgesamt 12 Minuten pro Schüler_in), aber auch entsprechend organisierte Achter-, Vierer- und Zweierklassen.
Errichtung von Kindersingschulen, musikalische Kindererziehung, sowie einem Kinderorchester, Arbeitslosenkurse und Laienbildung. Besonders beliebt: Klavier und Gesang; Violine im Mittelfeld. Im Prospekt Zehn Jahre Wiener Volkskonservatorium, erschienen zum Jubiläumsjahr 1935/36, werden dreizehn Violinpädagog_innen angeführt, von denen sieben weiblich sind, damit also ein Anteil von 54%!
1925 | Antrag auf Gründung |
1926 | Bewilligung und offizielle Gründung |
1936 | Niedergang, Verschuldung |
1938 | Auflösung |
Bei der Auflösung des Vereins 1938 werden insgesamt fünf Violinpädagoginnen von den Musiklehranstalten der Stadt Wien übernommen.
Das Neue Wiener Konservatorium für Musik und das Wiener Volkskonservatorium gelten als direkte Vorläufer des späteren Konservatoriums der Stadt Wien, der heutigen Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien – MUK.
Basierend auf dem kulturpolitischen Ziel der Sozialdemokrat_innen, das Bildungsniveau der Arbeiterschicht zu heben, wurde durch Volkskonzerte (1889) und die Arbeiter-Sinfonie Konzerte (1905-1925) die Proletarische Musikbewegung unterstützt.
Zweck des Vereins: Pflege und Förderung der Tonkunst, sowie verwandter Kunst- und Wissenszweige. Unterricht in allen musikalischen Fächern (neben den gängigen Orchesterinstrumenten auch Mandoline, ab 1929 Harmonika, Zither, Kurse für Jazzinstrumente). Veranstaltung von Vorträgen und Vorlesungen, öffentlichen Aufführungen, Errichtung einer Bibliothek und einer Musikinstrumenten- und Notenverleihanstalt. Unterstützung von begabten und bedürftigen Mitgliedern. Das Konservatorium für volkstümliche Musikpflege reagierte, ähnlich wie das Neue Wiener Konservatorium und im Unterschied zum Volkskonservatorium, positiv auf den Einfluss des Jazz.
1919 | Nach der Republikbildung kam es zur Gründung einer Kunststelle durch
Sozialdemokrat_innen, davon ausgehend: Verein für volkstümliche
Musikpflege
Intention: Schaffung eines Volksorchesters und Volkschores stehen bahnbrechend für die neuen Ziele der Arbeiterkulturbewegung in Österreich: Daran angeschlossen das Konservatorium für volkstümliche Musikpflege in Wien |
1934 | Verbot des Vereins |
Der von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß gegründeten Einheitspartei Vaterländische Front fallen alle Organisationen mit sozialdemokratischem Gedankengut zum Opfer, Verbote und Auflösungen geschehen zugunsten der politischen Neuordnung. Nach der sozialdemokratischen Kunststelle wird eine österreichische Kunststelle neu ins Leben gerufen, die das Kulturleben christlich, deutsch und berufsständisch lenken sollte. Nach Aufhebung des Auflösungsbescheides, der Genehmigung zur Weiterführung unter gleichem Titel, werden Zugehörige zur sozialdemokratischen Partei ihrer Posten enthoben, es müssen viele Lehrende und Schüler_innen die Schule verlassen.
1937 | Nach Umbildung und Statutenänderung werden neben Klavier und Violine hauptsächlich Kurse für Volksinstrumente gehalten, Reduzierung des Kursangebotes |
1938 | Auflösung des Vereins |
In der nationalsozialistischen Vorstellung von Erziehung stehen
Rassentheorie und Volksgemeinschaft nach dem Motto Musik ins Volk im
Zentrum. Die Musikschule der Stadt Wien bildete keinerlei
Rechtsnachfolge irgendeines früheren Musikinstitutes. Schüler_innen und
Lehrende setzten sich aus „rassisch“ und politisch genehmen Personen
zusammen. Viele hochqualifizierte Lehrkräfte allein aus dem früheren
Neuen Wiener Konservatorium hatten aus oben erwähnten Gründen keine
Aufnahmechance. Nur das Haupthaus der Musikschule der Stadt Wien stand
im Rang eines Konservatoriums, war in keiner direkten Verbindung zu
einer Parteiorganisation, und bot Unterricht in allen Fächern bis zur
höchsten Ausbildung. Die neben dem Haupthaus bestehenden sieben Volks-
und Jugendmusikschulen waren parteilich an die Hitlerjugend (HJ) und an
die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) gebunden.
Kriegsbedingt gab es starke Schwankungen in den Schüler_innenzahlen,
Raummangel und Luftschutzdienst sowohl für Lehrerende als auch für
Schülerinnen und Schüler.
1938 | gegründet mit dem Plan, Musikschulen für Jugend und Volk in verschiedenen Bezirken Wiens zu errichten |
1939 | wurden die Kindersingschulen in die Musikschule der Stadt Wien eingegliedert |
1941/42 | gab es lediglich fünf Violinlehrende, von denen nur eine – Eugenie Piller-Strilka – weiblich war |
1945 | die Musikschule der Stadt Wien wird in Konservatorium der Stadt Wien und die bisherige Volks- und Jugendschulen in Musikschulen der Stadt Wien umbenannt und diese Anstalten gemeinsam mit der Kindersingschule der Stadt Wien unter dem Titel Musiklehranstalten der Stadt Wien zusammengefasst |
Nach Kriegsende wurde der Unterricht an der Musikschule – nunmehr Konservatorium der Stadt Wien – wieder aufgenommen; das Konservatorium arbeitete mit zunächst zeitlich begrenztem Öffentlichkeitsrecht zur Ausstellung staatsgültiger Zeugnisse, erst 1950 wurde das Recht auf Dauer verliehen.
Der Hauptanstalt Konservatorium oblag als Fachschule für Berufsmusiker und Berufsmusikerinnen die Ausbildung der Begabten bis zur Reife- und Diplomprüfung, Musikschulen, die dem Konservatorium angegliedert waren, waren Mittler, um breite Schichten der Bevölkerung zum Musikverständnis zu erziehen, und als dritte Säule bestanden die Kindersingschulen. Auch die Lehrpläne unterschieden sich wenig von denen der NS-Zeit. Die Musikschule im 5. Bezirk erhielt den offiziellen Namen „Musikschule der Stadt Wien zur Pflege volkstümlicher Musik“.
In den Mitteilungen des Konservatoriums aus dem Schuljahr 1946/47 werden die Violinlehrerinnen Eva Hitzker, Lilly Pausch-Weiss allerdings lediglich als Fachlehrerinnen angeführt (im Gegensatz zu den drei männlichen Ausbildungslehrern).
In den Musikschulen der Stadt Wien unterrichten zu dieser Zeit insgesamt sieben FachlehrerInnen, von denen 5 Frauen waren: Herta Binder, Franziska Chalupny, Luise Bilek, Elisabeth Hackl, Marie Spetlich-Panzer. Damit ergab sich bei den „niedriger“ eingestuften Musikschulen (im Vergleich zum Konservatorium) ein Frauenanteil von 71%!
Richard Böhm 1997, Die Entwicklung der Abteilung Musikpädagogik vom Jahre 1947 bis zur Gegenwart, in: Ewald Breunlich (Hg.) 1997, Zur Geschichte der Abteilung Musikpädagogik 1947-1997. 50 Jahre Abteilung Musikpädagogik Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Wien
Georg Hauer 2003, Der Club der Wiener Musikerinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte, Wien
Lynne Heller 1997, Vorläufer der Abteilung Musikpädagogik 1896-1947, in: Ewald Breunlich (Hg.) 1997, Zur Geschichte der Abteilung Musikpädagogik 1947-1997. 50 Jahre Abteilung Musikpädagogik Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Wien
Lynne Heller 1992, Die Reichshochschule für Musik in Wien 1938-1945, Diss., Univ. Wien
Freia Hoffmann, Eva Rieger (Hg.) 1992, Von der Spielfrau zur Performance-Künstlerin. Auf der Suche nach einer Musikgeschichte der Frauen. Frau und Musik, Internationaler Arbeitskreis e.V., Schriftnereihe Bd.2, Kassel
Eveline Möller 1994, Die Musiklehranstalten der Stadt Wien und ihre Vorläufer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Diss., Univ. Wien
Ernst Tittel (1967), Die Wiener Musikhochschule. Vom Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde zur staatlichen Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wien
Bildnachweis
Abb. 1: Zwei Mädchen am Klavier, Pierre-Auguste Renoir 1892/93, Musée d’Orsay, Paris, Quelle: [Public domain], via Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3APierre-Auguste_Renoir_158.jpg
Abb. 2: Marie Schneider von Grünzweig, Präsidentin des Vereins der Musiklehrerinnen in Wien bzw. des Klubs der Wiener Musikerinnen 1892-1938 (Bild aus 1928) Quelle: ÖNB/Wien Bildarchiv, aus: Die Österreicherin, 2. Jg., 1929, Nr. 2
Abb. 3: Quelle: Musiksammlung Albertina/ÖNB, Rechenschaftsbericht
Abb. 4: §1 der Statuten des Vereins „Neues Wiener Konservatorium“ Quelle: mdw-Archiv
Abb. 5-8: Die k.k. Akademie wehrt sich gegen den Gebrauch des Titels „Konservatorium“ durch das „Neue Wiener Konservatorium“, Quelle: mdw-Archiv
Abb. 9: aus dem Prospekt „Zehn Jahre Wiener Volkskonservatorium“ erschienen zum Jubiläumsjahr 1935/36. Zusammenschau der Violinpädagoginnen: Edith Bekic, Luise Bilek, Fritzi Böhnel-Elblein, Franzi Chalupny, Hilde Hammerschlag, Maria Koschin-Büllik und Christa Richter-Steiner, Quelle: mdw-Archiv, Bearbeitung: Sabine Böck
Abb. 10: Ausschnitt aus den Statuten des Konservatoriums für volkstümliche Musikpflege in Wien
Sabine Böck, Artikel „frauen* in der musikpädagogik am beispiel wien“, in: spiel|mach|t|raum. frauen* an der mdw 1817-2017plus, hg. von Andrea Ellmeier, Birgit Huebener und Doris Ingrisch, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 2017ff.
URL: https://www.mdw.ac.at/spielmachtraum/artikel/frauen-in-der-musikpaedagogik
| zuletzt bearbeitet: 10.01.19